Ludwigshafen / Rhein-Neckar – Festwoche Türkei des Theaters im Pfalzbau vom 6. bis 12. Mai / Dramen-Wettbewerb
Kulturelle Vielfalt schreibt sich das Ludwigshafener Theater im Pfalzbau seit Jahren in sein Programm. Beispielhaft dafür steht auch die Festwoche Türkei “Tiyatro – Theater, Kültür – Kultur”, die sich zum vierten Mal wieder an jüngere und ältere Menschen aller Nationalitäten richtet. Noch einmal findet die Reihe vom 6. bis zum 12. Mai im Corso Film Theater in der Wredestraße 18 statt.
Die Palette der Veranstaltungen – Schirmherrin ist Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin im Bundeskanzleramt – reicht von Schauspiel in deutscher und türkischer Sprache über Kabarett, eine Lesung, Kinder- und Jugendtheater bis zum Konzert. ” Mittlerweile ist die “Festwoche Türkei” eine Institution geworden. Das freut mich in einer Stadt wie Ludwigshafen mit relativ hohem Ausländeranteil – davon stellen die Türkinnen und Türken die größte Gruppierung – ganz besonders”, erklärte Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg im Vorfeld der Pressekonferenz am 20. April 2009. Die Veranstaltungsreihe erfreue sich zunehmender Beliebtheit sowohl bei deutschen als auch türkischen Besucherinnen und Besuchern und könne somit zu den gelungenen Projekten der Integration gezählt werden.
An den Start geht die Festwoche mit dem Puppentheaterstück “Der kleine Tiger braucht ein Fahrrad” nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Janosch, gespielt auf deutsch und türkisch vom Puppentheater Schoppan. Diese Inszenierung für die Kleinen ab vier Jahren am Mittwoch, 6. Mai 2009, 9.30 Uhr und 11 Uhr, erzählt, wie der
kleine Tiger nach allerlei Erlebnissen auf der Straße zu einem Fahrrad und damit auch zum Geburtstag seiner Freundin Maya Papaya kommt. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Für diese Vorstellung sind nur noch wenige Restkarten erhältlich.
Es folgt eine Lesung in deutscher Sprache von Lale Akgün am Mittwoch, 6. Mai 2009, 19.30 Uhr, aus dem Buch “Tante Semra im Leberkäseland”. Vorgestellt wer-den herrlich komische Geschichten von Türken und Deutschen. Die Autorin und Bundestagsabgeordnete Akgün, seit 1981 deutsche Staatsbürgerin, lebt mit Mann und Tochter in Köln. Sie befasst sich mit Fragen der Migration und Integration und fungiert als islampolitische Sprecherin der SPD. Eintritt: 5, ermäßigt 3 Euro.
Um ein Spiel über den Islam, Liebe und Gewalt geht es in “Jihad, mon amour” am Donnerstag, 7. Mai 2009, 19.30 Uhr. In diesem fünfzig Minuten dauernden Stück unter der Regie von Edzard Schoppmann erleben zwei Menschen gemeinsam in einem Bus die letzte Stunde vor einem drohenden Terroranschlag. In einem Wettrennen zwischen Zerstörungswillen, Todessehnsucht und der gleichzeitigen Suche nach Nä-he wird die Frage gestellt: Kann in einem Moment der nahenden Katastrophe Liebe entstehen? Dieses Stück thematisiert neben dem gewaltbereiten Islam auch den lebensbejahenden, sinnlichen und toleranten Islam, der im “Clash der Kulturen” kaum noch wahrgenommen wird. In der Aufführung werden die Migrations-Biografien der Darsteller eingeflochten und thematisiert.
In “Jihad mon amour” geht es auch um Hoffnungen, Ängste und innere Zerrissenheit von Einwanderern. Das Stück wird in deutscher Sprache, in geringen Teilen auch in Türkisch, Kurdisch und Persisch gespielt. Das Drama wurde mit dem 2. Preis des Wettbewerbes “Niederländisch-Deutscher Kinder- und Jugenddramatikerpreis 2008” ausgezeichnet. Im Anschluss an die Aufführung stehen die Schauspieler für ein Gespräch zur Verfügung. Eintritt 8, ermäßigt 5 Euro.
Voller Begeisterung und mit einem ausgeprägten Sinn für Humor widmet sich der Abend “Amüsement” am Freitag, 8. Mai 2009, 19.30 Uhr, dem Thema der Integration. Diese “Anleitung des türkischen Vergnügens” in türkischer Sprache kreist um die Fragen: Was kann dabei alles daneben gehen? Wo liegen die Fallen, welche Rettungsleine kann man im Notfall ziehen? Das “Tiyatro Diyalog” will mit seiner künstlerischen Arbeit Brücken zwischen den Kulturen bauen und zur gegenseitigen Verständigung beitragen. In diesem Sinne ist das neue Stück “E?lencelik” in Szene gesetzt, das in der traditionell improvisierten Erzähltheaterform “Meddah” gespielt wird. Die musikalische Umrahmung dieses Abends übernimmt Hakan Çevik, der das Stück auf der Geige und Gitarre begleitet, aber eben auch auf traditionellen türkischen Klangwerkzeugen wie Ney und Saz. Eintritt: 8, ermäßigt 5 Euro.
Dramatische Szenen aus den Werken des Dichters Naz?m Hikmet inszeniert und in-terpretiert Genco Erkal am Samstag, 9. Mai, 19.30 Uhr, in türkischer Sprache. Der aus Film und Fernsehen, aber auch als Theaterschauspieler bekannte 70-jährige Schauspieler lässt in seinem Ein-Personen-Stück “Mein Volk” die im Gefängnis von Bursa verbrachten Jahre Naz?m Hikmets lebendig werden. Eintritt: 12, ermäßigt 8 Euro.
Als seinen musikalischen Fundus betrachtet das deutsch-türkische Ensemble “FisFüz” den ganzen Mittelmeerraum und cirka 3 000 Jahre Kulturgeschichte. Spanisches, Italienisches, Türkisches, Nahöstliches und Nordafrikanisches fließt beim Konzert am Sonntag, 10. Mai 2009, 19.30 Uhr, zusammen. Mit dem berühmten Percussion-Musiker Glen Velez, in Begleitung der bekannten Vokalistin Lori Cotler, konnte das Oriental Jazz Ensemble zudem große Künstler für ein gemeinsames Konzert gewinnen. Das Welt- und Jazz-Musikprogramm von “FisFüz” präsentiert Klangschönheiten, die ihresgleichen suchen. Eintritt: 8, ermäßigt 5 Euro.
Der traditionelle Tanz der Zeybeken dient als Allegorie für seine Herkunft aus einem westanatolischen Dorf, während der HipHop für seine Identität in der Berliner Urbanität steht: In seinem ersten abendfüllenden Stück “ZEY’BrEaK” am Montag, 11. Mai,
19.30 Uhr, verbindet Kadir Memi? alias Amigo beide Tanzformen – mit ihren Gemein-samkeiten und Unterschieden – zu einem neuen Stil, dem “ZEY’BrEaK”. Gemeinsam mit dem Tänzer Yavuz Topuz alias “Risk One” zieht er Verbindungen zwischen westlicher und östlicher Kultur, zeigt aber auch seine neu gewonnene Identität. Preis: 10, ermäßigt 6 Euro.
Comedy für die einen und Komödie für die anderen – so präsentiert sich das zeitgenössische Kabarett in deutscher Sprache “Komm zu Fatih” am Dienstag, 12. Mai, 19.30 Uhr. Der Kabarettist hat seine Zeit und seine Umgebung im Blick, er ist kühner Beobachter und schelmischer Chronist in einem, ein Mann, der die Worte so lange im Munde umdreht, bis sie passen. Seine Kommentare sind immer pointiert, in der Sache und Wirkung präzise und verblüffend punktgenau.
Fatih Çevikkollu erzählt Geschichten aus der Sicht des jungen Vaters in seiner neuen Rolle als “Ernährer” der Familie. Ein junger, kreativer und unabhängig denkender Mann mit Migrationshintergrund hat es satt, aufgrund seiner Herkunft jeden Tag den Islam anhand der aktuellen Nachrichtenlage erklären zu müssen und dabei permanent dem falschen, aber weit verbreiteten Motto “Gestern noch Kümmeltürke, heute schon Top-Terrorist” zu begegnen. Eintritt 12, ermäßigt 10 Euro.
Dramen-Wettbewerb “Begegnungen”
Das Theater im Pfalzbau schreibt einen Wettbewerb für ein zweisprachiges Theater-stück aus. Das Thema “Begegnungen” will das Zusammentreffen von Deutschen und Türken im alltäglichen Leben aufgreifen, egal ob mit den Mitteln der Komik, der Tragik oder auf andere Weise. In Bezug auf die möglichen Darstellungsformen gibt es keine Einschränkungen. Das Stück des Gewinners beziehungsweise der Gewinnerin soll im Rahmen der 5. Festwoche Türkei des Theaters im Pfalzbau im Mai 2010 aufgeführt werden. Gesucht wird das beste aktuelle, noch nicht uraufgeführte Theaterstück, das zwei-sprachig – sowohl in Deutsch als auch in Türkisch – verfasst ist. Maximal vier Personen sollten in dem möglichst nicht mehr als eineinhalbstündig dauernden Stück eine Rolle spielen. Manuskriptabgabe ist am 1. November 2009, das Preisgeld für das beste Stück beträgt 2.500 Euro. Die Jury besteht aus cirka 5 bis 6 Personen aus den Bereichen Theater, Kultur und Politik. Das Manuskript kann geschickt werden an: Theater im Pfalzbau, Dr. Roswita Schwarz, Bismarckstraße 116 (ab September 2009 Berliner Straße 30), 67059 Ludwigshafen oder per E-Mail: roswita.schwarz@ludwigshafen.de
Kooperation des Theaters im Pfalzbau mit den Reiss-Engelhorn-Museen
Die Hochzeitskultur und Mode von 1800 bis heute ist derzeit in der Ausstellung “Evet – Ja, ich will” in den Reiss-Engelhorn-Museen zu sehen. Herausragende Ausstellungsobjekte renommierter Museen der Türkei und Deutschlands führen auf eine Entdeckungsreise durch ungewöhnliche oder nahezu vergessene Hochzeitsbräuche. Einen ganz persönlichen Einblick in die individuellen Hochzeitszeremonien bieten spannende Interviews, Videos und Medieninstallationen.
Umrahmt wird diese Ausstellung durch ein spannendes und umfassendes Begleitprogramm, zu finden unter www.evet-jaichwill.de. Mit von der Partie ist auch das Theater im Pfalzbau, das im Rahmen der “Festwoche Türkei” mit dem Museum kooperiert. So erhalten Besucher dieses Events gegen Vorlage einer Eintrittskarte vergünstigten Eintritt zu einer Spezialführung durch die Ausstellung “Evet – Ja, ich will”. Termin: Samstag, 9.5. ,14 Uhr / Museum Zeughaus C5 / Kasse / Eintritt: 8 Euro plus 2 Euro Führungsgebühr (statt normal: 10 plus 3,50 Euro).