Ludwigshafen – Neuer Bloch-Almanach

Ludwigshafen / Rhein-Neckar – Jubiläumsband zu Ehren des Ludwigshafener Philosophen und zu “10 Jahre Bloch a.Rh.”
Der aktuelle Bloch-Almanach ist ein Jubiläumsband zu Ehren des Philosophen Ernst Bloch. Dafür gibt es reichlich Anlass. Am 8. Juli 2010 wäre der in Ludwigshafen am Rhein geborene Philosoph 125 Jahre alt geworden, am 12. Oktober 1970 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt verliehen und am 3. November 2010 wirkt das nach ihm benannte Ernst-Bloch-Zentrum bereits zehn Jahre in der ehemaligen Direktorenvilla der Walzmühle. Der von Dr. Frank Degler und Dr. Klaus Kufeld he-rausgegebene Band veröffentlicht daher Archivmaterialien zur Ehrenbürgerschaft, dokumentiert die Eröffnung des Zentrums und präsentiert die Ausstellungen und Vor-träge, die in den letzten zehn Jahren im Ernst-Bloch-Zentrum stattfanden.
Ernst Blochs Ehrenbürgerschaft im Jahr 1970 kam in der Hochzeit seines Wirkens und seiner internationalen Wertschätzung. Der Träger des Friedenspreises des deut-schen Buchhandels war zu einer gehörten Stimme für die junge Generation dieser Zeit geworden. Sein philosophisches und essayistisches Werk, verlegt im Suhrkamp Verlag, erfreute sich höchster Achtung. Die Protokolle des Rats der Stadt Ludwigsha-fen sind Zeugnisse dieser Würdigung von Ernst Bloch über alle Parteigrenzen hin-weg, wie nicht zuletzt die Rede des späteren Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl ein-drücklich belegt. Auch die Rede Ernst Blochs zur Ehrenbürgerschaft hat Eingang in den Jubiläumsband gefunden aber auch die im Bloch-Archiv verwahrte Urkunde wird abgebildet.
“Vieles spricht dafür, dass der Hoffnungs- und Utopiebegriff Bloch‘scher Provenienz neue Konjunktur hat und wieder häufiger im philosophischen Diskurs wie auch Feuil-leton vertreten ist”, so Dr. Degler, Leiter des Ernst-Bloch-Archivs. Dieser Jubiläums-Almanach dokumentiere vor diesem Hintergrund zweierlei: Zum einen bringt er die frühe Würdigung Blochs durch die Stadt Ludwigshafen ins heutige Bewusstsein. Blochs Beziehung zur Vaterstadt, die nicht immer konfliktfrei verlief, erfuhr im Spät-
werk eine Reinigung und Klärung in der Einsicht, dass die Spannung zwischen der Arbeiterstadt Ludwigshafen und der Residenzstadt Mannheim sein dialektisches Denken mitgeprägt habe. Diese Perspektive ist auch hilfreich im Zusammenspiel der Städte in der heutigen Metropolregion Rhein-Neckar. Dies wird in der erweiterten Fassung von Blochs Essay ‚Ludwigshafen – Mannheim‘ deutlich, aber ebenso in Hermann Glasers Eröffnungsrede wie auch in Klaus Kufelds Analyse des Bloch‘schen Heimatbegriffs.
Zum anderen werden ausgewählte Vorträge im “Forum Philosophie” des Ernst-Bloch-Zentrums hier erstmals abgedruckt und in Verbindung mit kommentierten Bil-dern aus Ausstellungen mit Günter Grass, Alfred Hrdlicka, Luis Murschetz, Stefan Moses und anderen dokumentiert. Synoptisch können diese Bild- und Wortbeiträge wie ein Panorama des Veranstaltungsprofils des Ernst-Bloch-Zentrums gelesen wer-den, das sich den Zukunftsfragen unserer Zeit verschreibt. Die Themen der Vorträge reichen entsprechend von einem Vergleich Detlev Horsters ‚Bloch & Rorty‘ über ei-nen Essay von Ludger Lütkehaus, der Bloch in den Kontext von ‚Pessimismus und Praxis‘ einordnet, bis hin zu Joachim Lucchesis Untersuchung ‚Ernst Bloch und die Musik‘.
“Der Jubiläums-Bloch-Almanach bedeutet in der zeitgemäßen Lesart von Blochs Schriften eine bewusste Neuorientierung. Der Bloch-Almanach wird sich nach wie vor der Bloch-Rezeption verpflichtet sehen und sich auch weiterhin der nachhaltigen Werkexegese widmen. Dabei wird künftig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ak-zentuierter auch auf zeitgenössische Fragestellungen der Utopie gelenkt. Rezeption und Dokumentation sollen sich verstärkt ergänzen und eine breitere Auseinander-setzung mit dem Themenspektrum der Utopie ermöglichen”, darauf verweist Dr. Klaus Kufeld, Leiter des Ernst-Bloch-Zentrums.
Der Band wurde im Talheimer Verlag, Mössingen-Talheim, publiziert und kostet
15 Euro.
Weitere Informationen unter www.bloch.de.