Die SPD wird bei der Landtagswahl in Brandenburg zum sechsten Mal in Folge stärkste Partei, mit einem Ergebnis ähnlich wie 2009. Die CDU kann zulegen und wird nun zweitstärkste Kraft vor der Linken, die hohe Verluste einfährt. Die AfD schafft auch hier mühelos den Einzug ins Parlament, die Grünen nur knapp, wohingegen die Liberalen nach Sachsen auch in Brandenburg scheitern.
Einmal mehr verdankt die SPD ihren Wahlsieg in Brandenburg einem hohen Parteiansehen und dem positiven Image eines Ministerpräsidenten, der nach gut einem Jahr im Amt an die herausragenden Werte seines Vorgängers Matthias Platzeck anknüpfen kann. So sagen 71 Prozent der Brandenburger, dass Dietmar Woidke seine Sache als Ministerpräsident eher gut macht und dank einer lagerübergreifenden Wertschätzung kommt Woidke auf einen – auch im Vergleich zu anderen Ministerpräsidenten – äußerst positiven Imagewert von 2,5 auf der +5/-5-Skala. Die Kandidaten der Linken, Christian Görke (1,4), und der CDU, Michael Schierack (1,1), folgen mit großem Abstand.
Die Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten entscheidet Woidke klar für sich: 55 Prozent wollen lieber erneut ihn und nur 15 Prozent den CDU-Kandidaten Schierack. Im Duell Woidke gegen Linke-Kandidat Görke bevorzugen ebenfalls 55 Prozent den Amtsinhaber und nur neun Prozent Görke. Rund ein Viertel der Befragten kann sich mangels Bekanntheit nicht dazu äußern. Und auch beim Vergleich der persönlichen und fachlichen Kompetenzen ist Woidke seinen Herausforderern haushoch
überlegen: In Sachen Glaubwürdigkeit, Sachverstand oder Sympathie schlägt der Amtsinhaber seine Konkurrenten von CDU und Linke um Längen.
Der amtierende Regierungschef hat nun die Wahl zwischen einer Fortsetzung der rot-roten-Koalition oder einer Wiederauflage von Rot-Schwarz, die von 1999 bis 2009 das Land regierte. Beide Koalitionsoptionen stehen bei den Brandenburgern ähnlich hoch im Kurs:
Für eine SPD-geführte rot-rote Koalition sprechen sich 44 Prozent aus
(dagegen: 35 Prozent, egal: 18 Prozent), für ein Bündnis aus SPD und CDU
43 Prozent (dagegen: 37 Prozent, egal: 18 Prozent).
Dabei fällt die rot-rote Regierungsbilanz mit einer Bewertung von 1,3 durchaus positiv aus, die Arbeit der Koalitionäre wird im Einzelnen jedoch sehr unterschiedlich wahrgenommen: Die SPD erhält für ihre Regierungsarbeit eine deutlich bessere Note (1,7) als die Linke (0,6).
Bei der Lösung der wichtigsten Probleme setzen beim Top-Thema Arbeitsmarkt 31 Prozent auf die SPD und 29 Prozent auf die CDU (Linke:
vier Prozent). In puncto Bildung und Schule vertrauen 28 Prozent der Brandenburger am ehesten der SPD, 17 Prozent der CDU und 20 Prozent der Linken.
Die AfD wird wie bereits vor zwei Wochen in Sachsen und nun in Thüringen auch in Brandenburg bei allen Wählern unter 60 Jahren zweistellig, lediglich bei den ab 60-Jährigen bleibt sie mit neun Prozent vergleichsweise schwach. Umgekehrt haben in dieser zahlenmäßig größten Wählergruppe SPD (40 Prozent) und Linke (24 Prozent) ihre besten Resultate. Die CDU kann bei den ältesten Wählern hingegen nicht besonders punkten (21 Prozent). Im Gegensatz zur Wahl vor fünf Jahren zeigt sich diese Mal geschlechtsspezifisches Wahlverhalten: Bei Frauen kommt die SPD auf 36 Prozent, bei Männern auf 30 Prozent. Umgekehrt die AfD, die bei Männern 15 Prozent erzielt und bei Frauen zehn Prozent.
Zudem wird die AfD bei Arbeitslosen besonders stark (15 Prozent), bei denen auch die Linke wieder erfolgreich ist (26 Prozent). Bei Selbstständigen erzielt die AfD 13 Prozent, umgekehrt verliert hier die FDP extrem hoch mit elf Prozentpunkten.
Die erstmals bei Landtagswahlen wahlberechtigten 16- und 17-Jährigen entscheiden sich im Vergleich zu allen Wählern unter 30 Jahren häufiger für die Grünen, aber seltener für die Linke und die AfD.
Nachdem 2009 die Wahlbeteiligung unter anderem wegen der zeitgleich stattfindenden Bundestagswahl deutlich höher ausgefallen war als heute, stand für die meisten Wähler nun die Landespolitik im Vordergrund: Für
63 Prozent der Befragten (2009: 54 Prozent) spielten eher landespolitische Aspekte eine Rolle bei der Wahlentscheidung, für 31 Prozent eher bundespolitische Aspekte (2009: 44 Prozent).
Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.347 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Brandenburg in der Woche vor der Wahl sowie auf der Befragung von 12.062 Wählern am Wahltag.
Autor dieser Analyse ist die Forschungsgruppe Wahlen