Neustadt / Mersin-Yenisehir / Rhein-Neckar – Mersin-Yenisehir und Neustadt an der Weinstraße seit 10 Jahren verschwistert – Aus Anlass des 10jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit Mersin-Yenisehir war eine neunköpfige Delegation aus der türkischen Mittelmeerstadt zu Gast in Neustadt an der Weinstraße.
Zum Auftakt der Woche traf sich die von Oberbürgermeister Macit Özcan (Mersin-Großstadt) und Bürgermeister Ibrahim Genc (Mersin-Yenisehir) angeführten Gruppe in Berlin mit Oberbürgermeister Hans Georg Löffler. Dort stand neben einer ausführlichen Stadtbesichtigung und einem Treffen mit dem Neustadter Bundestagsabgeordneten Norbert Schindler auch ein Besuch im Reichstag auf dem Programm. Höhepunkt in der Hauptstadt war aber sicherlich das Treffen im Bundeskanzleramt mit der Staatsministerin für Integration Prof. Dr. Maria Böhmer. Die Ministerin brachte dabei zum Ausdruck, dass es ein wichtiges Ziel sei, Grenzen zu überwinden. Hierzu passe der Satz des Philosophen Wittgenstein: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Es gehe nicht darum, seine Wurzeln zu vergessen, aber für die Migrantenfamilien sei Deutschland nun die Heimat. Böhmer erklärte, sie freue sich, wenn Integration so angepackt werde wie in Neustadt an der Weinstraße und nannte dabei als Beispiel die Sprachförderung. Das Öffnen der Herzen sei wichtig für eine erfolgreiche Integration. Jeder könne an seiner Stelle die Weichen stellen. In Neustadt erfuhren die türkischen Gäste, zu denen auch Genc’s Stellvertreter Mehmet Cirit und Ismet Güllü gehörten, den neuesten Stand zu den stadtplanerischen Überlegungen wie zum Beispiel der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes oder der Verbesserung der Stadtdurchfahrt auf der Landauer Straße. Das Thema Müllbeseitigung beschäftigt die Mersiner schon eine ganze Weile. 850.000 Tonnen fallen im Jahr an. Ein ernsthafter Kontakt konnte zur Firma Veolia aufgenommen werden, die schon in der allernächsten Zeit nach Mersin kommen soll, um die Situation vor Ort anzuschauen. Besonders interessiert waren Genc und seine beiden Kollegen bei der Besichtigung des Zwei-Megawatt-Solarkraftwerkes in der ehemaligen EDON-Kaserne. Mit 300 Sonnentagen im Jahr sei Mersin sicherlich prädestiniert für den Einsatz dieser umweltfreundlichen regenerativen Energie, meinte Genc.
Beim Festakt im Mußbacher Herrenhof mit rund 100 geladenen Gästen, darunter auch die Familie des Begründers der Partnerschaft Faruk Özduzenciler, sagte Oberbürgermeister Hans Georg Löffler, er sei überzeugt, dass alle Deutschen und Türken der Wunsch nach Frieden und Freiheit, nach Wohlstand und einem glücklichen Leben verbinde. Die Neustadterinnen und Neustadter treten den türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern offen und freundlich gegenüber. Es sei für uns Menschen aber nicht immer leicht, zunächst mit einer fremden anderen Kultur zu leben, insbesondere nicht, wenn Sprachkenntnisse nicht oder nur unzureichend vorhanden seien. Nur mit Toleranz und Vertrauen, gegenseitiger Achtung und einem Mindestmaß an Bereitschaft zur Integration könne man diese Schwierigkeiten bewältigen. Die Partnerschaft zwischen Neustadt an der Weinstraße und Mersin-Yenisehir sei ein kleiner, aber ganz wichtiger Beitrag, Gegensätze zu überwinden und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Als Geschenk zum Partnerschaftsjubiläum überreichte der OB eine speziell für diesen Anlass hergestellte Neustadter Stadtfahne. Bürgermeister Ibrahim Genc erinnerte an den Beginn der Städtepartnerschaft vor 10 Jahren und die bisherigen Aktivitäten, die man aus seiner Sicht noch ausweiten sollte. Eine Ausdehnung auf die Bereiche Wirtschaft, Handel und Wissenschaft verspreche für beide Seiten großen Nutzen. Oberbürgermeister Macit Özcan unterstrich den Wunsch Genc’s nach einer weiteren Intensivierung. Özcan dankte im Namen der türkischen Delegation für die aus seiner Sicht überwältigende Gastfreundschaft, die auch auf den verschiedenen Besichtigungsfahrten entlang der Weinstraße, dem Rheintal und nach Straßburg zum Ausdruck kam.
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