Mannheim / Rhein-Neckar – Beschlussvorlage in die Haushaltsberatungen eingebracht
Die Stadt Mannheim will die Wirtschaftsförderung als One-Stop-Agency neu positionieren. Mit diesem Schritt folgt sie einer der Handlungsempfehlungen aus dem change²-Projekt „Neue Wirtschaftspolitische Strategie“. Diese wurden im Verlauf dieses Jahres zusammen mit zahlreichen Vertretern aus Verwaltung, Industrie- und Wirtschaft, Kammern sowie Hochschulen erarbeitet. Zur Begleitung des Prozesses wurden externe Fachkompetenzen von zwei Beratungsunternehmen (ExpertConsult und Roland Berger Strategy Consultants) sowie der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund hinzugezogen.
„Zukünftig soll sich jedes Unternehmen mit seinem Anliegen an einen festen Ansprechpartner wenden können. Dieser übernimmt eine Art Lotsenfunktion, indem er sich verwaltungsintern um die Koordination der Anfrage kümmert. Der Kunde muss sich nicht näher mit internen Zuständigkeiten befassen, sondern erhält Beratung und Hilfestellung aus einer Hand. Wir schaffen auf diese Weise größere Kundennähe und optimieren unsere Dienstleistungen“, fasst Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch die wesentlichen Vorteile der One-Stop-Agency zusammen. „Neue ökonomische Herausforderungen, Globalisierung und ein Wettbewerb um die besten Köpfe und Technologien stellen veränderte Anforderungen an Struktur- und Aufbau einer kommunalen Wirtschaftsförderung. Sie muss hohe Flexibilität ermöglichen und vorhandene Ressourcen optimal einsetzen. Diese Anforderungen sehen wir im dynamischen Beziehungsgefüge der neuen Matrixorganisation am besten verwirklicht,“ erläutert er den Grundgedanken der Umstrukturierung.
Einen weiteren Schwerpunkt setzt die Neue wirtschaftspolitische Strategie in der Entwicklung des Unternehmensbestandes mit dem Ziel, bereits ansässige Unternehmen durch maßgeschneiderte und zielgruppenorientierte Dienstleistungen zu stärken. Ein expliziter Branchenfokus soll dabei nicht verfolgt werden. „Es ist enorm wichtig, den einheimischen Unternehmensbestand in den Fokus wirtschaftspolitischer Aktivitäten zu rücken. Zufriedene Bestandskunden sind das beste Argument bei der Werbung von ansiedlungsinteressierten Unternehmen“, so Grötsch. Daran anknüpfend werden zukunftsweisende Kompetenzfelder entwickelt. Fokus dieser Strategie sind hier ausgewählte Branchen, die für das wirtschaftliche Wachstum und die Exzellenzförderung in Mannheim und der Metropolregion von besonderer Bedeutung sind. Kreativ- und Kulturwirtschaft sowie Medizintechnologie wurden als zukunftsweisende Branchen für Mannheim herausgearbeitet. Die Kompetenzfelder Energieeffizienz und Umwelt sowie Produktionstechnologie werden von Seiten der Metropolregion als zukunftsweisend eingestuft und ebenfalls begleitet.
Zur konkreten Umsetzung der Neuen wirtschaftspolitischen Strategie ist es erforderlich, das jährliche Budget der Wirtschaftsförderung ab 2011 um 700.000 € (in 2010 um 400.000 €) aufzustocken und damit sieben neue Planstellen einzurichten. „Auch nach einer Budgeterhöhung liegen wir immer noch unter dem durchschnittlichen Budget und der durchschnittlichen Anzahl an Personalstellen anderer Wirtschaftsförderungen vergleichbarer Oberzentren. Wenn wir im Standortwettbewerb mithalten wollen, müssen wir diese Summe in die Hand nehmen“, begründet der Wirtschaftsbürgermeister die Ansätze. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim erhält somit ausreichende Ressourcen, um die herausgearbeiteten Handlungsschwerpunkte mit Leben zu füllen und insgesamt das Aufgaben- und Aktivitätenspektrum der Wirtschaftsförderung im Sinne ihrer Kunden zu erweitern. Konkret geplante Maßnahmen sind beispielsweise der verstärkte Aufbau und die Intensivierung von Unternehmensnetzwerken in den genannten Kompetenzfeldern und das Management von Clusterprojekten, die Zunahme von aktiven Unternehmenskontakten, der Aufbau eines Unternehmerbüros sowie die Durchführung von Imagekampagnen oder eines Festivals zur Kreativwirtschaft „Mannheims Kreative Klasse“ mit einer begleitenden Kommunikationsplattform.
Gestern wurde die Beschlussvorlage in den Gemeinderat eingebracht. Im März wird in den Etatberatungen darüber entschieden. Bis Ende September 2010 soll die neue Strategie in ihren Grundzügen umgesetzt sein.