Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Die Wirtschaft aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar startet noch zuversichtlich in das Jahr 2016. Steigende Unsicherheiten sind unverkennbar, haben sich jedoch bislang in der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen der Region nicht niedergeschlagen. Die Lageurteile sind insgesamt nach wie vor gut. Prägend ist eine hervorragende Inlandsnachfrage. Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe laufen die Geschäfte rund. Die Investitionsbereitschaft der Betriebe aus der Industrie und dem Dienstleistungsgewerbe hat allerdings zu Jahresbeginn einen spürbaren Dämpfer erfahren. Bei den Industriebetrieben ist dies auch vor dem Hintergrund wachsender Unsicherheiten im Auslandsgeschäft zu sehen. Die schwächere wirtschaftliche Entwicklung Chinas sowie anderer Schwellenländer führt in einigen exportorientierten Industriebranchen zu einer deutlichen Zurückhaltung bei größeren Investitionsentscheidungen. Die immer noch ungelöste europäische Schuldenkrise sowie die wirtschaftlichen Folgen eines weiter sinkenden Ölpreises tragen zudem zu einer Verunsicherung der Unternehmen bei. Derzeit schwer abschätzbar ist, wie sich die steigenden Flüchtlingszahlen auf die Wirtschaft der Region auswirken. So fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke die zentralen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage zusammen, an der sich rund 540 Unternehmen der Region beteiligt haben.
Die Geschäftslage wird von den Unternehmen zu Jahresbeginn nicht mehr ganz so günstig bewertet wie bei der Vorumfrage, sie ist aber weiterhin gut.
Bezogen auf die Gesamtwirtschaft bezeichnen 47 Prozent der Betriebe ihre wirtschaftliche Situation als gut. 44 Prozent der Unternehmen berichten von einer zufriedenstellenden und 9 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Mit +38 Punkten liegt der Saldo der Lagebeurteilungen über dem langfristigen Durchschnitt von +28 Punkten. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben im Vergleich zur Vorumfrage nur leicht nachgegeben. Am günstigsten sind die Erwartungen derzeit im Einzelhandel. „Der niedrige Ölpreis, die niedrigen Zinsen sowie die stabile Situation auf dem Arbeitsmarkt könnten auch in den kommenden Monaten zu einer starken Konsumneigung der Verbraucher führen“, erläutert Nitschke. Bezogen auf die Gesamtwirtschaft rechnen 29 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. 58 Prozent der Betriebe gehen von einer gleichbleibenden und 13 Prozent von einer ungünstigeren Entwicklung aus. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilungen der Geschäftslage und der Erwartungen zusammenfasst, liegt zu Jahresbeginn bei 126 Punkten und damit zwei Punkte unter dem Wert der Vorumfrage vom Herbst vergangenen Jahres.
Mit Blick auf die Beschäftigtenzahlen in der Region erwartet die IHK für die einzelnen Wirtschaftszweige unterschiedliche Entwicklungen. Im Dienstleistungsgewerbe sind die Beschäftigungspläne der Unternehmen weiterhin expansiv ausgerichtet. Die Zahl der Beschäftigten dürfte in den nächsten Monaten weiter steigen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Betriebe geeignete Fachkräfte finden. „Schon heute wissen wir von einigen Unternehmen, dass sie Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen haben. Dies gilt insbesondere für Berufe der MINT-Fächer. Im Übrigen sind nicht nur Akademiker, wie zum Beispiel Informatiker oder Ingenieure, Mangelware auf dem Arbeitsmarkt, sondern vor allem auch beruflich Qualifizierte mit technischer Ausrichtung“, weiß Nitschke aus Gesprächen mit betroffenen Unternehmen. Die Unternehmen aus dem Handel planen derzeit mit einem insgesamt konstanten Personalbestand. In der Industrie dürfte die Zahl der Beschäftigten aufgrund aktueller Meldungen zum Personalabbau durch Unternehmensübernahmen oder durch die Auslagerung einzelner Sparten ins Ausland in den nächsten Monaten abnehmen.
Im Rahmen einer ergänzenden Sonderumfrage wurden die IHK-Mitgliedsbetriebe zu ihren beabsichtigten Auslandsinvestitionen befragt. Mehr als jeder Fünfte plant für dieses Jahr Investitionen im Ausland. Der am häufigsten genannte Grund für Auslandsinvestitionen ist der Aufbau von Vertriebs- und Kundendienststrukturen. Ein Teil der Betriebe nennt zudem die Produktion vor Ort zwecks Kostenersparnis oder aus Gründen der Markterschließung. Die Unternehmen wurden auch nach den Zielregionen für Auslandsinvestitionen gefragt. Bei der aktuellen Umfrage werden die Länder der Eurozone als wichtigste Zielregion für Auslandsinvestitionen genannt. Unverändert hoch ist die Bedeutung von Investitionen in asiatischen Ländern, allen voran in China. „Auch wenn die chinesische Wirtschaft derzeit etwas weniger stark wächst als in den Vorjahren, bietet China für die Unternehmen nach wie vor enorme Wachstumspotentiale“, so Nitschke. Die Exporterwartungen der Industriebetriebe für die asiatischen Märkte haben sich, nach einer spürbaren Eintrübung bei der Vorumfrage, zu Jahresbeginn wieder leicht verbessert. Das niedrigere Wachstum Chinas spiegelt sich jedoch auch weiterhin in den Exporterwartungen der Unternehmen wider. Der Saldo liegt mit +11 Punkten momentan deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von
+24 Punkten. Die Exporterwartungen für die Länder der Eurozone haben sich zu Jahresbeginn verbessert. Die größte Dynamik im Exportgeschäft erwarten die Betriebe von den Ländern der Region „sonstige EU, Norwegen, Schweiz“, zu der unter anderem auch das Vereinigte Königreich, Polen, Ungarn und die Tschechische Republik als wichtige Exportmärkte zählen.