Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – „Umgang mit demenzkranken Menschen“ – Ein Thema für die Polizei
Die Möglichkeit, an Demenz zu erkranken, steigt mit dem Alter und tritt entsprechend der immer älter werdenden Bevölkerung häufiger auf. Dem kürzlich veröffentlichten „Pflegereport“ einer großen deutschen Versicherung zufolge müsse mehr als jeder Dritte im Verlauf seines Lebens mit einer Demenz rechnen.
Wenn Betroffene alleine leben oder noch sehr mobil sind, kommt es mitunter vor, dass sie sich verlaufen und die Orientierung verlieren. Die Polizei kommt regelmäßig dann zum Einsatz, wenn sie als hilflose Personen oder als vermisst gemeldet werden.
Erst vor wenigen Tagen wurde eine 79 Jahre alte Frau, die sich in einer Pflegeeinrichtung im Bereich des Polizeipräsidiums Rheinpfalz befand, als vermisst gemeldet. Leicht bekleidet war sie mit ihrem Rollator am Nachmittag zuletzt auf ihrer Station gesehen worden. Ihre bestehende Herzkrankheit verstärkten die Sorge um ihr Wohlbefinden. Umfangreiche Suchmaßnahmen von Polizei und Feuerwehr wurden eingeleitet, an denen sich auch das Klinikpersonal beteiligte. Glücklicherweise blieb die Seniorin unversehrt: sie wurde innerhalb der Klinik in einem fremden Bett schlafend aufgefunden.
Auch in alltäglichen Lebenssituation aber insbesondere wenn Betroffene Opfer von Straftaten werden, wird die Polizei im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen vor Herausforderungen gestellt, die das Wissen um die Krankheit erforderlich macht. Naheliegend war somit, in die landesweite Demenzkampagne der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz im Auftrag des Sozialministeriums auch die Polizei Rheinland Pfalz einzubinden. Aus dieser Kooperation entstand das Konzept „Umgang mit demenzkranken Menschen“.
Im Polizeipräsidium Rheinpfalz fand zur Einführung des Konzeptes zunächst eine Informationsveranstaltung für Führungskräfte statt, in der eine fachkundige Referentin hilfreiche Informationen zur Krankheit, zu den Symptomen aber auch Verhaltenshinweise zum Umgang mit Betroffenen vermittelte. Die Umsetzung dieser Informationen bei allen Dienststellen unserer Behörde ist inzwischen erfolgt. Der durch die Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz eigens dazu entwickelte „Ratgeber für die Polizei- Einsatz mit an Demenz erkrankten Menschen“ erwies sich dabei als äußerst hilfreich.
Dies beinhaltet auch die Bereitstellung von Informationsmappen „Umgang mit demenzkranken Menschen“.
Die Mappen bestehen zum einen aus dem „Vermissten-Datenblatt“, einer wertvollen Hilfe bei der Suche nach an Demenz erkrankten Vermissten. Entwickelt wurde es von der Polizei in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und dem Innenministerium sowie der Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG). Das kompakte Vermissten-Datenblatt ist Teil des umfangreicheren „Biografieheftes“ das den Pflegeeinrichtungen und pflegenden Angehörigen im Land jetzt zur Verfügung steht.
Die vier Seiten des Vermissten-Datenblatts enthalten neben einem Lichtbild die Personalien und eine detaillierte Personenbeschreibung, die aktuelle und ehemalige Wohnanschriften sowie mögliche Anlaufadressen. Hinzu kommen Angaben über Angehörige, Bezugspersonen, gesetzliche Betreuer und Vollmachtinhaber. Auch Informationen über Lebens- und Bekleidungsgewohnheiten, Mobilität, Kommunikationsfähigkeit, gesundheitliche Gebrechen und Pflegestufe, behandelnde Ärzte, persönliche Vorlieben und Abneigungen sowie eventuell schon vorausgegangene Suchaktionen und deren Ergebnis sind im Datenblatt übersichtlich sortiert enthalten.
Pflegefachkräfte oder pflegende Angehörigen sollten das Datenblatt möglichst bald nach der Diagnose “Demenz” ausfüllen und für den Notfall bereithalten.
Das “Biografie-Heft“ enthält ausführliche Informationen, persönliche Erinnerungen und Fotografien aus allen Lebensabschnitten und sollte demente Patienten bei jedem Umgebungswechsel begleiten. Damit wird beispielsweise die Aufnahme in ein Krankenhaus, eine Kurzzeitpflege oder ein Pflegeheim erleichtert.
Polizeibeamte haben inzwischen Infomappen an Pflegeeinrichtungen im Zuständigkeitsbereich des PP Rheinpfalz verteilt.
Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen erhalten Infomappen bei ihrer Polizeidienststelle. Bestellt werden kann sie bei der LZG unter Telefon 06131 / 20 69 12 oder per E-Mail unter rkrzistek@lzg-rlp.de.
Weitere Informationen zur Demenzkampagne erhalten Sie unter www.demenz-rlp.de.