Walldorf/Metropolregion Rhein-Neckar – „Enttäuschende Firmenpolitik“
Protestmarsch der Microm-Mitarbeiterschaft gegen Aufgabe des Standorts Walldorf
Ein ungewohntes Bild in Walldorf: Am 22. März zog ein Protestmarsch vom Friedhofsparkplatz in die Hauptstraße. Die Demonstration mit abschließender Kundgebung galt der umstrittenen Schließung der Firma Microm in Walldorf, die zum Thermo Fisher Konzern gehört.
Dieser will den äußerst rentablen Betrieb zum 31. März 2014 schließen und die Produktion des Medizingeräteherstellers nach Shanghai verlagern. Auch im Walldorfer Gemeinderat war die Firmenschließung schon Thema und das Gremium forderte die Konzernleitung in einer Resolution auf, Gespräche mit allen Beteiligten zu führen.
Rund hundert Arbeitsplätze am Standort Walldorf sind von der Schließung betroffen. Es wurde jedoch nicht nur in Walldorf demonstriert, sondern auch an anderen deutschen Standorten von Thermo Fisher solidarisierten sich Angestelle mit den Walldorfer Kolleginnen und Kollegen. Bei der Kundgebung vor der Katholischen Kirche St. Peter ergriff auch Bürgermeisterin Christiane Staab, die mit Wirtschaftsförderer Marc Massoth gekommen war, das Wort. Sie betonte, wie viel Walldorf tue, um sowohl für Unternehmen als auch deren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein attraktiver Standort zu sein. Die geplante Schließung von Microm nannte sie „sehr enttäuschend“. Sie kritisierte auch, dass Arbeitsplätze in ein Land verlegt würden, das Menschenrechte missachte und wo Arbeitsschutzgesetze und Umweltschutzbestimmungen wie in Deutschland völlig fehlten. Nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung dürfe das Ziel sein, sondern man müsse auch an die nachfolgenden Generationen denken, erklärte sie. Weitere Redner waren Bernd Knauber, IG Metall, der ankündigte, nicht „klein beigeben zu wollen“ sowie Jürgen Bitz, Vorsitzender des Microm-Betriebsrats, und Walter Heidenfelder, Betriebsratsvorsitzender von Thermo Fisher Deutschland. „Wir machen Druck“, kündigte er an. Manfred Hoppe, IG Metall, sprach aus Erfahrung, als er Grüße der Mitarbeiterschaft von Leica in Nußloch überbrachte. Von dort sollten neunzig Arbeitsplätze nach China verlagert werden. Dank Verhandlungen habe man diese Zahl auf “immer noch schmerzliche 47 drücken können”, berichtete Hoppe. “Die Auseinandersetzung lohnt sich”, meinte er aufmunternd.
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Ein seltenes Bild in Walldorf: Protestfahnen in der Hauptstraße (Foto: Pfeifer)