Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar – Mehrere Schippen draufgelegt – Speyerer Leistungssteigerung drückt sich noch nicht in einem besseren Ergebnis aus
Die Männermannschaft des JSV Speyer hat ihren ersten Heimkampf in der Ersten Bundesliga mit 4:10 gegen den JC Leipzig verloren. Auch wenn das Ergebnis identisch war mit dem am ersten Saisonkampftag beim KSV Esslingen, waren die Speyerer deutlich näher an einem besseren Ergebnis dran. Die Punkte fuhren die eingesetzten Kämpfer aus Frankreich und der Schweiz ein, während gleich mehrere der deutschen JSV-Kämpfer sich mit zum Teil sehr unglücklichen Niederlagen abfinden mussten.
Allen voran war es, JSV-Nachwuchstalent Benjamin Hofäcker, der in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm an der Sensation schnupperte. Das erst 18-jährige Eigengewächs des JSV verlangte dem zehn Jahre älteren Costel Danculea, einem Weltklassemann aus Rumänien, in beiden Kämpfen alles ab. Gerade im ersten Kampf hätte Hofäcker nach Meinung vieler auf Speyerer Seite mindestens ein Unentschieden verdient. Eine umstrittene Shido-Strafe gegen Hofäcker gab gemäß den neuen Regeln den Ausschlag zugunsten des Leipzigers, weil der Kampf ohne technische Wertung zu Ende ging. In der vergangenen Saison wäre dies als Unentschieden gewertet worden. Zudem hatte der Speyerer einige gute Aktionen gezeigt, für die es unter Umständen Wertungen hätte geben können. Großes Pech hatte auch Wulf Reiche in der Kategorie bis 90 Kilogramm. Er erzielte nach eineinhalb Minuten seines Kampfes gegen Norbert Fleischer eine Yuko-Wertung mit einem Wurf, bei dem nicht viel zum Ippon fehlte, wurde aber unmittelbar danach ausgekontert und musste den Kampf abgeben. Thomas Bauer (-66kg) leistete gegen den Deutschen Vizemeister Philipp Mackeldey dreieinhalb Minuten lang couragierten Widerstand, musste aber am Ende die Überlegenheit seines Gegners ebenso anerkennen wie David Riedl (-81) und Markus Sturm (+100).
Glanzlichter aus Sicht der Gastgeber setzten im ersten Durchgang die beiden Schweizer Michael Iten (-60kg) und Flavio Orlik (-100), die bereits in Esslingen punkteten. Sie gewannen ihre Kämpfe überzeugend mit schönen Würfen und gaben den über 500 Fans im Judomaxx Grund zum Jubeln.
„Die Führung zur Pause war recht glücklich für Leipzig. Wenn die Kämpfe von Benjamin Hofäcker und Wulf Reiche für uns ausgehen, dann führen wir mit 4:3 – und das nicht einmal unverdient“, bemerkte JSV-Teamchef Michael Görgen.
Für einen guten Start in den zweiten Durchgang sorgte Iten mit seinem zweiten Sieg. Dann gab es allerdings einen Dämpfer, als David Riedl bereits nach wenigen Sekunden von seinem Gegner kalt erwischt wurde und somit auch seinen zweiten Kampf vorzeitig abgeben musste. In der Klasse bis 100 Kilogramm kam im zweiten Durchgang Paul Zwezich zum Einsatz. Sein Kampf gegen Manuel Viehweg war lange Zeit ausgeglichen, beide Kämpfer hatten Gelegenheiten, Wertungen zu erzielen, doch nach etwas über drei Minuten war es der Leipziger, der sich mit einem Schulterwurf den Sieg sicherte.
Anschließend kämpfte Benjamin Hofäcker erneut gegen Danculea, doch trotz einer weiteren sehr starken Leistung, die das Speyerer Publikum begeisterte, musste er sich dieses Mal durch zwei Wazaari-Wertungen vorzeitig geschlagen geben. Richtig spannend wurde es im folgenden Kampf bis 90 Kilogramm zwischen Speyers Franzosen Pierre-Louis Guerin und dem Leipziger Robert Conrad. Guerin war über die ganze Kampfzeit bemüht und aktiver, konnte jedoch zunächst keine Wertung erzielen. Es gab zweimal Shido gegen Conrad und einmal gegen Guerin. Das hätte für den Sieg gereicht, doch kurz vor Schluss verhängte der Kampfrichter einen weiteren Shido gegen Guerin. Doch dieser erzielte in den Schlusssekunden ein Wazaari und entschied damit den Kampf für sich.
Im vorletzten Kampf des Tages musste sich der junge Speyerer Leander Riegert innerhalb einer Minute gegen Johannes Herzig. Ohne Chance war im abschließenden Duell der um zwei Gewichtsklassen hochgestellte Andreas Benkert gegen den deutlich größeren und mindestens 30 Kilogramm schwereren Leipziger Fabian Hubert. Immerhin dauerte es knapp zwei Minuten, bis Letzterer den Kampf für sich entschied und damit den Endstand von 10:4 besiegelte.
Obwohl das Ziel, das Ergebnis von Esslingen zu verbessern, nicht erreicht wurde, war Teamchef Michael Görgen nach dem Kampf keineswegs enttäuscht. Er stellte eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem ersten Kampftag fest: „Wir haben gleich mehrere Schippen draufgelegt, haben auch in den verlorenen Kämpfen teilweise Wertungen geholt und hatten Pech mit einigen Kampfrichterentscheidungen.“
Ausdrücklich lobte er den Einsatz der ausländischen Judoka im JSV-Kader, die wieder zahlreich angereist waren: „Es ist super, dass sie sich immer wieder in den Dienst der Mannschaft stellen und zu uns kommen, auch wenn sie nicht alle immer kämpfen können. So habe ich alle Optionen bei der Aufstellung und kann unsere zwei Ausländerpositionen so besetzen, wie es gerade sinnvoll ist. Und wie wir heute gesehen haben, kann ich mich auch darauf verlassen, dass sie die Punkte holen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn sie haben alle starke Gegner besiegt.“
Zwar wird man für den Rest der Saison jedes Mal als Außenseiter auf die Matte gehen, aber in den kommenden beiden Kämpfen warten mit Großhadern und Ettlingen zwei Mannschaften, die ebenfalls ihre ersten beiden Begegnungen verloren haben. Daher ist man in Speyer optimistisch, diese Duelle noch offener gestalten zu können.
Weiter geht es für die JSV-Männer am 18. Juni mit dem Heimkampf gegen den TSV Großhadern.
Zu den Bildern (JSV-Kämpfer jeweils in Blau)
– Michael Iten holte zwei Siege für den JSV.
– Benjamin Hofäcker begeisterte das Speyerer Publikum mit starken Kämpfen gegen einen Kontrahenten von internationalem Format, musste sich aber dennoch zweimal geschlagen geben.
– Andreas Benkert hielt gegen den deutlich größeren und schwereren Fabian Hubert couragiert dagegen, doch am Ende setzte sich der Favorit durch.