Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Die Fassade des ältesten erhaltenen Gebäudes in Mannheim soll zum Deutschen Katholikentag 2012 im historischen Originalzustand erstrahlen. Das zwischen 1700 und 1723 erbaute Ensemble aus Altem Rathaus und Pfarrkirche St. Sebastian am Marktplatz wird derzeit aufwändig restauriert.
„Rathaus und Pfarrkirche am Marktplatz bilden ein ganz besonderes Gebäude – nicht nur für Mannheim: Der Doppelbau mit dem gemeinsamen Turm dokumentiert die enge Verbindung der politischen und kirchlichen Gemeinde, die im 18. Jahrhundert noch als Einheit verstanden werden konnte“, erläutert Erster Bürgermeister und Immobiliendezernent Christian Specht. „An diese historische Verbindung knüpfen wir bei der aktuellen Sanierung durch die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Kirche und Stadt Mannheim an.“
„Die Pfarrkirche St. Sebastian wird schon durch ihre zentrale Lage beim Deutschen Katholikentag 2012 ein besonderer Anziehungspunkt sein. In der Innenstadt ist und bleibt sie ein besonderer Ort gelebten Glaubens“, betont der katholische Stadtdekan Karl Jung. „Durch die Sanierung werden die beiden markanten Gebäude am Marktplatz die bundesweit beachtete christliche Großveranstaltung mit ihrem frischen Aussehen auch optisch mitprägen.“ Die Sanierungsarbeiten an der dem Marktplatz zugewandten Nordfassade sowie dem Glockenturm sollen bis Mai 2012 abgeschlossen sein.
„Wir freuen uns, dass wir mit der Sanierung von St. Sebastian voll im Zeitplan liegen. Der Abschluss des ersten Bauabschnitts ist auch durch die neue Farbigkeit der Straßenfassade sichtbar. Unser gemeinsames Ziel ist es, die beiden verbundenen Gebäude möglichst so wiederherzustellen, wie sie sich ursprünglich einmal präsentiert haben“, erklärt der Leiter der Seelsorgeeinheit Mannheim City, Jesuitenpater Hans-Joachim Martin. Dazu wurden umfangreiche Untersuchungen der 20 unterschiedlichen Farbschichten bis zum Originalzustand der Fassaden durchgeführt. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Detailarbeit sind schon jetzt an der fertiggestellten Westfassade zu sehen: Sie ist bereits im ursprünglichen Weiß in Kombination mit einem kräftigen Rotton an den Sandsteinelementen wiederhergestellt. Dabei wurde nicht nur neue Farbe aufgetragen, sondern vor allem die darunter liegende Bausubstanz gestärkt. Außerdem mussten größere Schäden an den Natursteinen behoben und einige Steine komplett ersetzt werden. Die neue Farbe ermöglicht dem Naturstein das ‚Atmen’, so dass über die Jahrhunderte angesammelte Mineralien und Salze entweichen können. Sichtbares Zeichen dieser schrittweisen ‚Gesundung’ des Steins können weiße Ausblühungen sein, die nach und nach verschwinden werden.
Am Turm zwischen den beiden Gebäuden wurde bereits im vergangenen Jahr ein spezielles Baugerüst errichtet: Der Marktplatz-Turm ist auf allen Seiten von weiteren Bauteilen umgeben. Daher konnte das Gerüst nicht wie sonst üblich auf dem Boden aufgestellt werden, sondern wurde direkt am Turm verankert. Beim Gerüstbau musste darüber hinaus besondere Rücksicht auf den Wochenmarkt und weitere Veranstaltungen auf dem Marktplatz genommen werden.
Nach dem Ende des starken Wintereinbruchs konnte im Januar mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden: Das Dach wurde geöffnet, um die Schäden am Dachstuhl zu erfassen und zu beseitigen. Ebenso sind inzwischen die Zimmer- und Dachdeckerarbeiten an den Turmhelmen sowie die Reinigungsarbeiten an den Natursteinen der Nordfassade gestartet. Der Glockenstuhl im Turm soll unter denkmalpflegerischen Aspekten behutsam instand gesetzt werden. Dabei wird das Läutwerk erneuert und die Aufhängungen der Glocken sowie die Klöppel überarbeitet. Ebenso soll die Stiege in den Glockenturm ertüchtigt werden. Ziel ist es auch hier, dem originalen Zustand wie zu Mozarts Zeiten möglichst nahe zu kommen.
Während der Bauarbeiten kann der Trausaal des Alten Rathauses wegen Staub und Lärm nicht genutzt werden. Als Ersatz bietet das Standesamt zusätzliche Termine im ‚Filsbachschlösschen’ K 7 sowie in den Hotels Maritim und Steigenberger an. Die Marktplatzwache des Kommunalen Ordnungsdiensts im Erdgeschoss des Alten Rathauses bleibt während der Sanierung unverändert geöffnet. In St. Sebastian kann während der gesamten Bauphase wie gewohnt Gottesdienst gefeiert werden.