– International Journal of Cancer, Band 123 (10), erscheint am 15. November 2008.
In der neuen Ausgabe des International Journal of Cancer schreiben britisch-amerikanische Forscher, dass bestimmte Zellfärbungen möglicherweise eine Prognose über den Verlauf von Brustkrebserkrankungen erlauben. Weitere Themen im Heft: Deutsche Forscher lassen Brustkrebszellen ein Einweiß bilden, das die Tumorbildung und das Ausstreuen der Zellen verhindert; bei Patienten, die an Kopf- und Hals-Tumoren leiden, entwickeln sich oft Folgetumore in der Lunge oder im Kopf-Halsbereich. Die neue Ausgabe des IJC erscheint am 15. November 2008.
Eine Zellanfärbung könnte helfen, den Krankheitsverlauf bei Brustkrebs vorher zu sagen. Wissenschaftler um den britischen Forscher Ian Spendlove färbten in Brustkrebszellen ein Protein ein, das von dem Tumorsupressorgen LIMD1 erzeugt wird. Tumorsupressorgene sind Abschnitte auf dem menschlichen Erbmaterial, die das Tumorwachstum unterdrücken; bei vielen Krebserkrankungen werden sie heruntergeregelt. In den Experimenten des britisch-amerikanischen Forscherteams färbten sich die Brustkrebszellen unterschiedlich stark an je nachdem, wie aggressiv der Tumor war. Je
schwächer sich Gewebeproben von Patientinnen in den Zellkern-Regionen einfärbten, umso schlechter war die Prognose der Patientinnen. Das zeigt, dass das Protein LIMD1 einen wichtigen prognostischen Marker bei Brustkrebs darstellt.
Wissenschaftlern aus Hannover ist es gelungen, Brustkrebszellen ein Eiweiß produzieren zu lassen, welches das Tumorwachstum und die Absiedelung von Krebszellen unterdrückt. Das als KIA1 bezeichnete Eiweiß sitzt auf der Oberfläche gesunder Zellen. In Tumorzellen ist seine Bildung vermindert. Die deutschen Wissenschaftler zeigten erstmals, dass das auch bei Brustkrebs der Fall ist: Bei 77 Prozent der untersuchten Brustkrebs-Gewebeproben fehlte das Protein. Darüber hinaus gelang es den Forschern, die Herstellung von KIA in den Krebszellen wieder anzukurbeln: Störten die Wissenschaftler eine Bindestelle für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, bildete die Zelle das schützende Eiweiß wieder. Unbekannt ist, wie die Bindestelle die
KIA1-Bildung beeinflusst.
Patienten mit Kopf- und Halstumoren, etwa Mundhöhlen- oder Luftröhrenkrebs, haben generell eine schlechte Prognose. Bei ihnen bilden sich häufig so genannte Sekundärtumore, also Tumore, die nach dem zuerst diagnostizierten Krebs auftreten. Für die medizinische Behandlung dieser Patienten ist es von entscheidender Bedeutung, herauszufinden, warum die Sekundärtumore entstehen. Forscher um Shu-Chun Chuang von der International Agency for Research on Cancer ermittelten nun in einer internationalen Studie, dass Patienten mit Krebserkrankungen in der Kopf-Hals-Region besonders oft an sekundären Tumoren in der Lunge und in der Kopf-Hals-Region erkranken. Beide Tumorarten entstehen häufig infolge von Alkohol- und Tabakgenuss. Insgesamt hatten die Forscher die Daten von knapp hunderttausend Patienten aus Europa, Australien, Kanada und Singapur ausgewertet.