Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar – Die Bündnispartner des Heidelberger Bündnisses gegen Armut und Ausgrenzung– 47 Sozialverbände, Vereine, Gruppen und Organisationen – veranstalten zum zwölften Mal ihre gemeinsame Aktionswoche vom 12. bis 18. Oktober, diesmal mit dem Motto „Eine Stadt für ALLE?“. Immer am 17. Oktober ist der Welttag für die Beseitigung der Armut, den die UN 1992 ausrief.
Vor der Gemeinderatswahl 2014 haben alle Heidelberger Parteien den inhaltlichen Forderungen der Bündnispartner in den „Wahlprüfsteinen“ zugestimmt. Insbesondere das zentrale Thema Wohnen soll in Heidelberg neue sozialere Ziele – mit sogenannten „preiswerten“ oder „bezahlbaren“ Wohnungen – bekommen. Dies bekam sowohl von den Mitgliedern des Gemeinderats als auch vom neu gewählten Oberbürgermeister hohe politische Priorität. Nunmehr fragen die 47 Bündnispartner des Bündnisses gegen Armut und Ausgrenzung nach der Umsetzung dieser Zusagen. Bekanntlich gibt es in Heidelberg über 11.000 arme und armutsgefährdete Menschen – jede 13. Person. Die Zahl der Empfänger von Grundsicherung, von dauerhaft Arbeitslosen und alten Menschen mit zu wenig Rente sinkt nicht. Das Bündnis wendet sich gegen die Verfestigung von Armut und appelliert an die politisch Verantwortlichen, der ungleichen Verteilung des Wohlstands in Heidelberg mit neuen Aktivitäten und mehr finanziellem Engagement entgegenzuarbeiten, um die Zahl der von Armut und Armutsgefährdung Betroffenen zu senken, die schon in Heidelberg leben. Die aktuellen Vorhaben zur Betreuung und Integration von Flüchtlingen ist Teil der gesamten Integrationsarbeit in Heidelberg.
Eine ganz besondere Veranstaltung am 14.10. mit dem Titel „Netzwerk Flüchtlinge stellt sich vor“ (19.30 Uhr, Interkulturelles Zentrum, Landfriedkomplex) stellt die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Heidelberg dar und Aktivitäten, um Integration von Anfang an möglich zu machen. Den Veranstaltern ist es dabei ein ganz besonderes Anliegen, deutlich zu machen, dass ihre Arbeit für Benachteiligte, die schon bei uns leben und die Arbeit für Flüchtlinge unter dem Gedanken der Unterstützung und Integration kein Gegensatz ist und keine Konkurrenz sondern die gleich Ziele hat. Vordergründige Diskussionen über Gegensätze von ärmeren Mitbürgern und Flüchtlingen überdecken sonst den positiven Ansatz der Hilfe für alle Benachteiligten. Es gibt schon länger eine Konkurrenz am Wohnungsmarkt zwischen Menschen mit höherem und Menschen mit niedrigem oder ganz wenig Einkommen.
Das Programm der Aktionswoche 2015
„Kennenlernen“
Die Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen zur Eröffnungsveranstaltung am Montag, den 12.10. (10 bis 13 Uhr, Frauenbad im Alten Hallenbad in der Poststraße) zu kommen und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vieler Bündnispartner und ihre Arbeit kennenzulernen. Dort werden auch Fragen von Studierenden und Schulklassen über mehr Teilhabe der Menschen in Heidelberg am sozialen und kulturellen Leben beantwortet. Diese Veranstaltung wird musikalisch begleitet vom „Beschwerdechor“.
Politischen Veranstaltungen:
- Montagabend (12.10. um 19.30 Uhr bei Verdi, Czernyring 20): Georg Rahmer von ATTAC spricht über „Armut macht krank – Krankheit macht arm“.
- Dienstag (13.10., 19.30 Uhr, Vangerowstraße 3, Luthergemeinde): Zusammenfassende Veranstaltung der Mitmachaktion „Meine Woche mit Hartz IV“. Teilnehmer berichten über ihre persönliche Erfahrung mit dem Sozialhilferegelsatz.
- Mittwoch (14.10., 19 Uhr, VHS, Bergheimer Str. 76): Über „Globale Herausforderung: Gesellschaft und Armut“spricht Dr. Thomas Paffgen.
- Donnerstag (15.10., 19 Uhr, IGM, Friedrich-Ebert-Anlage 24): Marlis Tepe, die Bundesvorsitzende der GEW und Vorsitzende der Stiftung Fair Childhood berichtet über die Ausbeutung von Kindern unter dem Titel „Bildung statt Kinderarbeit und Armut“.
Reihe „Treffpunkte“
- Sonntag (11.10., Vernissage um 17 Uhr in der Bonifatiuskirche am Wilhelmsplatz): Die 3. Ausstellung „ArTmut“ mit dem Thema „LebensKunst“ zeigt Bilder, Zeichnungen, Skulpturen, Fotos und Textilarbeiten über wichtige Lebensthemen im Zusammenhang mit Krankheit und Armut.
- Sonntag (11.10., Karlstorkino um 11 Uhr – Einlass ab 10.30 Uhr): Das Heidelberger Aktionsbündnisses „Welttag der seelischen Gesundheit“ zeigt den Film „Der Solist“ von Joe Wright. Er zeigt eindrücklich, dass Obdachlosigkeit nicht immer verhindert werden kann und Hilfsangebote nur mit den Vorstellungen und Wünschen der Betroffenen entschieden werden können. Anschließend Publikumsdiskussion mit Roswita Lauter vom Zentrum für psychosoziale Medizin, Gerhard Emig vom Wichernheim Heidelberg sowie einem Vertreter der Selbsthilfegruppen über den Zusammenhang von Armut und seelischer Gesundheit unter der Leitung von Jörg Schmidt-Rohr vom VbI.
- Mittwoch (14.10., 18 Uhr, Rohrbacher Str. 22 – Hinterhaus): Bei der Aidshilfe Heidelberg stellen sich HIV-positive und aidskranke Menschen unter dem Titel „Lebendige Bücher“ zu Gesprächen zur Verfügung. „Lies in meinem Leben, wie in einem Buch“ ist das Motto.
- Sonntag (18.10., 18.30 Uhr, St. Michael, Kirschgartenstr. 35): Der ökumenische Abschlussgottesdienst der Aktionswoche. „Die Armen habt ihr immer bei euch. Ihr könnt ihnen Gutes tun, so oft ihr wollt“ steht im Evangelium des Markus, 14, 7, was für diesen Gottesdienst Motto und Herausforderung ist.
- Sonntag (18.10., 19 Uhr, Theater der Stadt Heidelberg, Zwinger 1, Zwingerstr. 3 – 5): Theatertück „Unschuld“ von Dea Loher. Leute mit wenig Geld können über Obdach e. V. (18 755 20 oder info@obdach-hd.de) Karten bekommen. Nach dem Stück über Schuld, Unschuld und Sühne gibt es das traditionelle Publikumsgespräch. Das Bündnis freut sich, dass nunmehr zum vierten Mal das Theater dieses Angebot für weniger Begüterte macht.
Reihe „Rat & Hilfe“
- Verteilt von Montag bis Freitag werden 14 Veranstaltungen vor allem für die selbst von Armut Betroffenen angeboten. Da gibt es – kostenlos natürlich – Tipps zum Leben ohne Schulden, Kochen mit schmalem Budget, ein „Schlemmerkino“, ein Fahrradreparaturworkshop und jede Menge Informationen für das Leben mit wenig Geld.
- Ein ganz besonderes Angebot ist am Sonntag (18.10., 10 Uhr, Meriansaal, Stadthalle Heidelberg) statt: die diesjährige Veranstaltung „MAHL + Zeit der Begegnung“ der „Heidelberger Schatzkiste“ -organisiert von Heidelberg Marketing – mit einem Begegnungsangebot für Obdachlose, ehemals Obdachlose, Inhaber des Heidelberg-Passes und Heidelberger Bürger statt. Anmelden kann man sich bei Obdach e. V. (06221 18 755 20).
Informationen
Alle Einzelheiten der insgesamt 26 Veranstaltungen finden sich auf der Internetseite www.das-heidelberger-buendnis.de und dort im blätterbaren Programmheft, das gedruckt auch bei den Mitgliedern des Bündnisses