Walldorf/Metropolregion Rhein-Neckar„Wellness-Kur“ für Bäderpark
Wie die Stadtwerke Walldorf GmbH die Chance des Hallenbad-Neubaus nutzen will, um auch das komplette Freibad und den Badesee aufzuwerten, erläuterte Bäderpark-Leiter Ulrich Schumann in der letzten öffentlichen Gemeinderatsitzung am 12. Oktober. Der Gemeinderat nahm die Planung nicht nur zustimmend zur Kenntnis, sondern gab auch sein einhelliges Votum zugunsten eines städtischen Darlehens in Höhe von 1,64 Millionen Euro für die Stadtwerke Walldorf GmbH, die eine städtische Tochter ist.
Sobald das neue Hallenbad, dessen Richtfest bereits gefeiert wurde, steht und das alte Hallenbad abgerissen sein wird, wird die neue landschaftliche Einbindung und Gestaltung des Areals „komplett angepackt“. Wo heute noch das alte Hallenbad ist, soll ein attraktiver Weg zum Badesee angelegt werden. Wer sich auf einen Rundweg um den See macht, wird nach vollendeter Neugestaltung auf viele attraktive Elemente stoßen. Ulrich Schumann nannte unter anderem Holzdecks und Sitzterrassen auf Steinstufen am Westufer des Sees. Insgesamt soll der Zugang zum See flacher und damit wesentlich kundenfreundlicher werden. Im Südbereich des Sees werden rund 6.000 Kubikmeter an Erde ausgehoben, die auf der Nordseite wieder zu einem Liegehügel aufgeschüttet werden. Durch die Grundwassersenkung im Laufe der Jahre sei die Böschung sehr steil, der See eher „kraterförmig“ geworden, erklärte Schumann zu dieser Maßnahme. Den See zu entschlammen, womit schon in Kürze begonnen wird, und damit die Wasserqualität deutlich zu verbessern, ist ein weiteres wichtiges Element der „Wellness-Kur“ für den Bäderpark. Etwa 3.000 Kubikmeter an Sedimenten müssten vom Grund entfernt werden, stellte Schumann fest.
Mit Bühne und „Beach“
Wer das Freibad betritt, wird es nicht weit haben zur Seebühne, die mehrere Funktionen übernimmt. Die rund hundert Quadratmeter große „Insel“, die fest mit dem Ufer verbunden sein wird, dient einerseits als exponiertes Sonnendeck und kann andererseits für Veranstaltungen, wie zum Beispiel Konzerte, genutzt werden. Am südlichen Ende des Sees werden richtige Strandgefühle aufkommen. Hier wird der Seeweg etwas weiter nach Süden verlegt und dafür wird ein richtiger Sandstrand modelliert, passend zum Minigolfplatz, der ja schon mit mediterranem Flair aufwartet. Wo heutzutage während der Freibadesaison am Ostufer die Liegestühle stehen, wird mit einer Wasserkaskade und einem Wasserspielplatz für die Altersgruppe von acht bis zwölf ein besonderer Akzent gesetzt. Von der angrenzenden Badebucht mit Sitzterrassen haben Badegäste die Wasserkaskade im Blick. Wie Schumann berichtete, werde in die Landschaft am nordöstlichen Seeufer kaum eingegriffen. Der vorhandene Baumbestand bleibt erhalten und für Ruhesuchende bietet dieses Areal den idealen Rückzugsbereich.
Bodenfilter gegen Algen
Am nördlichen Zipfel des Sees wird auf rund 400 Quadratmetern der Bodenfilter seine wichtige Arbeit verrichten. Das durch die Badegäste in den See eingebrachte Phosphor, das wiederum für Algen ein gefundenes Fressen ist, wird hier herausgefiltert. Einen weiteren positiven Effekt hat der Bodenfilter, denn das hier gewonnene saubere Wasser speist den benachbarten Badeteich im Saunagarten.
Generell wird auch im Außenbereich auf Barrierefreiheit geachtet, damit Gäste im Rollstuhl, mit Rollator oder Kinderwagen auch die Holzdecks und damit das Ufer bequem erreichen. Die Planer des Büros „Faktorgrün“ haben am Ostufer auch eine Sprunganlage, ein Kiosk sowie eine „Bastion“ mit Treppen vorgesehen, was jedoch vorerst zurückgestellt wurde. Für die Sprunganlage sei zusätzliches Aufsichtspersonal notwendig, so Schumann, und außerdem müsse die Wasserqualität für die klare Sicht der Springer einwandfrei sein. Diese Elemente könnten jedoch auch noch zu einem späteren Zeitpunkt verwirklicht werden, meinte Ulrich Schumann.
See näher am Gast
Dr. Gerhard Baldes (CDU) meinte, dass es nur logisch sei, nun auch neben der Seesanierung den „Rest des Sees“ in die Hand zu nehmen. Es handle sich um eine schöne Planung, bei der er vor allem die Seebühne begrüßte. Baldes bedauerte zwar, dass die Sprunganlage nicht gleich komme, konnte sich aber mit dem Verschieben auf einen möglichen späteren Termin anfreunden. Alles in allem wertete er die Maßnahmen als Attraktivitätssteigerung und stimmte dem Darlehen zu. „Wir müssen den Außenbereich auf Vordermann bringen“, meinte auch Fredy Kempf (FDP). Durch die Modellierung der Uferzone werde das Areal noch reizvoller. Kempf lobte den flacheren Zugang zum See und die zusätzlichen Liegemöglichkeiten samt Seebühne. Den Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität könne man bedenkenlos zustimmen, so Kempf. Er betonte noch, dass im Strandbereich, der vor allem für Familien gedacht sei, die Badeaufsicht verstärkt werden müsse. Seine Fraktion bedaure, dass der Bäderpark nur im Sommer offen sei. „Dieses tolle Areal sollten wir ganzjährig zugänglich machen“, regte er an. Dr. Gerhard Mayer (SPD) fand, dass die Entschlammung und Terrassierung sowie der Bodenfilter und die ökologische Schilfzone auch ohne Neubau notwendig gewesen wären. Das Konzept wertete er als „sehr gut“. Es verschaffe dem Walldorfer Bäderpark Alleinstellungsmerkmale und mache ihn noch attraktiver. Er wollte nochmals diskutieren, ob man die „Bastion“ am Ostufer als Abgrenzung zur Flachuferzone nicht doch gleich mitbauen könne. „Den See näher an den Badegast zu bringen, ist richtig“, erklärte Dr. Joachim Schleich (Bündnis 90/Die Grünen). Er hoffe, dass der Gast dies später auch honoriere. Er fand, dass die Bastion samt Sprunganlage jetzt noch nicht sein müsse. Die multifunktionale Seebühne lobte er, schwer habe sich seine Fraktion jedoch mit der rund 80.000 Euro teuren Wasserkaskade getan. Da diese jedoch auch ein Spielelement für Kinder beinhalte, könne man zustimmen. Sein Fraktionskollege Hans Wölz sah dies etwas anders. Er beantragte eine gesonderte Abstimmung in punkto Wasserkaskade, denn er war der Ansicht, dass es im Bäderpark genügend Flächen für Jugendliche gebe. Gerade der für die Wasserkaskade vorgesehene Bereich werde gerne von Älteren als Ruhebereich genutzt und es komme hier unweigerlich zu Nutzungskonflikten. Sein Antrag fand jedoch keine Zustimmung im Gemeinderat. Für die vorgestellte Planung mit Wasserkaskade stimmten letztlich alle Mitglieder des Rats bei einer Enthaltung. Für das Darlehen mit einem Zinssatz von vier Prozent sprachen sich alle aus. Bürgermeister Merklinger sicherte noch zu, dass das Thema der „Bastion“ nochmals rechtzeitig beraten werde.