Mannheim – Immer ein großes Herz für Pflege-Kinder – Bürgermeisterin würdigt Lebensleistung der Familie Schalk
Wilfried, Anne, Ronnie, Angie … – Doris Schalk (64) aus Seckenheim hat die Namen all ihrer früheren Schützlinge auf Anhieb parat: 55 (!) Pflegekindern hat sie zusammen mit ihrem Mann Günter (67) im Laufe von 40 Jahren ein Zuhause gegeben, vorübergehend oder auf Dauer. „Für dieses einzigartige soziale Engagement zum Wohl der Kinder und für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit mit dem Jugendamt möchte ich mich ganz herzlich bedanken“, so Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer. Am 23. Juli werden die Schalks als Pflegeeltern im Rahmen einer vom Jugendamt organisierten Feier in den Ruhestand verabschiedet.
„Mit Kindern um mich herum habe ich mich schon immer am Wohlsten gefühlt“, erzählt Doris Schalk. Selbst noch blutjung, las sie eines Tages in der Zeitung, dass das Jugendamt für zwei Kinder eine Pflegefamilie sucht. Sie fackelte nicht lange, stellte sich vor und bekam die beiden. So fing alles an. Später erwarb Doris Schalk sogar eine Spezialerlaubnis, um mehr als vier Pflegekinder gleichzeitig betreuen zu dürfen. Stolze acht waren es zeitweise, zusammen mit den drei eigenen Kids eine Familie im XXL-Format. Dafür baute Ehemann Günter, gelernter Maschinenbautechniker, 1975 das Haus großzügig aus. „Bei uns standen die Zimmer nie leer. Wenn einer auszog, reichte die Zeit oft gerade mal, um die Wände zu streichen – dann kam schon der nächste“, schmunzelt er. Denn wenn Not am Mann und ein Kind unterzubringen war, klopfte das Jugendamt meist bei Familie Schalk an. Da brauchte es nicht nur ein großes Herz und ein großes Haus, sondern auch ein entsprechend großes Auto. Über die Aktion „Wir wollen helfen“ erhielten die Schalks einen Bus. Damit ging’s am Wochenende raus in die Natur, ausgerüstet mit kiloweise selbstgeschnippeltem Wurstsalat und Unmengen von Pudding.
Ein Unterschied zwischen eigenen und Pflegekindern wurde bei Familie Schalk nie gemacht. „Die Verwandtschaft musste ich allerdings erst ein bisschen erziehen. Wenn die zu Besuch kamen und Gummibärchen mitbrachten, habe ich gleich gesagt, entweder bekommen alle was oder keiner“, erinnert sich Mutter Doris. Das Zusammenleben mit den vielen Kindern hatte die resolute Frau ohnehin im Griff: „Man muss Regeln und Grenzen setzen, dann funktioniert das auch. Einmal pro Woche gab es bei uns eine Familienkonferenz, um wichtige Dinge zu besprechen.“
Auch heute noch spricht sie mit ihren „Kindern“, denn zu den meisten ist der Kontakt nie abgerissen. „Auch wenn sie nur anrufen, um nach dem Rezept für den Weihnachtstruthahn zu fragen“, sagt Doris Schalk lachend. Und für Familienfeste muss sie immer einen großen Saal mieten – nicht zuletzt wegen der mittlerweile 19 Enkelkinder.
Info:
Das Jugendamt sucht Pflegefamilien. Wer einem Kind ein Zuhause bieten möchte, bekommt bei Angelika Fischer-Stier unter der Rufnummer 0621/293-6270 weitere Informationen.