Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Weniger Arbeitslose bei der Agentur für Arbeit (AA) Ludwigshafen – Trotzdem keine Entspannung am Arbeitsmarkt – Arbeitskräftenachfrage von Arbeitgebern weiterhin auf hohem Niveau
Auf den ersten Blick sieht es nach einer Entwarnung am Arbeitsmarkt aus. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ludwigshafen gab es im Mai 332 weniger Arbeitslose als im April. „Aber hier macht sich nicht etwa eine saisonbedingte Belebung bemerkbar“, erläutert Agenturleiter Jürgen Czupalla, „vielmehr wir-ken sich gesetzliche Änderungen statistisch aus.“
Zu Jahresbeginn wurden die arbeitsmarktpolitischen Instrumente gesetzlich neu gestaltet. Diese Förderangebote dienen der beruflichen Eingliederung Arbeitsloser. Der Gesetzgeber hat zugleich festgelegt, dass die Teilnehmer an diesen Maßnahmen nun einheitlich nicht mehr als arbeitslos zu zählen sind. Bereits in der Vergangenheit wurden etwa 1-Euro-Jobber, Teilnehmer an Trainingsmaßnahmen oder beruflichen Weiterbildungen statistisch nicht mehr als Arbeitslose betrachtet. Die geänderte statistische Erfassung wirkt sich im Mai erstmals auf die Arbeitslosenzahlen aus.
„Zusätzlich macht sich eine Veränderung bei der Berechnung der Arbeitslosenquote bemerkbar. Diese Quote stellt die Arbeitslosigkeit den Erwerbspersonen gegenüber“, erläutert Czupalla. „Der Arbeitsmarkt hat vom wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre profitiert, so dass mehr Personen eine Beschäftigung fanden. Dieser positive Effekt wirkt sich nun auf die Arbeitslosenquote aus. Infolgedessen ist die Quote um etwa 0,1 Prozentpunkte gesunken.“
Gesamtzahl, Quote und Bewegung
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai um 332 auf 17.345 gesunken. Damit waren bei der Agentur für Arbeit Ludwigshafen und den Arbeitsgemeinschaf-ten GfA und Deutsche Weinstraße 1.901 mehr Arbeitslose gemeldet als vor einem Jahr.
Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – lag bei 6,8 Prozent.
„Bei der Betrachtung der Bewegungsdaten wird deutlich, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiterhin angespannt ist“, analysiert Czupalla. So haben sich im Mai 1.472 Personen nach einer Erwerbstätigkeit arbeitslos gemeldet. Das waren zwar deutlich weniger Arbeitslosmeldungen als im April (-307), aber spürbar mehr als sonst in einem Mai. Im gleichen Zeitraum konnten 1.275 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer neuen Arbeitsstelle beenden, im April ist dies 32 Mal öfter gelungen. Betrachtet man die Beendigung der Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Ausbildung und durch die Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen erkennt man die Effekte auf die Zahl der Arbeitslosen. Denn in den letzten vier Wochen haben 988 Personen ihre Arbeitslosigkeit auf diesen Wegen beendet, 383 oder 63,3 Prozent mehr als im Vorjahr. „Derzeit investieren wir verstärkt in die Weiterbildung arbeitsloser Personen. Wer mit aktuellen beruflichen Kenntnissen und Qualifikationen glänzen kann hat einfach bessere Chancen, wieder Arbeit zu finden. Das ist in Krisenzeiten genauso wie in wirtschaftlichen Hochphasen“, begründet Czupalla die Vorgehensweise der Agentur für Arbeit. „Auch diese Maßnahmeteilnehmer gelten statistisch nicht als Arbeitslose, sondern nutzen die Zeit ihrer Beschäf-tigungslosigkeit zur Weiterbildung.“
Kurzarbeit
Nach ersten Hochrechnungen verliefen die Anzeigen für Kurzarbeit auch im Mai auf dem hohen Niveau der Vormonate. Bis zum 25. Mai haben 94 Be-triebe für etwa 1.200 Arbeitnehmer Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit Ludwigshafen angezeigt. Zum Vergleich: im April haben 101 Betriebe für 1.345 Personen Kurzarbeit angezeigt, im März waren es 113 Betriebe für 2.363 Arbeitnehmer. Wie viele Personen im Anschluss tatsächlich kurzarbeiten, lässt sich erst mit zeitlicher Verzögerung sagen. Die Anzeigen über die Kurzarbeit bieten jedoch Anhaltspunkte über das Ausmaß der zu erwartenden Kurzarbeit. Im März 2009 – bis zu diesem Zeitpunkt liegen die Daten über die tatsächliche Kurzarbeit nun vor – haben 276 Betriebe mit 4.732 Arbeitnehmern konjunkturbedingt kurz gearbeitet. Von der Kurzarbeit waren überwiegend Männer betroffen. Ein deutlicher Schwerpunkt lag beim verarbeitenden Gewerbe, auf das 3.665 kurzarbeitende Arbeitnehmer entfallen.
Stellen
Die Arbeitgeber der Region haben weiterhin Bedarf an Arbeitskräften gemeldet. So waren im Mai 2.136 Stellen bei der Agentur für Arbeit Ludwigshafen gemeldet. In den letzten vier Wochen wurden 730 Stellen neu gemeldet, auch Helfer-stellen wie Warenpacker oder Chemiehilfsarbeiter. Bei den meisten Angeboten (673) handelt es sich um sozialversicherungspflichtige Stellen. Daneben wurden 57 Angebote für geringfügige Beschäftigungen weitergegeben.
Situation am Ausbildungsmarkt
Im Mai waren 1.563 Jugendliche bei der Agentur für Arbeit gemeldet, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Das sind 107 Bewerber mehr als im Vorjahr. Dem stehen aktuell noch 907 freie Ausbildungsplätze zur Verfügung. „Die Bewerber können zwischen über 350 Ausbildungsberufen wählen. Wichtig ist, sich auch näher mit Berufen zu befassen, die dem Wunschberuf ähneln. Das erhöht die Chancen oft ungemein“, gibt Czupalla zu bedenken. „Nach wie vor konzentriert sich die Hälfte der Jugendlichen auf zehn Ausbildungsberufe.“ Vor allem in Berufen, für die mehr Lehrstellen als Bewerber gemeldet sind, kann man sich bei entsprechender Eignung noch gute Chancen ausrechnen. Das gilt beispielsweise für Elektroniker für Betriebstechnik oder in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, für Fleischer, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (Bäckerei und Fleischerei) oder im Gastgewerbe.