Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Öffentlicher Vortrag im Rahmen des Jubiläums der Medizinischen Fakultät Mannheim
In der Geschichte der Medizin hat kein Ereignis das Schicksal der Kranken und die psychiatrische Versorgung so einschneidend verbessert wie die Psychiatrie-Enquête 1971-1975. Professor Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Häfner, Initiator und erster Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, hat an der Vorbereitung der Reform in vielfältiger Weise mitgewirkt und die Enquêtekommission als stellvertretender Vorsitzender mit geleitet.
Als Zeitzeuge weiß Professor Häfner eindrucksvoll die Situation der psychisch Kranken in jener Zeit zu schildern. Anhand von Texten, Bildern und Zahlen stellt er in seinem Vortrag an der Medizinischen Fakultät Mannheim am Mittwoch, den 19. November 2014, zunächst den Übergang von der Wegsperrtradition der europäischen Wohlfahrtspolitik zum medizinischen Modell mit der Geburt der Psychiatrie dar.
Als nach dem Kriegsende und dem Massenmord an psychisch Kranken das Vertrauen in die Psychiatrie verloren gegangen war, wurde eine Reform unvermeidbar. Der Bundestag etablierte am 17. April 1970 die Psychiatrie-Enquête. Als unmittelbar Beteiligter berichtet Professor Häfner anschaulich über die Entstehung und die Auswirkungen des Werkes, das die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland analysiert und eine grundlegende Reform der Psychiatrie in Gang setzte.
Mit seinem Vortrag über die Psychiatriereform in Deutschland eröffnet Professor Häfner eine öffentliche Vortragsreihe im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Medizinischen Fakultät Mannheim – jeweils mittwochs um 17.00 Uhr, im Hörsaal 01 der Universitätsmedizin Mannheim. Die Reihe setzt sich am 3. Dezember 2014 mit einem Vortrag von Professor Dr. Axel Bauer fort, der gleichermaßen unter Einbeziehung von Zeitzeugen anschaulich beschreibt, wie das Medizinstudium in Mannheim vor 50 Jahren begann.
Die Reihe wird Anfang des kommenden Jahres mit vier Vorträgen fortgesetzt, die jeweils einem der vier Forschungsschwerpunkte der Fakultät zuzuordnen sind. Die Vorlesungen richten sich an die interessierte Öffentlichkeit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fakultät und Klinikum sowie Studierende.