Worms / Metropolregion Rhein-Neckar – Im Jahr 2017 jährt sich der Thesenanschlag Luthers zum 500. Mal. Anlässlich dessen wurde im Jahr 2008 die „Lutherdekade” ausgerufen, die bis zum großen Jubiläumsfest 2017 in Wittenberg mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird. Jedes Jahr der Dekade steht unter einem anderen Motto. Oberbürgermeister Michael Kissel ist als Vertreter der rheinland-pfälzischen Lutherstädte Mitglied im Lenkungskreis der Lutherdekade. Als „Glücksfall“ bezeichnet OB Kissel dabei die Berufung von Dr. Ulrich Oelschläger als Lutherbeauftragten der Stadt Worms, zumal dieser als Präses der evangelischen Kirche Hessen-Nassau (EKHN) ebenfalls dem Lenkungskreis angehört und dort kräftig und erfolgreich für Worms geworben hat.
In Worms geht der Blick indessen weit über das Ende der Lutherdekade hinaus. Denn 2021 folgt schließlich ein weiteres Jubiläum: 500 Jahre Reichstag zu Worms. In Worms hat das Thema Luther deshalb einen ganz besonderen Stellenwert – schließlich stand dieser hier einst vor dem Kaiser und verweigerte den Widerruf seiner Thesen. „Damit ist die Widerrufsverweigerung Luthers vor dem Wormser Reichstag ein maßgebliches Ereignis für die gesamte weitere Reformationsgeschichte“, ist Oberbürgermeister Michael Kissel überzeugt. „Nicht zuletzt aus diesem Grund wartet die Lutherstadt Worms mit einem vielfältigen Programm rund um die Lutherdekade auf“, macht OB Kissel auf die zahlreichen Aktivitäten aufmerksam, die von Kulturkoordinator Volker Gallé gemeinsam mit der EKHN und dem Evangelischen Dekanat Worms-Wonnegau entwickelt wurden.
„Bild und Bibel“ lautet das Motto der Lutherdekade 2015. Die Bibelübersetzung Luthers mit ihren neugeschaffenen Sprachbildern und die neue Beziehung von Text und Bild in Büchern, Schriften und Flugblättern des neuen Druckverfahrens läuteten eine Veränderung im Medien- und Bildungsleben ein, die bis heute nachwirkt. Die Stadt Worms und das evangelische Dekanat Worms-Wonnegau beteiligen sich mit einer Vielzahl an Veranstaltungen an diesem bundesweiten Jahresprogramm. Vorträge, Konzerte, Stadtführungen, Studienreisen und eine Licht-Wort-Installation beleuchten das Thema von vielen Seiten. Mit einem Teil des Angebots beteiligt sich die Stadt auch an der Vortragsreihe „Reformation in der Region“ des Instituts für geschichtliche Landeskunde und an der Ausstellung zu Franz von Sickingen im Mainzer Landesmuseum.
Eine besondere Ehre wurde der Stadt Worms im Jahre 2012 zuteil: Der Eröffnungsgottesdienst zum Themenjahr 2013 „Reformation und Toleranz“ am 31.10.2012. wurde in der Wormser Dreifaltigkeitskirche gefeiert. Die Predigt hielt damals die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, und auch der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich nahm an dem Gottesdienst teil. „Das war insofern ein besonderes Ereignis, als außer Wittenberg nur wenige andere Städte den Eröffnungsgottesdienst ausrichten dürfen“, erläuterte Dr. Oelschläger. Beim anschließenden Festakt sprach der Innenminister im Rathaus über „Entwicklung von Identität und Toleranz als ständige kulturelle Herausforderung”.
Nach der Premiere im Jahre 2013 mit einer bemerkenswerten Rede von Bundestagspräsident Norbert Lammert und einem interreligiösen Dialog sind bereits die zweiten „Wormser Religionsgespräche“ in Planung, die im April 2016 stattfinden werden. Thema diesmal: „Gewissensfreiheit in der Einen Welt“. Mit den Religionsgesprächen 2013 zum Thema „Dulden oder verstehen“ hatten Stadt, EKHN (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau) und EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) eine alte Tradition wieder aufleben lassen. Sie reicht zurück bis ins Jahr 1541, als Martin Bucer und Johannes Gropper beim ersten Wormser Religionsgespräch nach einem Konsens in gemeinsamen Lehrartikeln, dem “Wormser Buch”, suchten. Und auch nach dem Augsburger Religionsfrieden, der das Reich in evangelische und katholische Territorien teilte, wurde 1557 beim zweiten Wormser Religionsgespräch, an dem Philipp Melanchthon und erneut Johannes Gropper teilnahmen, abermals Konsensversuch unternommen.
Als weiterer bisheriger Höhepunkt in der Lutherdekade gilt das Open-Air-Konzert „Luther in Brass“ im Jahr 2012, das erste rheinland-pfälzische Blechbläser-Festival, passend zum Themenjahr „Reformation und Musik“.
Im selben Jahr ist auch die Broschüre „Auf den Spuren Luthers und der Reformation in Worms“ in deutscher und englischer Sprache in überarbeiteter Form neu erschienen.
Im Jubiläumsjahr des Thesenanschlags Luthers 2017 soll es im Wormser Heylshofpark von April bis Ende Oktober einen Bildungs- und Erlebnisparcours geben. Die Szene der Widerrufsverweigerung Luthers vor dem Wormser Reichstag 1521 ist neben dem Thesenanschlag in Wittenberg und der Bibelübersetzung auf der Wartburg eine der drei „Urszenen“ der Reformation und damit für die evangelischen Christen in aller Welt von Bedeutung. Luthers Verweigerung des Widerrufs im Jahre 1521 spielte sich im Wormser Bischofshof ab – dem heutigen Heylshofpark. In dem Bildungs- und Erlebnisparcours sollen 2017 historischer Ort und Szene sowie das Thema Gewissensfreiheit unter gegenwärtiger Perspektive inszeniert werden. Unter anderem soll es eine 3-D-Visualisierung des Bischofshofs, eine interaktive künstlerische Installation im Museum Heylshof sowie einen temporären Kunstweg vom Parkgelände über die Hofgasse geben. Die Dreifaltigkeitskirche als gegenwärtiger Ort zum Thema Gewissensfreiheit wird eine Wort-Klang-Installation bereithalten und wird Veranstaltungsort für Vorträge, Konzerte u.ä. sein.
“Die Stadt hat sich darüber hinaus mit guter Aussicht auf Erfolg um den Titel ,Reformationsstadt Europas‘ bei der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa beworben. Das Evangelische Dekanat Worms-Wonnegau bewirbt sich über die EKHN für den ,Europäischen Stationenweg zum Reformationsjubiläum 2017‘,“ berichtet Oberbürgermeister Michael Kissel. Worms ist seit 2014 bereits Mitglied im Europäischen Kulturerbesiegel „Stätten der Reformation“. „Wir haben dank der engen Zusammenarbeit mit dem evangelischen Dekanat und Präses Dr. Oelschläger einiges an Aktivitäten in der Lutherdekade vorzuweisen und spüren dies auch bei der steigenden Zahl touristischen Besuchergruppen. Worms hat als Lutherstadt deutlich an Profil und Bekanntheit gewonnen“, ist Oberbürgermeister Kissel überzeugt.