Viernheim / Metropolregion Rhein-Neckar – „Energiekarawane“: Am Montag kommen sie ins Haus: Experten, keine Kamele – Energiekarawane geht in die dritte Runde – Gedämmte Häuser tragen zur Schadstoffreduzierung und Klimaschutz – Berater suchen ab 22. März das direkte Gespräch mit den Hauseigentümern
Viele Hausbesitzer würden gerne sanieren, wissen aber nicht, wie und wo sie anfangen sollen. Genau an diesem Punkt setzt die Stadt Viernheim an, geht mit der Energiekarawane in die Offensive, klingelt an den Hoftüren, sucht das direkte Gespräch mit den Hauseigentümern. Experten geben fundierte Auskunft, stehen für Fragen zur Verfügung, nehmen auf Wunsch das Haus vom Keller bis zum Dachboden unter die Lupe, erstellen eine Energieanalyse. Und das alles mit modernster Technik. Anhand von wissenschaftlich erarbeiteten Daten und Fakten kann sich der Hausbesitzer dann entscheiden, ob sich eine Sanierung lohnt oder nicht. „Natürlich erwarten wir von den Leuten nicht, dass sie sich von heute auf morgen entscheiden“, betont Bürgermeister Matthias Baaß. Selbst wenn die Berater die Eigentümer nur zum Nachdenken anregen können, sei das schon ein kleiner Erfolg. „Die Entscheidung für oder gegen eine Sanierung fällt meistens in einem Zeitraum von 2-3 Jahren“, weiß Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow.
Die dritte Energiekarawane startete bereits am 8. März mit einem Erstanschreiben des Bürgermeisters an die Hauseigentümer des ausgesuchten Quartiers. Ab dem 22. März nehmen sieben kompetente und geschulte Berater Kontakt zu den betroffenen Hauseigentümern von insgesamt 406 Gebäuden (445 Wohneinheiten) auf.
Wie sieht das Vorgehen im Einzelnen aus?
Die Berater werden versuchen, soweit die Telefonnummern verfügbar sind, telefonisch Kontakt zu den Hauseigentümern aufzunehmen. Wenn das nicht gelingt, werden sie bei einem Rundgang durch das Gebiet auch an den Türen klingeln.
Die Beratungsgespräche dauern bis zu einer Stunde. Dabei erfolgt in der Regel ein Rundgang vom Heizungskeller bis zum Dach. Zentrale Themen werden die Sanierung der Gebäudehülle und der Heizungsanlage sein, aber auch Lüftungsanlagen, Solarwärme, Fotovoltaik und andere. Die entsprechenden Förderprogramme werden benannt.
Das Beratungsgespräch richtet sich nach den Wünschen der Kunden.
Besonders interessierten Hauseigentümern kann eine Energieanalyse angeboten werden. Dabei werden die Energieverluste des Hauses berechnet und die Wirkung von verschiedenen Sanierungsmaßnahmen aufgezeigt.
Am Ende des Beratungsgesprächs hinterlässt der Berater eine zusammenfassende Empfehlung für die Sanierung des Gebäudes. Diese dient dem Hauseigentümer, auch lange nach dem Gespräch, noch als Erinnerung und Orientierung für die nächsten Sanierungsschritte.
Das Quartier umfasst die Nibelungenstraße (Ketteler bis Lorscher Straße), Friedrich-Ebert-Straße (bis Wasserstraße.), Schultheißenstraße, Illertstraße, Bgm.-Kempf-Straße, Berth.-Pfenningh-Straße, Alexanderstraße – Kühnerstraße (jeweils zwischen Ketteler- und Kirschenstraße.), Ludwigstraße – Luisenstraße – Friedrichstraße – Waldstraße (jeweils zwischen Lorscher- und Wasserstraße), Pfr.-Anton-Darmstadt-Straße, Kirschenstraße (Nibelungen bis Lorscher Straße), Lorscher Str. (Nibelungen bis Rathausstraße)
„Gerade in diesen Gebieten gibt es oftmals ältere Häuser, bei denen sich beispielsweise eine Wärmedämmung in jedem Falle lohnen würde“, sind sich Baaß und Granzow sicher. Einzelne Beratungen können auch außerhalb des Quartiers erfolgen. Interessenten können sich im Brundtlandbüro unter Tel. 988-222 melden und werden an einen der Berater weitergeleitet. Durch Postwurfsendungen an alle Haushalte will die Stadt auch die Mieter erreichen.
Diese können sich genauso beraten lassen. Vielleicht stehen dann andere Themen, wie z.B. effizienter Stromeinsatz im Haushalt oder richtig Heizen und Lüften, im Vordergrund. Wer nicht beraten werden will, kann sich beim Brundtlandbüro abmelden. Der Wunsch wird an den Berater weitergeleitet, der auf eine Kontaktaufnahme verzichtet, heißt es in einer Pressemitteilung der städtischen Presse- und Informationsstelle. Ende April soll die dritte Runde beendet sein.
Nähere Informationen zur Grundidee/Ausgangslage:
Die Grundidee
Das größte Energieeinsparpotenzial der Haushalte steckt in der Sanierung des Gebäudebestands. Um dieses zu erschließen, reicht es nicht, bundesweit Förderprogramme anzubieten. Die Mehrheit der Menschen erreicht man nur durch persönliche Ansprache. Sie wollen motiviert und fachlich informiert werden. Am besten in ihrem vertrauten Umfeld, d.h. zu Hause. Ganz individuell lassen sich hier die erforderlichen Maßnahmen durchsprechen. „Wir gehen davon aus, dass mit einer individuellen, aktiven und intensiven Beratung eine erheblich größere Motivation ausgelöst werden kann, das eigene Haus zu sanieren, als mit anderen Formen der Öffentlichkeitsarbeit. Zu diesem Zweck haben wir uns die Energiekarawane ausgedacht“, so Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow.
Ausgangslage
Trotz kommunalem Förderprogramm seit 15 Jahren und hoher Energiepreise ist die erreichte Sanierungsquote immer noch zu gering. Technisch-wirtschaftliche Sanierungspotenziale ganzer Straßenzüge liegen brach und die Klimaschutzziele im Bereich Gebäudesanierung werden nicht wie geplant erreicht. Es mangelt an der Motivation, sich mit der Sanierung seines Hauses auseinander zu setzen, weil andere Probleme momentan eher im Vordergrund stehen. So lassen sich im Einzelfall immer nachvollziehbare Argumente finden, ein Gebäude nun gerade nicht zu sanieren. Die Energiekarawane ist ein Pilotprojekt für die Metropolregion, das in Viernheim entwickelt wurde und startete.
Jahr für Jahr fördert SAINT-GOBAIN ISOVER innovative Klimaschutz-Projekte
Handeln statt Warten: Nach diesem Motto verfährt der Dämmstoffhersteller SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG und stellt sich seiner sozialen Verantwortung als Industrieunternehmen. Die 2005 von ISOVER gründete Klimaschutz-Initiative CO2NTRA schreibt seither jährlich einen Förderetat in Höhe von bis zu 200.000 Euro für ideenreiche, gemeinnützige Klimaschutzprojekte aus und unterstützt damit aktives Handeln für den Klimaschutz. Und das sehr erfolgreich, wie die Vielzahl der jährlichen Bewerbungen zeigt. Im Dezember vorigen Jahres wurde das Viernheimer Projekt Energiekarawane mit einem Förderpreis in Höhe von 5.500 Euro ausgezeichnet.
Kommunen geben CO2NTRA – die Preisträger 2009
Ambitionierte Klimaschutzziele sind ohne engagierte Kommunen nicht zu schaffen, denn diese haben eine wichtige Vorbildfunktion und spielen als Impulsgeber eine entscheidende Rolle. Ais diesem Grund wählte der wissenschaftliche CO2NTRA-Beirat das Thema „Kommunaler Klimaschutz“ zum Schwerpunkt der Ausschreibung 2009. Anhand der zahlreichen Bewerbungen zeigte sich deutlich, dass CO2NTRA damit einen Nerv getroffen hat. Über 60 Bewerbungen gingen ein und die CO2NTRA-Jury wählte neun spannende Projekte aus, deren Ideen zu einem energieeffizienten Handeln einen sinnvollen und umfassenden Beitrag leisten. Die ausgewählten Projekte erhalten über die finanzielle Förderung hinaus auch Unterstützung bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Städte und Gemeinden sind außerordentlich aktiv im Klimaschutz“, berichtete Ute Garrelts von der Firma SAINT GOBAIN ISOVER. „Mit außerordentlich kreativen Ideen motivieren die Kommunen ihre Einwohner dazu, Energie einzusparen. Darüber hinaus unterstützen sie sanierungswillige Hausbesitzer mit zahlreichen Förderprogrammen und Beratungsinitiativen. In Bezug auf die Energieversorgung konnten wir beobachten, dass viele Gemeinden auf regenerative Energien umstellen.“
Die Energiekarawane zieht weiter
Zu den geförderten Projekten gehört auch die Viernheimer „Energiekarawane“. CO2NTRA hat das kreative Projekt ausgewählt, da es neue Wegen eröffnet Hauseigentümer auf energische Sanierungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen und umfassend darüber zu informieren. Professionelle Energieberater gehen von Haus zu Haus und erläutern den Hausbesitzern vor Ort, wo Energie eingespart werden kann und wo möglicherweise eine energische Sanierung sinnvoll ist. Begleitet wurden die Energieberater bei der Auftaktveranstaltung von Kamelen – daher der Name „Energiekarawane“. Nach den erfolgreichen ersten beiden Runden im vergangenen Jahr startet die Energiekarawane in Viernheim am kommenden Montag (22. März). Dann ziehen die Energieberater wieder durch ein weiteres Stadtquartier, ohne Kamele, aber mit vielen Tipps und Informationen zu energischen Sanierungsmöglichkeiten.