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Speyer – Pirmin Spiegel wird Misereor-Chef

Speyer(is) – Metropolregion Rhein-Neckar – Ein Pfälzer wird Misereor-Chef – Pirmin Spiegel löst am Freitag Prälat Josef Sayer an der Spitze des weltweit größten katholischen Entwicklungshilfswerks ab.Pirmin Spiegel, aus dem Bistum Speyer stammender Priester, wird am Freitag neuer Chef des weltweit größten katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor. Der 54-Jährige wird Nachfolger von Prälat Josef Sayer (70), der seit 1997 als Misereor-Hauptgeschäftsführer wirkte. Die folgende Misereor-Reportage stellt den neuen Mann an der Spitze des kirchlichen Hilfswerks vor.

Pirmin Spiegel fährt in seinem roten Kleinwagen auf der Hauptstraße im Bundesstaat Maranhão im Nordosten Brasiliens von São Luis Richtung Inland. Er dreht das Autoradio lauter. Der berühmte brasilianische Volkssänger Luis Gonzaga singt sein Lied „Asa Branca“. Spiegel singt mit. „In dem Lied geht es um einen Kleinbauern, der den Nordosten verlassen muss, weil es zu trocken ist. Er muss in den Süden gehen, um Geld für seine Familie zu verdienen“, erklärt Spiegel. „Ein herzergreifender Text! Und er beschreibt die Situation der Menschen hier im Nordosten Brasiliens sehr gut“.

Der gebürtige Pfälzer weiß, worüber er spricht. Insgesamt 14 Jahre lebte und arbeitete der Deutsche in Maranhão, einem der ärmsten Bundesstaaten des Landes. Er betreute 70 Gemeinden im Bistum Bacabal, reiste viele Jahre von Ort zu Ort, um mit den Menschen Messen zu feiern und mehr über ihr Leben, ihre Sorgen und Nöte zu erfahren. Er erzählt von Vertreibungen, Hunger, gewalttätigen Landkonflikten, Bildungsdefiziten, Unterdrückung, Korruption und behördlicher Willkür. Ob als Pfarrer, als Ausbilder und Begleiter von Laienmissionaren oder Gründer einer Landwirtschaftsschule: Spiegel setzte sich stets für einen strukturellen Wandel ein, dafür, den Ausgegrenzten und Armen eine Stimme zu geben und ihnen zu einem menschenwürdigeren Leben zu verhelfen. „Menschen und Natur werden für Machtinteressen instrumentalisiert, ausgebeutet. Das ist grässlich. Vor Gott hat jeder Mensch den gleichen Stellenwert“, sagt er.

Für Pirmin Spiegel ist die Mission eine Berufung, geplant war sie nicht. „Eigentlich sollte ich den Hof meiner Eltern übernehmen“, sagt Spiegel, der vor 54 Jahren im 600-Seelendorf Großfischlingen geboren wurde. Seine Eltern führten einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit zehn Hektar Land. Von Kindheit an arbeiteten er und seine zwei Geschwister auf dem Hof der Eltern mit. Nach dem Abitur studierte er Agrarwissenschaften – allerdings nur für knapp ein Jahr. „Mein Interesse an philosophischen und politischen Fragen war einfach stärker“, erinnert er sich. Deshalb wechselte er für ein Philosophie-Studium nach Frankfurt. Spiegels Weg nach Brasilien und zur Theologie begann mit einem Zufall: „Lateinamerika hat mich immer schon interessiert. Aufgrund der Geschichte, der Agrarwirtschaft dort, aber auch der Theologie der Befreiung.“ Über eine Schulfreundin lernte er einen Pfarrer kennen, bei dem er dann sechs Monate in Brasilien hospitierte: den späteren Misereor-Chef Norbert Herkenrath. „Diese Zeit hat mein Leben verändert und mein pastorales Denken geprägt.“ Spiegel beschloss, Priester zu werden. Nach dem Theologiestudium wurde er 1986 Pfarrer in Kaiserslautern, bevor er 1990 nach Brasilien zurückkehrte und zu Padre Firmino wurde.

Um der Not etwas entgegenzusetzen, gründete er 1995 unter anderem die Landwirtschaftsschule EFAC. 88 Schüler von der fünften bis zur achten Klasse leben und lernen hier momentan. Die Kinder leben abwechselnd zwei Wochen in der Schule und zwei Wochen in ihren Gemeinden. Gelernt wird mitten in der Natur. Auf dem Stundenplan stehen neben Fächern wie Mathe und Portugiesisch unter anderem auch landwirtschaftlicher Anbau und Produktion. Es gibt Beete, eine Art Gewächshaus mit Jungpflanzen, eine Acerola-Plantage und ein Klassenzimmer im Wald. „Die Kinder lernen hier, was ökologische und nachhaltige Landwirtschaft bedeutet. Sie beschäftigen sich mit verschiedenen Arten der Produktion und der Heilwirkung von Pflanzen“, erklärt er. „Dieses Wissen sollen sie dann als Multiplikatoren in ihre Gemeinden tragen. Wir wollen gemeinsam mit den Armen neue Wege finden und so Zeichen der Hoffnung für ein würdevolleres Leben setzen.“

Anfang der 90er Jahre organisierte Pirmin Spiegel zusammen mit Freunden ein großes Treffen der sogenannten Basisgemeinden in São Luis. Diese christlichen Gemeinschaften wurden ab den 60er Jahren als eins der zentralen Elemente der Befreiungstheologie in Lateinamerika gegründet. Rund 5000 Menschen nahmen an diesem Treffen teil. Für Spiegel ein sehr wichtiges Ereignis: Es legte den Grundstein für seine weitere Arbeit: die Förderung von Basisgemeinden und die Ausbildung von Laien – zuletzt im Auftrag der brasilianischen Bischofskonferenz. Laien sind heute maßgebliche Träger des kirchlichen Lebens in weiten Teilen Brasiliens.

„Padre Firmino“ hinterlässt Spuren in der weltkirchlichen Bewegung Brasiliens. Und vor allem: in den Herzen der Menschen!

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