Weinheim / Metropolregion Rhein-Neckar – „Immer schonungslos“ – Interview mit dem Kabarettisten Björn Pfeffermann zu seinem Auftritt im Weinheimer Schlosskeller am 19. November
Bekannt ist er durch Fernsehauftritte bei „Ottis Schlachthof“ oder auf anderen renommierten Bühnen der Republik, aber man kennt seinen Namen auch aus dem Hintergrund: Denn Björn Pfeffermann arbeitet auch als Texter und Autor für Kabarettisten-Kollegen und Comedy-Shows. Mit der Verpflichtung des fränkischen Kabarettisten Björn Pfeffermann hat sich das Weinheimer Kulturbüro einen Aufsteiger der Kabarett-Szene für einen Weinheimer Auftritt gesichert. Er gilt als frischer Wind auf der Kleinkunstbühne – und ist aktuell mit renommierten Preisen dekoriert wie dem „Reinheimer Satirelöwen 2009“ und dem „Melsunger Kabarettpreis“ aus dem gleichen Jahr. Am Freitag, 19. November, 20 Uhr, tritt Pfeffermann mit seinem aktuellen Soloprogramm „Glückspilzvergiftung“ im Weinheimer Schlosskeller auf. Worum geht es dabei? Eingebettet in die Rahmenhandlung eines glücklosen Moderators, der sich der heute so beliebten Castingmaschinerie stellt, liefert Björn Pfeffermann tragikomische Einblicke in die männliche Psyche. Zum Auftritt in Weinheim führte unsere Zeitung ein Interview mit dem Kabarettisten.
Herr Pfeffermann, die Süddeutsche Zeitung urteilt über Sie, Ihre Kritik sei „messerscharf, beißend und treffsicher“. Daraus geht hervor, dass Sie in Ihrem Programm nicht immer sanft mit der Politik umgehen, stimmt das?
Ich hoffe, dass das stimmt! Kabarettisten, die mir gefallen, sind eigentlich immer schonungslos – ob sie über Politik reden, über die Gesellschaft oder über IKEA-Möbel.
Es ist die Zeit, in der so genannte Comedians große Hallen füllen, Mario Barth oder Bülent Ceylan. Hat es ein politisches Kabarett in diesen Zeiten besonders schwer, oder liegt darin sogar eine Chance?
In meinem Programm „Glückspilzvergiftung“ geht es ja nicht ausschließlich um Politik, sondern auch um das Leben (eines Mannes in den 30ern). Der Unterschied ist: Es gelingt mir nicht, das Leben ganz so eindimensional zu betrachten wie Herr Barth… Dafür werde ich auch nie einen Werbevertrag bei „Media Markt“ bekommen.
Wie erklären Sie sich diesen „Hype“?
Offenbar gibt es viele Menschen, die das Leben gern eindimensional betrachten… Aber natürlich nicht in Weinheim! Und ganz im Ernst: Ich glaube schon, dass es ein Publikum für intelligentes Kabarett gibt. Damit kann man wahrscheinlich kein Fußballstadion füllen – aber vielleicht den Schlosskeller…
Angela Merkel sitzt fest im Sattel, die Wirtschaftskrise ist gemeistert, geht einem politischen Kabarettisten da nicht irgendwann der Stoff aus?
Soll das ein Witz sein?
Wo sind die Grenzen des guten Kabarett-Geschmacks? Kann man über Sarrazins Thesen Witze machen?
Solche Thesen kann man doch nicht ernsthaft diskutieren. Darüber muss man Witze machen!
In „Glückspilzvergiftung“ beschäftigen Sie sich mit einem Moderator der Castingmaschinerie. Sind Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ nicht selbst Satire – ohne es zu wollen? Kann man das als Kabarettist noch besser machen?
Die Casting-Situation dient in meinem Programm nur als Rahmenhandlung. Die Hauptfigur, ein Journalist, hatte einst große Pläne. Er wollte mindestens die Tagesthemen moderieren. Aber in seiner Karriere ist einiges schief gegangen. Und so findet er sich beim Casting eines Quizfernsehsenders wieder. Zwischen den Castingszenen sitzt er in der „Wartelounge“ und erzählt aus seinem Leben…
Sie gehören zu den Autoren von Ottis Schlachthof? Schreibt man fürs Fernsehen anders Texte als für die klassische Kleinkunstbühne?
Kleinkunst sollte man live anschauen!!! Das Fernsehen ist eigentlich das völlig falsche Medium: Man hat höchstens vier Minuten Zeit, der Zuschauer ist vom Künstler durch eine Glasscheibe getrennt. Und was glauben Sie, wie schwer es ist, Otti in diese modernen Flachbildfernseher zu pressen!
„In der Hoffnungslosigkeit beginnt der wahre Optimismus.“ Das ist eine Weisheit von Jean-Paul Sartre, die in der Pointe Ihres Programms eine Rolle spielt. Das ist schwere Kost im Vergleich zu den Comedians der Neuzeit. Sie glauben aber, Sie können dem Weinheimer Publikum auch solche Aufgaben stellen.
Natürlich! „Weinheim“ sagt doch schon alles: In vino veritas… Und mit einem guten Tropfen lässt sich alles runterspülen!
Info: „Glückspilzvergiftung“, Solo-Programm des Kabarettisten Björn Pfeffermann, Schlosskeller der Stadt Weinheim, Freitag, 19. November, 20 Uhr, Vorverkauf im Kartenshop der DiesbachMedien, weitere Infos auch beim Kulturbüro der Stadt Weinheim unter 06201-82 592.