Ludwigshafen / Metropolregion Rhein Neckar – Das Komponistenporträt der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist in der Saison 2014/2015 Wolfgang Rihm gewidmet, dem bedeutendsten deutschen Tonkünstler der Nachkriegsgeneration und dem wohl produktivsten. Rihm-Kompositionen ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Jahresprogramm des Orchesters, angefangen vom Sommer Musikfest MODERN TIMES bis zu der neuen Reihe REBELLION IM QUADRAT, die Werke der Mannheimer Schule Werke der Karlsruher Schule zur Seite stellt.
Einen großen Rihm-Schwerpunkt erwartet das Publikum der Metropolregion Rhein-Neckar nun beim dreiteiligen „Rihm-Wochenende“ der Staatsphilharmonie am 14., 15. und 16. November 2014 in Ludwigshafen. Im Konzertsaal des Theaters im Pfalzbau wird Chefdirigent Karl-Heinz Steffens beim 1. Philharmonischen Konzert sowie beim Sonderkonzert des darauffolgenden Abends ein außergewöhnliches Programm dirigieren, das nicht alle Tage zu hören ist: Alle vier Sinfonien von Johannes Brahms erklingen im Wechsel mit den Brahms-Hommagen „Nähe fern 1-4“ des Karlsruher Komponisten Rihm – vier zehnminütige Orchesterstücke, die er 2011 für das Luzerner Sinfonieorchester schrieb. Mit dem Titel „Nähe fern“ greift er auf ein spätes Goethe-Gedicht zurück, das er wie Brahms schon als Klavierlied vertont hatte.
15 Jahre lang hat Johannes Brahms um seinen sinfonischen Erstling Nr. 1 gerungen. Ganz anders die Sinfonie Nr. 2 D-Dur, die er nach endgültiger Fertigstellung der Ersten begann und innerhalb kürzester Zeit beendete. Auch die Klanglandschaften könnten unterschiedlicher kaum sein: Hier ein wuchtiges Schwergewicht in c-Moll, dort ein fast heiteres, ländlich-pastorales Orchesteridyll. Diese beiden Sinfonien bilden beim 1. Philharmonischen Konzert am Freitag, den 14. November um 19.30 Uhr im Pfalzbau den Ausgangspunkt für die Orchesterwerke „Nähe fern 1 und 2“ von Wolfgang Rihm, in denen er die jeweilige Klangsprache der brahmsschen Sinfonik reflektiert.
Beim Sonderkonzert am Samstag, den 15. November um 19.30 Uhr dirigiert Steffens die 3. Sinfonie F-Dur und die Sinfonie Nr. 4 e-Moll neben Wolfgang Rihms Nähe fern 3 und 4. Die charakteristischen Harmonien und Motive der Brahms-Sinfonien hat Rihm in jedem der „Nähe fern“-Stücke reflektiert. Und mit ihnen hat er vier ungemein magisch anziehende, selbst den Brahms-Antipoden Wagner und den Brahms-Bewunderer Schönberg streifende Klangorganismen geschaffen.
Das Gesprächskonzert am Sonntag, den 16. November 2014 um 17.00 Uhr in der Philharmonie widmet sich ganz der Karlsruher Schule um Wolfgang Rihm und seine Schüler. Rihm, der jüngst für seine Leistungen vom Bundespräsidenten mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet wurde, wird höchstpersönlich anwesend sein und das Konzert, das in Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe stattfindet, moderieren. Freunde von zeitgenössischer Musik kommen an diesem Nachmittag voll auf ihre Kosten: Rihm begibt sich in seinem Chiffre-Zyklus auf die Suche nach „Klangobjekten, nach Klangzeichen, einer Klangschrift“. Wie Hieroglyphen werden diese in den Klangraum „gemeißelt“. Beginn und Ende einer Komposition sind für Rihm keine punktuellen Ereignisse, sondern Übergänge, die ein Ende immer auch als möglichen Ausgangspunkt für etwas Neues erscheinen lassen. Ebenso gespannt sein darf man auf die Ergebnisse der Rihmschen Talentschmiede mit Werken seiner Schüler Benjamin Scheuer, Kathrin A. Denner und Ralph Bernardy. Mit diesem Konzert beginnt eine auf längere Sicht angelegte Zusammenarbeit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit der Hochschule für Musik Karlsruhe, die sich neben den erfolgreichen Kooperationen mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim sowie der musikalischen Akademie des Nationaltheater-Orchesters der Nachwuchsförderung verpflichtet sieht.
Das Programm in einer umfassenden Übersicht:
Freitag, 14. November 2014, 19.30 Uhr
1. Philharmonisches Konzert: BRAHMS RIHM I
Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Wolfgang Rihm, Nähe fern 1 für Orchester
Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68
Wolfgang Rihm, Nähe fern 2 für Orchester
Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op.73