Walldorf / Metropolregion Rhein-Neckar – Gemeinderat überträgt Zipfelmützen e. V. neue Kinderkrippe in Neuer Sozialer Mitte
In der Neuen Sozialen Mitte Walldorfs werden die jüngsten Walldorferinnen und Walldorfer eine wichtige Rolle spielen. Für sie entsteht eine Kinderkrippe, die fünfzig Plätze für Kinder im Alter von wenigen Wochen bis zu drei Jahren anbieten wird und damit Walldorf in die Lage versetzt, den ab 2013 geltenden Rechtsanspruch von Kindern unter drei Jahren (U 3) auf einen Krippeplatz zu erfüllen. Träger dieser wichtigen Einrichtung wird nach dem einhelligen Willen des Gemeinderats der „Zipfelmützen e. V.“, der sich in Walldorf bereits seit fünf Jahren für frühkindliche Bildung engagiert. Die Zahl von aktuell sechs Krippeplätzen, über die die Stadt verfügt, wird damit deutlich ansteigen.
Foto: Im Kapellenweg fingen die Zipfelmützen mit betreuten Spielgruppen an. Inzwischen sind sie kräftig gewachsen (Foto: Pfeifer)
Wie Beigeordneter Otto Steinmann dem Gremium erklärte, hatte sich neben den Zipfelmützen auch die Lebenshilfe Wiesloch darum beworben, die Kinderkrippe zu übernehmen. Die Lebenshilfe habe ein Konzept für eine integrativen Kinderkrippe für behinderte und nicht-behinderte Kinder vorgelegt, so Steinmann. Er erklärte, dass man inzwischen jedoch zu dem Ergebnis gekommen sei, die integrative Lösung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu empfehlen. Dies hinge damit zusammen, dass in einer integrativen Einrichtung nicht nur Kinder unter drei Jahren, sondern auch Kindergartenkinder im Alter von drei bis sechs Jahren aufgenommen werden müssten, was aber die Anzahl der Krippe-Kinder auf vierzig reduziere. Dies sei angesichts des tatsächlichen Bedarfs nicht zu vertreten, so Steinmann, denn man brauche die fünfzig Plätze auf jeden Fall. Auch die Finanzen spielten eine Rolle, da das Land für Kinder „U 3“ 12.000 Euro pro Platz zuschießt und der Stadt somit für zehn Plätze weniger 120.000 Euro von Landesseite entgingen. „Die Tatsache, dass wir uns jetzt gegen eine integrative Lösung aussprechen heißt nicht, dass wir uns dem auf Dauer verschließen“, stellte Steinmann fest. Er machte außerdem deutlich, um welche „erhebliche finanzielle Dimension“ es beim Betrieb der Krippe gehen wird. So geht die Stadt von einem monatlichen Aufwand pro Krippeplatz in Höhe von 1.600 Euro aus, somit um ein Gesamtvolumen von knapp einer Million Euro im Jahr. Abgesehen von Landeszuschüssen und den Elternbeiträgen, seien die Beträge von der Stadt zu leisten.
Mit den Zipfelmützen hat sich kein unbekannter Verein beworben, denn er betreibt seit fünf Jahren betreute Spielgruppen für die Kleinsten, zu denen ein Waldkindergarten und eine Hortgruppe hinzugekommen sind. Vom kleinen Verein haben sich die Zipfelmützen zum „attraktiven Arbeitgeber mit rund dreißig Angestellten entwickelt“, so der Verein in seinem Konzept für sein neues Projekt. Wie Steinmann im Gemeinderat erklärte, würden sich die Beiträge, die Personalbemessung und die Öffnungszeiten der neuen Krippe an denen der kommunalen Einrichtungen orientieren. Sollte auch die SAP AG noch eine Krippe bauen wollen, könnten sich die Zipfelmützen gut vorstellen, auch diese zu führen.
Familienergänzende Arbeit
Die Stadt sollte Aufgaben nur übernehmen, wenn die Bürger dies nicht könnten, meinte Stadtrat Werner Sauer (CDU). Die Zipfelmützen seien erfolgreich und hätten einen guten Ruf, daher wolle man gern diesen freien Träger nehmen. Die Konzeption der Zipfelmützen finde die volle Zustimmung seiner Fraktion, so Sauer weiter, zumal der Verein sehr „nah dran“ sei an den Vätern und Müttern. Er lobte auch den Ansatz des Vereins, dass die Arbeit in der Krippe immer familienergänzend, aber nie familienersetzend sei. Er regte noch an, einen „Anreiz“ dafür zu geben, das zu erwartende Defizit gering zu halten. Die Kirchen übernähmen beispielsweise zehn Prozent des Defizits in ihren Kindergärten, was die Zipfelmützen nicht leisten könnten. Dr. Günter Willinger (FDP) freute sich ebenfalls über das Engagement des Vereins, dessen Konzept er als „sehr gut“ charakterisierte. Er begrüßte auch die Übernahme städtischer Vorgaben, meinte jedoch, dass man nicht „gnadenlos den Deckel draufsetzen“ solle, sondern man solle „fördern und fordern“.
Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) sprach sich ebenfalls für die „pädagogisch wertvolle Gestaltung“ der neuen Krippe aus, die qualitativ genauso hochwertig werde wie die kommunalen Einrichtungen. Preiswerter werde es jedoch für die Kommune nicht, gab sie zu bedenken. Für die Eltern gebe es gegenüber den anderen Kindertagesstätten keine finanziellen Unterschiede. Sie sprach sich mit Nachdruck dafür aus, in der neuen Krippe dieselbe Beitragsbefreiung für Familien mit geringem Einkommen anzuwenden wie üblich. Dieses Beitragssystem müsse auch entsprechend kommuniziert werden, so Andrea Schröder-Ritzrau. „Wir hätten gern eine integrative Krippe gebaut“, meinte Dr. Joachim Schleich (Bündnis 90/Die Grünen). Der Spielplatzbereich der neuen Krippe könne jedoch integrativ werden, regte er an. Auch er lobte die „gute Arbeit“ der Zipfelmützen und die enge Einbeziehung der Eltern. Auch Schleich war dafür, einen Anreiz zu geben, um das Defizit möglichst niedrig zu halten. Dafür sprach sich der Gemeinderat bei der Abstimmung schließlich auch unisono aus.