Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen des Referenten:„Sie als Einzelhändler und Gewerbetreibende müssen verstehen, dass unsere Jugend, die mit dieser Digitalisierung als selbstverständlichem Bestandteil des Lebens aufwächst, den stationären Handel nicht mehr aufsuchen wird, weil sie dort einkaufen MÜSSEN“. Der stationäre Handel und das Gewerbe, auch in ländlichen Regionen wie dem Kreis Germersheim, habe aber gute Chancen, das Internet für die eigene Zukunftsfähigkeit zu nutzen. Die Kunst bestünde zum einen darin, bei der Online-Produktsuche der Kunden im Internet sichtbar zu werden, „denn was im Internet nicht gefunden wird, das gibt es nicht“. Daher sei eines der Schlüsselelemente, die Verfügbarkeit der eigenen Waren im Netz transparent zu machen. Wenn dann noch die Vorteile, die der Vorort-Handel gegenüber dem Internet-Händler hat, mit Kreativität ausgebaut und gut vermarktet werden, kann aus der Kombination aus E-Commerce und stationärem Handel erfolgreiches „Local Commerce“ werden. Haderlein betonte dabei die wachsenden Ansprüche der Kunden an Serviceangebote im Ladengeschäft: Hervorragende Beratungsleistungen, Aufenthaltsqualität, Click &Collect oder Same-day-delivery waren dabei einige Schlagworte.
Ganz dringend riet Haderlein, nicht als Einzelkämpfer zu agieren. „Verstehen Sie das Internet als 1A-Bestlage, auch für Ihren Standort, für Ihre Region“, appellierte er, „Etablieren Sie gemeinsam einen regionalen Online-Marktplatz. Über eine gemeinsame digitale Dachmarke wird es möglich, bei Google für Ihre Stadt und für Ihre Region bildlich gesprochen die Weihnachtsbeleuchtung aufzuhängen“. Im Kampf um die lokale Kaufkraft sollten dazu weitere Angebote wie Gastronomie, Hotellerie, Direktvermarktung und ähnliches geschickt integriert werden. Der Veränderungsprozess in Richtung „Digitales Dachmarketing“ und in Richtung eines regionalen Online-Marktplatzes bedürfe eines langen Atems. Auch wenn die technische Infrastruktur beherrschbar sei, so bedarf es dennoch eines Kümmerers, der vor allem als Moderator, Projektmanager und Organisator fungiere. Die Bereitschaft zur Veränderung sei der gemeinsame Nenner zukünftiger regionaler Interessengemeinschaften, so Haderlein zum Abschluss seines Vortrags.
In der sich anschließenden Expertenrunde wurde das Thema des Vortrags noch erweitert und vertieft. Wirtschaftsförderin und Moderatorin des Abends, Maria Farrenkopf, befragte auf dem Podium Landrat Dr. Fritz Brechtel, Guido Pausch und Dieter Frey, Einzelhändler und Vorstände des Vereins für Handel und Gewerbe in Kandel, Tobias Baumgärtner vom KOBRA-Beratungszentrum in Landau sowie Anja Wittmann, Inhaberin der Agentur für visuelle Kommunikation in Klingenmünster. Beim Gespräch ging es um bisherige Erfahrungen der Einzelhändler mit dem Internet, um den geplanten Breitbandausbau im Kreis, um mögliche Fördertöpfe sowie um konkrete Tipps für Einzelhandel und Gewerbe. Zudem erfuhren die Zuhörer, dass es im Vorfeld in Kandel bereits eine Befragung der Bürger zu ihrem Interesse an einem Online-Marktplatz gegeben hatte: „Die Resonanz war durchweg positiv. Viele Bürger würde gerne mehr in Kandel einkaufen. Ihnen fehle es tatsächlich oft an Informationen aus dem Netz, welche Produkte in der Stadt angeboten werden“, so Guido Pausch. Im Anschluss an das Bühnenprogramm trafen sich Vortragsredner und Teilnehmer der Expertenrunde mit den Gästen zum Gespräch im Rahmen eines Umtrunks.
„Wir werden die Themen Digitales Dachmarketing und Regionaler Online-Marktplatz nun gerne kreisweit angehen. Kosten und Finanzierung, personelle Ausstattung und mögliche Förderungen sind die einen wichtigen Punkte. Ebenso wichtig ist es, einen „Kreis der Willigen“ aus Einzelhändlern, Gewerbetreibenden und kommunalen Vertretern zu finden, die das Projekt inhaltlich vorantreiben“, so Landrat Brechtel abschließend.