Walldorf / Rhein-Neckar – Forst lege Planung für 2009 vor – Aufforstung im „Schlangenwedel“ –regionales Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt
Mit dem Jahreswechsel hat auch ein neues Forstwirtschaftsjahr begonnen, für das Sebastian Eick, der Leiter des Kreisforstamts Rheintal, und der Walldorfer Revierleiter, Gunter Glasbrenner, noch im Dezember den Bewirtschaftungs- und Betriebsplan vorlegten und erläuterten.
Dem Blick ins neue Jahr ging zunächst der Rückblick ins Jahr 2008 voraus. „Der Waldzustand in Baden-Württemberg hat sich 2008 etwas verbessert“, konnte Eick dem Gemeinderat berichten. Die bessere Wasserversorgung, die die Nährstoffe im Boden mobilisierte, habe im Sommer 2008 dafür gesorgt. Die landesweite Erholung des Waldes sei jedoch im Rheintal nicht im vollen Umfang angekommen, relativierte Eick die gute Nachricht. Die Kiefer im Walldorfer Stadtwald habe nach wie vor Probleme und sei auf ihren „armen“ Sandstandorten stark geschädigt. „Die Absterbeprozesse in älteren Kieferbeständen halten an“, stellte er fest, wodurch man sehr viel Dürrholz habe. In Sachen Forstschutz ging Eick auf die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ein, die zwar nicht in Walldorf, aber in Teilen der Unteren Lußhardt und der Schwetzinger Hardt im Frühjahr 2008 durchgeführt wurde. Die Kontrollen hätten ergeben, dass kein neuer Befall zu verzeichnen sei. Noch keine Ergebnisse konnte er in punkto Maikäfer für die Engerlings-Probegrabungen vom Herbst 2008 vorlegen.
Auf und Ab des Holzmarkts
Starke Nachfrage und hohe Holzpreise kennzeichneten im Winter 2007/2008 den Holzmarkt, was sich auch im überdurchschnittlich hohen Holzeinschlag von rund 3.500 Festmetern im Walldorfer Stadtwald niederschlug. „Die Holzmarktsituation ist in der zweiten Jahreshälfte jedoch massiv eingebrochen“, erklärte Eick, denn die Finanz- und Konjunkturkrise habe sich sofort ausgewirkt. In vielen holzverarbeitenden Werken werde nur noch eine Schicht gefahren oder es werde kurzgearbeitet. Um ein Drittel seien die Holzpreise durchschnittlich gesunken, so Eick, was aber immer noch über den Preisen der Jahre nach dem Jahrhundert-Orkan Lothar liege. Sehr hohe Nachfrage bestehe nach wie vor nach Brennholz mit stabilen Preisen. Für die Forsteinrichtung im Stadtwald, die die nächsten zehn Jahre umfasst, konnte Eick Positives melden. Bei den Waldbegängen von Forsteinrichter und Revierförster habe „in vollem Umfang Einvernehmen“ geherrscht , die genauen Zahlen für den Hiebsatz und die Verjüngungsflächen erwarte er für den Frühsommer 2009. Das schon länger vorangetriebene Verfahren für das regionale Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt mit rund 4.000 Hektar Fläche soll 2009 anlaufen, dies allerdings ohne Beteiligung der Höheren Naturschutzbehörde. Bis Ende 2009 soll die gesamte Schwetzinger Hardt demnach unter Schutz stehen.
Mit dem Blick auf die lokale Situation im Forst, bestätigte auch Revierförster Gunter Glasbrenner, dass man 2008 mit einem Einschlag von über 3.000 Festmetern Holz und Einnahmen von rund 200.000 Euro sehr gute Einnahmen aus dem Holzverkauf erzielt habe. Für 2009 sehe man aber wieder eine Holzernte im jährlichen Soll von 2.300 Festmetern vor, wobei der Schwerpunkt weiterhin im Dannhecker Wald liege. Ein Harvestereinsatz sei auch im neuen Jahr nicht vorgesehen. Was das auch von Eick schon angesprochene Dürrholz anging, bekräftigte auch Glasbrenner die Dürreschäden im Stadtwald, vor allem verursacht durch Mistelbefall, Borkenkäfer und Wassermangel. Entscheidend für 2009 sei die Witterung in der warmen Jahreszeit.
Gefragter Schlagraum
Für die Vergabe des begehrten Schlagraums, kündigte er an, künftig Nummern zu vergeben. Es bleibe auch weiterhin bei der Abgabemenge von 10 Raummetern pro Person. Mit dem Preis von 15 Euro pro Raummeter sei man in Walldorf kreisweit an der „absoluten Untergrenze“. Von einem vermeintlich „verbrieften Recht“ auf Schlagraum könne jedoch niemand ausgehen. Mit dem Wiederaufforsten des Gewanns „Schlangenwedel“, westlich der A 5 nahe des „Roter Bruchs“ nannte Glasbrenner einen Arbeitsschwerpunkt für 2009. „Angestrebt wird ein ökologisch wertvoller, standortgerechter und nur mit einheimischen Bäumen und Sträuchern begründeter Mischwald“, erklärte er. Im ersten Abschnitt sollen über 21.000 Bäume und Sträucher verschiedener Arten gepflanzt werden. Die wirtschaftliche Situation beschrieb der Revierleiter als unsicher, als Fehlbetrag für 2009 weist der Forstwirtschaftsplan 98.000 Euro aus.
Qualität geht vor
Die Planungen fanden im Gemeinderat breite Zustimmung. „Die Enkel profitieren von dem, was wir tun“, meinte Dr. Gerhard Baldes (CDU). Es sei gut, dass die Qualität im Vordergrund stehe. Er hoffe, dass sich die Dürreschäden mindern ließen. Baldes dankte dem Revierleiter und seinem Team für den Einsatz, vor allem in der „höchst sinnvollen Waldpädagogik“. Auch Dr. Gerhard Mayer (SPD) lobte die „sehr gute Arbeit“. Die soziale Funktion des Waldes sei besonders wichtig, meinte Günter Lukey (FDP), und begrüßte auch die naturnahe Waldbewirtschaftung. Das zu erwartende Defizit sei vertretbar.
Die dringend nötige Wiederaufforstung sorge für hohe biologische Vielfalt. Großes Lob zollte er auch der Waldpädagogik. „Das Waldklassenzimmer ist eine wichtige Saat, die gesät wurde.“ Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) zeigte sich skeptisch hinsichtlich der Schädlingsbekämpfung mittels Spritzaktionen. Bedauerlich fand er, dass die Waldpädagogik aufgrund des stark begrenzten Stundenkontingents mit einer 400-Euro-Kraft und der anderweitig starken dienstlichen Beanspruchung des Revierleiters der anhaltend großen Nachfrage nicht nachkommen könne.
Ein weiterer Punkt, den Wölz ansprach, war die Zahl der Wildschweine und deren Kontrolle. Eick erklärte, dass die Zahl der Wildschweine „besorgniserregend“ sei. Was die Jagd angehe, sei die Untere Jagdbehörde zuständig. Die üblichen Drückjagden seien wegen der Nähe zu Autobahnen nicht durchführbar. Zum Schutz des rollenden Verkehrs seien zunächst durchgängig Wildschutzzäune nötig.
Bürgermeister Heinz Merklinger dankte den Forstexperten für die „gute und zielführende Zusammenarbeit“ und für ihr Engagement in der aktiven Umweltarbeit. Den Bewirtschaftungs- und Betriebsplan nahm der Gemeinderat einstimmig an.