Edingen-Neckarhausen / Metropolregion Rhein-Neckar – Auswärtige, die zum Schwimmen ins Freizeitbad in Neckarhausen gehen, fällt sofort der Schriftzug „Eduard-Schläfer-Halle“ ins Auge. Während jedem Neckarhäuser der Name ein Begriff ist, fragt sich der Ortsfremde: wer Eduard Schläfer gewesen ist. Darauf könnte man lapidar antworten, dass er derjenige war, der das Bad und die anschließende Sporthalle errichten ließ. Aber das würde ihm nicht gerecht werden.
Eduard Schläfer, der vor 25 Jahren starb, hat Neckarhausen geprägt wie kaum jemand vor oder nach ihm.
In seiner fast dreißig Jahre währenden Amtszeit als Bürgermeister wandelte sich Neckarhausen von einem verträumten Straßendorf zu einer modernen Kommune, die ihre alten Traditionen und Bräuche stets zu pflegen weiß.
Geboren am 18.10.1914 in Seckenheim bestellte der damalige Landrat, fast ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, Eduard Schläfer zum Bürgermeister in Neckarhausen. Als er sein Amt am 17.05.1946 antrat waren essentielle Probleme zu lösen: Sicherung der lebensnotwendigen Grundlagen (Nahrung, Kleidung, Brennmaterial etc.), Beseitigung der Kriegsschäden (Beschießung des Ortes, Kämpfe an der Neckarbrücke), Bekämpfung der Wohnungsnot standen an erster Stelle. Die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen wurde in nächsten Jahrzehnten zu einer Mammutaufgabe, die jedoch zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst werden konnte.
Obwohl Eduard Schläfer seinen Bürgermeisterposten zunächst dem Landrat verdankte, gelang es ihm Dank seiner politischen Erfolge und seiner Persönlichkeit bis zum Zusammenschluss mit Edingen 1975 immer mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt zu werden.
Nachdem die schlimmen Nachkriegsjahre überwunden waren, konnte man daran gehen die kommunale Infrastruktur auszubauen und zu verbessern. Neue Wohngebiete entstanden. Altbürger, Heimatvertriebene und Neubürger wuchsen, auch aufgrund der vielseitigen Aktivitäten Schläfers im Vereinswesen (u.a. 1947 Zusammenschluss der Vereine im Kulturring), zusammen. Sicherung der Wasserversorgung, Kläranlage, Schulerweiterung, neue Friedhofskapelle sind nur einige Projekte, die auf Eduard Schläfer zurückgehen.
Einen Coup gelang ihm 1960, als die Gefahr bestand, dass der Schlosspark überbaut werden sollte. Kurzerhand kaufte die Gemeinde Schloss und Schlosspark vom Grafen von Oberndorff, sanierte es und nutzte es seitdem als Rathaus und Kulturzentrum. Somit war nicht nur der Park gerettet, auch die immer drängendere Rathausfrage konnte elegant gelöst werden. Allerdings war dies das Ende des alten Rathauses von 1849, es wurde abgerissen. Weitere Highlights waren die Partnerschaft mit Plouguerneau 1967 und die Feierlichkeiten zur 1200 Jahrfeier 1973. Die Eröffnung des Hallenbades markierte den prunkvollen Höhepunkt.
Pläne der Landesregierung mit ihrer großen Gebietsreform warfen bereits Schatten über Neckarhausen. Pläne Mannheims Neckarhausen zu einem Vorort zu machen konnten abgewehrt werden, denn Eduard Schläfer wollte auf gar keinen Fall hinnehmen, dass Neckarhausen, wie sein Geburtsort Seckenheim, ein kleines Anhängsel einer Großstadt wird. Den Zusammenschluss mit Edingen konnte er jedoch nicht verhindern. Es sollte einer der tragischsten Momente in Eduard Schläfers Leben werden. Am 02.05.1975 endete seine Amtszeit als Bürgermeister vorzeitig.
Der Gemeinderat von Neckarhausen beschloss am 10.04.1975 einstimmig Eduard Schläfer zum Ehrenbürger zu ernennen. Bei seiner Verabschiedung erhielt er u.a. ein tragbares Fernsehgerät, um auch mal „abschalten“ zu können.
Eduard Schläfer ist am Freitag, den 22.05.1992 nach langer Krankheit im Theresienkrankenhaus in Mannheim verstorben.
Bürgermeister Simon Michler hat in der Gemeinderatssitzung am 17.05.2017 an das Leben und verdienstvolle Wirken von Eduard Schläfer erinnert und dessen Leistungen gewürdigt.
Autor: Gemeindearchivar Dr. Dirk Hecht
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