Weinheim/Metropolregion Rhein-Neckar – Foto: Derzeit ist Konyukhov an der University of Nottingham in Ningbo, China, als Professor tätig. Ende kommenden Jahres möchte er zur Fortsetzung seiner Forschung an das KIT zurückkehren. Aus diesem Grund übergab Dr. Jörg Böcking, Geschäftsleiter der Freudenberg New Technologies, den Preis stellvertretend an Professor Karl Schweizerhof vom KIT.
Russischer Wissenschaftler für mechanische Forschung ausgezeichnet
Vergangenen Samstag wurde Dr. Alexander Konyukhov am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem alle zwei Jahre vergebenen Carl-Freudenberg-Preis ausgezeichnet. Die Jury würdigte die Arbeit des russischen Wissenschaftlers innerhalb der Mechanik. Neben der Thermomechanik ist sein Hauptarbeitsgebiet der vergangenen Jahre die Kon-taktmechanik. Derzeit ist Konyukhov an der University of Nottingham in Ningbo, China, als Professor der Mechanik tätig. Ende kommenden Jahres möchte er zur Fortsetzung seiner Forschung an das KIT zurückkehren.
Konyukhov kam im Jahr 2002 an das Institut für Mechanik der ehemaligen Universi-tät Karlsruhe. Sein Know-how ist in Fachkreisen sehr gefragt, ob bei Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Vorträgen auf Kongressen sowie Workshops. Am KIT hält er Vorlesungen zur Kontaktmechanik. Diese beinhaltet alle wichtigen Gebiete der Mechanik, dem zentralen theoretischen Fach der Festkörperbetrachtung in der Bauindustrie und im Maschinenbau. Die mechanische Betrachtung geht davon aus, dass sich alle Körper und Strukturen im Kontakt mit Nachbarkörpern befinden oder durch Belastung und Bewegung in Kontakt geraten. Die Fragestellungen reichen von technischen Herausforderungen wie Stoßproblemen, Crashvorgängen im Automobilbau oder Flugzeugabstürzen, Aufblasvorgängen von Airbags, Fallen von Gegenständen wie Handys bis hin zum Aufbau von Seilen und Kabeln, die aus einzelnen Strängen oder Drähten beste-hen.
Ebenso steht der menschliche Körper im Fokus: Kleidung, die den Körper in ver-schiedenen Schichten berührt. Beim Sitzen oder Gehen gibt es Kontakt mit einem Stuhl oder dem Boden. Sport ist kontaktgeprägt. Beim Tennis, Fußball oder Boxen, Bobfahren, Ski- und Eiskunstlauf. Selbst beim Essen und Schlafen ist der Kontakt im Zahnbereich zentral, einmal beim Zubeißen auf Äpfel und Schnitzel und einmal beim Zähneknirschen in der Nacht.
Aus der Sicht der Kontaktmechanik ist neben der Deformation der Körper selbst de-ren Oberfläche von zentraler Bedeutung, ihre geometrische Form und lokale Be-schaffenheit. Diese wird aus einer mechanisch globalen Sicht beschrieben – über Rauigkeit und Reibung, zum Beispiel die Wirkung von hochbelasteten Dichtungen der Freudenberg Gruppe. Die Forschung am KIT kann dabei bis ins mikroskopisch kleinste Detail gehen. Darüber hinaus kommen Effekte wie Schmierung, Adhäsion oder Abstoßung, Wärmeübertragung und Abrieb hinzu, die am KIT in anderen Ar-beitsgruppen verfolgt werden.
Innerhalb der Habilitationsschrift von Dr. Konyukhov geht es nicht um das Beobachten, sondern um die Modellierung des tatsächlichen Verhaltens mit unter-schiedlichen Maßstäben. Dazu werden hervorragende Kenntnisse der Mathematik, speziell der Differentialgeometrie verlangt. Außerdem müssen diese in große Simulationsprogramme umgesetzt und mit den Fragestellungen großer Deformationen und Bewegungen verbunden werden. Wenn man nun glaubt, dass die Praxis hier weit entfernt ist, täuscht man sich. Alle Fragestellungen stammen direkt aus der Praxis und die entwickelten Lösungen werden von der Praxis genutzt, die heute für alle technischen Lösungen auf Computersimulationsprogramme zurückgreift. In diese Programme werden die funktionierenden Lösungen und entwickelten Algorithmen eingebaut.
Über den Carl-Freudenberg-Preis
Der mit 5.000 Euro dotierte Carl-Freudenberg-Preis dient der Förderung des Hochschulleh-rernachwuchses am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Er wird alle zwei Jahre für die beste wissenschaftliche Arbeit mit naturwissenschaftlich-technischem Hintergrund vergeben. Die Auswahl erfolgt nach Kriterien der wissenschaftlichen Exzellenz und potenzieller indust-rieller Nutzbarkeit durch ein interdisziplinäres Gremium des KIT. Der Preis wird seit 1951 vergeben. Die Freudenberg Gruppe hat ihn anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens im Jahr 1949 gestiftet. Er ist nach Friedrich Carl Freudenberg (1848-1942) benannt, der an der Poly-technischen Hochschule, der späteren Universität Karlsruhe und dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie, studierte. Er ist Teil des sozialen Engagements des Unternehmens für die Region rund um den Stammsitz in Weinheim.
Über die Freudenberg Gruppe
Die Freudenberg Gruppe ist ein Familienunternehmen, das seinen Kunden technisch an-spruchsvolle und beratungsintensive Produkte und Dienstleistungen bietet. Die Unterneh-mensgruppe ist hauptsächlich Zulieferer in den Bereichen Dichtungs- und Schwingungstech-nik, Vliesstoffe, Filter, Schmierstoffe und Trennmittel sowie Mechatronik. Unter den Marken-namen vileda®, O´Cedar® und Wettex® findet der Endverbraucher moderne Haushaltspro-dukte von Freudenberg im Handel. Vor allem für mittelständische Unternehmen entwickelt Freudenberg Softwarelösungen und IT-Dienstleistungen. Die Unternehmensgruppe beschäf-tigte im Jahr 2011 mehr als 37.000 Mitarbeiter in 58 Ländern und erwirtschaftete einen Um-satz von 6.006,5 Millionen Euro. Weitere Informationen zu Freudenberg im Internet unter www.freudenberg.de.