Heidelberg/Metropolregion Rhein-Neckar – USC -Eine Niederlage, mit der man leben kann
Keine Sensation: Der USC Heidelberg verlor sein Gastspiel beim Tabellenführer Mitteldeutscher BC mit 94:102 (46:46). Ohne Björn Schoo (Patellasehnen-Verletzung) und Geburtstagskind Janis Heindel (Grippe) waren die Heidelberger nach Weißenfels gefahren – trotzdem kämpften und ackerten alle neun Mann volle 40 Minuten und hatten den Favoriten am Rande einer Niederlage. „In der Crunchtime hatten wir leider einfach einige unglückliche Entscheidungen, die uns den Sieg gekostet haben. Ausnahmsweise war unsere Reboundarbeit diesmal nicht gut genug.“ antwortet Cheftrainer Uwe Sauer auf die Frage nach dem Grund der Niederlage. Bis in die letzten Minuten war das Spiel ungemein spannend, erst ein Dreipunktwurf von MBC-Forward Sascha Leutloff zum 96:89 in der 39. Minute brach den Kurpfälzern das sprichwörtliche Genick.
Im Vorfeld war klar, dass man es in der Stadthalle Weißenfels ganz schwer haben würde – noch keine einzige Mannschaft hatte diese Saison zwei Punkte aus diesen vier Wänden entführen können. Ein „märchenhaftes Spiel“ sollte es für die Wölfe werden, so titelte zumindest die Hallenzeitung „Inside“. Darauf hatten die Heidelberger aber gar keine Lust, allen voran Jerrell Williams. Der 2,03m-Forward eröffnete den Korbreigen per And-One nach 20 Sekunden. Allerdings kamen die MBC-Spieler auch recht gut in Fahrt: Hördur Vilhjalmsson traf einen Dreier zum 18:9 (7.). Darauf startete der USC eine kleine Aufholjagd. Charlie Burgess traf einen Dreier zum 19:18-Anschluss, Jerrell Williams‘ Korbleger zum 19:20 holte sogar wieder die Führung zurück. Nach den ersten zehn Minuten stand es 24:22. Von diesen 22 Heidelbergern Zählern gingen satte 15 auf Williams‘ Konto. Der US-Boy war erstmals in die Startformation vorgerückt und dominierte am offensiven Ende so dermaßen, dass die MBC-Akteure in der zweiten Halbzeit sofort foulten, wenn Williams den Ball bekam. Zu schnell, zu wendig, zu explosiv ist der 24-jährige für Gegenspieler über 2,00m Körpergröße, für kleinere ist er zu groß. Rekordverdächtige 26 Punkte in der ersten Halbzeit, die er noch nicht einmal durchspielte! Wahrhaftig märchenhaft. Anfang des zweiten Viertels brach Williams bereits seinen Saisonrekord, als er seinen 17. Punkt erzielte – Die gesamte Halle rieb sich die Augen. In jenem zweiten Abschnitt durfte auch Alexander Kuhn für gut vier Minuten aufs Parkett – der Mannheimer bedankte sich mit einem Assist. Nach einem Dunking Marke „Silencer“ von Williams nahm MBC-Trainer Silvano Poropat eine Auszeit – 28:32. Das half den Sachsen-Anhältern, bis zum Halbzeit-Buzzer hatten sie das Spiel wieder auf Gleichstand gedreht.
Auch nach dem Pausentee setzte der USC ein ums andere Mal Ausrufezeichen: Zunächst blockt Paul Zipser einen Layup von Leutloff, im Gegenzug trifft Oliver Komarek einen Dreier. Komarek war nicht wiederzuerkennen: Strotzend vor Selbstvertrauen zog sich der Power Forward aus seinem Loch heraus und erzielte bärenstarke 24 Punkte! In der 24. Minute schlug das Zipser-Komarek-Duo wieder zu: Paul steckt durch zum hereinschneidenden Oli, der mit Power Move zum 57:56. Im dritten Vietel sorgte vor allem Hördur Vilhjalmsson dafür, dass die USC-Truppe nicht davonzog. Neun Punkte des Isländers taten den Heidelbergern weh. Zum Ende des dritten Viertels fordert Charlie Burgess den Ball nach einem schnellen Einwurf. Als der Point Guard den Ball bekommt, sind noch 0,8 Sekunden zu spielen – Burgess dreht sich um und hält drauf. Von der eigenen Freiwurflinie, aus 20 Metern. Der Ball segelt durch die Luft, fällt, die Sirene ertönt, gegens Brett, drin. Unglaublich! Leider egalisierte wiederum Vilhjalmsson diesen Wurf mit drei Punkten seinerseits. Das Spiel ist noch nicht entschieden, aber so langsam macht sich der Heimvorteil bemerkbar und die Heidelberger geben zu viele Rebounds ab. Somit zieht der MBC zwischenzeitlich auf 13 davon. Komarek und Burgess verhalfen zu weiteren Zählern, aber es reichte dann nicht mehr. Leutloff trifft kaltschnäuzig zum 96:89, als noch eine Minute zu spielen ist, hier ist die Messe gelesen.
Der USC erzielte 94 Punkte, Karlsruhe konnte bisher als einzige Mannschaft in Weißenfels mehr als 94 erzielen, nämlich 95. Für 81 dieser 94 Punkte sind Williams, Burgess und Komarek verantwortlich. Das hört sich zunächst fabelhaft an, jedoch meint Uwe Sauer: „Um diese Mannschaft zu schlagen, brauchen alle einen guten Tag. Selbst wenn drei meiner Spieler einen perfekten haben, reicht das nicht. Wir haben viel Zonenverteidigung gespielt, dabei muss man schlechte Würfe forcieren und die Abpraller einsammeln. Letzteres gelang uns nicht, also wurde es insgesamt schwer.“
Keinesfalls hat dieser Rückschlag die USCler in ihrer Entschlossenheit und ihrer Moral getroffen. Man ging erhobenen Hauptes vom Parkett und verkaufte sich gegen den Tabellenführer teuer. Nach den überzeugenden Erfolgen gegen Jena und Chemnitz ist der Neckardampfer auch weiterhin auf Playoffkurs (7. Platz) und richtet seinen Blick auf das nächste Spiel gegen die BG TOPSTAR Leitershofen/Stadtbergen. „Auch diese Mannschaft wird sich ganz bestimmt nicht niederlegen. Wir bereiten uns so wie immer vor. Wir werden wieder versuchen, den Gegner ins Laufen zu bringen und unsere Stärken auszuspielen.“, erklärt Sauer die Lage der Dinge vor dem Heimspiel am Sonntag.
„Das war heute kein Rückschritt.“ ist das letzte Statement des USC-Trainers.
Mitteldeutscher BC – USC Heidelberg: 102:94 (24:22, 22:24, 25:20, 31:28)
MBC: Vilhjalmsson 28 (5 Dreier, 5 Assists), Heyden 21 (16 Rebounds, 4 Assists, 36 Effektivität), Leutloff 15 (6 Reb, 3 Ass, 2 Dreier), Holcomb Faye 11 (3 Ass), Reid 9 (4 Reb), Hinnant 8 (3 Reb, 4 Ass), Wachalski 4 (4 Reb), Lange 4, Cavars 2, Adler.
USC: Williams 33 (26 in 1. HZ, 12/14 FG, 9/14 FT, 12 gezogene Fouls, 2 Blocks, 7 Reb, 3 Ass in 33 Minuten), Komarek 24 (4 Dreier, 4 Reb, 9/14 FG), Burgess 24 (7/12 FG, 4/5 Dreier, 7 Reb, 4 Ass, 1 Steal, 1 Block), Watts 6, Sargent 3 (1 Dreier), Zipser 2 (3 Ass, 2 Blocks), Barth 2 (2 Ass), von Fintel, Kuhn (1 Ass).
Sehen Sie hier den Buzzer Beater von Charles Burgess: http://www.youtube.com/watch?v=gdQaSVLIR0g
Robin Herbert