Heidelberg / Rhein-Neckar – Neues Buch zu den Studentenunruhen in Heidelberg erschienen
Unter dem Titel „Die Provinz in Bewegung“ hat Katja Nagel, Studentin der Anglistik und Germanistik an der Universität Heidelberg, ihre Doktorarbeit über die Studentenunruhen in Heidelberg von 1967 bis 1973 in der Buchreihe der Stadt Heidelberg veröffentlicht. Bei einem Pressetermin am 25. September im Rathaus stellten die Autorin, Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, Doktorvater Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Junker, Dr. Peter Blum, Herausgeber der Buchreihe und Leiter des Stadtarchivs, sowie ein Vertreter des Verlages Regionalkultur das Buch vor.
„Provinz in Bewegung“ dokumentiert das lokale Geschehen der 60er Jahre. Das Ringen um den demokratischen Rechtsstaat auf der kommunalen Bühne wird lebendig. Insbesondere in der Person des damaligen Heidelberger Oberbürgermeisters Reinhold Zundel: So sehr ihn die 68er als Feindbild brauchten und vereinnahmten, entwickelte doch gerade er sich zu einem Verfechter eines eng an der Verfassung orientierten Demonstrationsrechts. „Die Akteure von damals sind längst ergraut. Teils tragen sie nun Anzug und Krawatte, erscheinen dem bürgerlichen Establishment näher als dem studentischen Protest. „Was bleibt?“ – fragen sich auch die Akteure heute so kritisch wie damals. Eine rückblickende Auseinandersetzung und Bewertung erfordert zunächst die Überwindung einer oft zum kollektiven Klischee erstarrten Erinnerung, erfordert mehr Wissen darüber, was sich in den Köpfen der Menschen, auf Straßen und Plätzen, im Gericht und im Hörsaal ereignete. Zu überwinden ist ferner die Fokussierung auf das Jahr 1968. Den studentischen Protest gab es nicht erst seit 1968. Er bestimmte das Geschehen über mehrere Jahre, führte zur ersten Legitimationskrise der Zweiten Republik und damit letztlich – wenn auch unbeabsichtigt – zu einer Stabilisierung der bundesrepublikanischen Demokratie“, heißt es in der Studie von Katja Nagel
Zur Autorin
Katja Nagel, geboren 1973, studierte an der Heidelberger Universität Anglistik, Germanistik und Geschichte. Magisterexamen in den Hauptfächern Germanistik und Geschichte (2002). Die vorliegende Arbeit wurde durch ein zweieinhalbjähriges Promotionsstipendium der Stadt-Heidelberg-Stiftung gefördert und im Wintersemester 2008/09 an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg als Dissertation angenommen. Zu ihren wissenschaftlichen Interessen gehören die Geschichte der Stadt Heidelberg, deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert und die internationalen Protestbewegungen.