Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar (red/ak) – Bei Bauarbeiten für ein Wohn- und Geschäftshaus am Eingang der Plöck waren Ende 2015 Gebeine des ehemaligen St. Anna-Friedhofs gefunden worden. Die Stadt Heidelberg war mit dem Investor des Neubaus, „Erhard & Stern Real Estate“, schnell übereingekommen, die Knochen aus Gründen der Pietät beizusetzen. Mit dem Anna-Platz auf dem Bergfriedhof ist auf Initiative der Stadt Heidelberg hin ein würdevoller Ort für die letzte Ruhe der Gebeine gefunden worden, die dort bereits beigesetzt worden sind.
Zu Ehren der unbekannten Toten haben Dekan Dr. Joachim Dauer vom Katholischen Dekanat Heidelberg-Weinheim und Pfarrer Florian Barth von der evangelischen Kapellengemeinde am Donnerstag, 11. Februar 2016, eine ökumenische Andacht gestaltet. An der Veranstaltung nahmen Bürgermeister Wolfgang Erichson, Vertreter des Landschafts- und Forstamtes und eine Vertreterin des Vereins „Via Monumentum“ teil.
Bürgermeister Erichson betonte die Seltenheit solch eines Fundes und besonders, dass die Umbettung im Einvernehmen zwischen Baufirma und Stadt vorgenommen werden konnte: „Ich bin der Baufirma sehr dankbar, dass sie gemeinsam mit den Kollegen des Landschafts- und Forstamtes diese Lösung gefunden hat, hier die Bestattung zu ermöglichen.“
Ein „Armenfriedhof“, angelegt Ende des 16. Jahrhunderts
Dekan Dr. Joachim Dauer sagte: „Heute geht es um die Unbekannten – Arme, Sünder und Bettler. Wir wissen ihre Namen nicht, aber wir wissen, dass sie hier gelebt haben, dass sie zu uns gehören.“ Ein Gedenkstein, der in Kürze eine Inschrift erhalten wird, erinnert künftig an die rund 60 umgebetteten Toten. Zudem soll eine Informationstafel aufgestellt werden. Vor Ort gibt es zum Gedenken an den ehemaligen St. Anna-Friedhof bereits einen Gedenkstein aus rotem Sandstein und vier weitere Grabsteine.
Der St.-Anna-Friedhof war Ende des 16. Jahrhunderts angelegt worden. Er wurde auch als „Armenfriedhof“ bezeichnet. In unmittelbarer Nähe zu Friedhof und Kirche war ein Hospital angeschlossen, das bis ins 18. Jahrhundert von allen drei Konfessionen genutzt wurde. Bis zur Eröffnung des Bergfriedhofs 1844 wurden auf dem St. Anna-Friedhof auch bedeutende Bürger der Stadt beigesetzt, unter ihnen Johann Heinrich Voß und Anton Friedrich Justus Thibaut. Ihre Gebeine wurden vor der Auflösung 1845 jedoch umgebettet.