Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar – In der 8. Minute war es in der Friedrich-Ebert-Halle mucksmäuschenstill, obwohl die TSG Ludwigshafen-Friesenheim zu diesem Zeitpunkt 5:2 vorne lag. Ognjen Backovič lag am Boden, wurde behandelt und verließ humpelnd das Parkett. Jan Claussen, gerade erst wieder in den Kader zurückgekehrt, übernahm den Offensiv- und Erik Schmidt den Defensivpart. Und sie machten es, das vorneweg, gut. 21 Sekunden waren im zweiten Durchgang vorüber, da verließ Arni Thor Sigtryggsson die Platte und kam ebenso nicht wieder zurück. Christopher Klee, in der Endphase der ersten Hälfte bereits eingesetzt, war nun fester Bestandteil eines Teams, das durch die über 1100 Fans phantastisch unterstützt wurde. Ohne die beiden etatmäßigen Rückraumspieler – konnte das gutgehen?
Die Gäste hatten Anwurf und gingen durch Patrick Miedema in Führung. In der Folge glich Philipp Grimm per Konter aus, legte Andrej Kogut nach und sorgte “Phil” Grimm nach einem Bodenpass von Marco Hauk für das 3:1. Bereits die Anfangsphase zeigte, dass es die Auswahl von Thomas König wissen wollte. Die Abwehr zeigte sich beweglich, agierte mit der notwendigen Aggressivität und fischte sich, im Verbund mit einem starken Kevin Klier im Gehäuse, einige Bälle, die über die erste und zweite Welle zu Toren führten. Das Team um Kreisläufer Christian Klimek ließ sich auch durch den Ausfall von Ognjen Backovič nicht aus dem Tritt bringen und baute seinen Vorsprung bis zur 21. Minute immer wieder auf vier Tor aus. Vier Fehlaktionen auf Seiten der Rothemden brachten danach die Formation von Heiner Bültmann auf ein Tor heran. Dass es nicht zum Ausgleich kam, war ein Verdienst von Kevin Klier, der zweimal gegen Jens Wiese und einmal gegen Alexander Terwolbeck rettete. Der 2-Tore-Vorsprung zur Halbzeit war kein Ruhekissen, aber gut für den Kopf.
Nach dem Wechsel entwickelte sich ein Match, das an Spannung und Dramatik gewann. Nachdem HSG-Goalie Björn Buhrmester Würfe von Jan Claussen und Christopher Klee pariert hatte, glich der wurfgewaltige Jens Wiese zum 19:19 aus. Beim Stand von 20:20 musste Christian Klimek für 120 Sekunden von der Platte, womit Gleichzahl bestand, weil zuvor Matthias Poll sich seine erste “Auszeit” eingefangen hatte. Andrej Kogut legte wieder vor und erhielt wenig später ebenfalls eine Zeitstrafe. In Unterzahl glückte Philipp Grimm jedoch mit einem Siebenmeter das 22:21 und der Mann mit Nummer vier erhöhte kurz darauf mit einem Konter auf 23:21. Nordhorn-Lingen kam nochmals auf ein Treffer heran, aber Kevin Klier verhinderte beim Stand von 24:23 gleich dreimal den nächsten Gleichstand. Zunächst blieb er gegen Nicky Verjans Sieger, dann klärte er einen Wurf von Jens Wiese mit dem Fuß und zu guter Letzt parierte er einen Gegenstoß von Patrick Miedema. Nach Marco Hauks Treffer zum 27:24 stach Kevin Klier einen Wurf des Niederländers Bobby Schagen und ebnete so den Weg zum 28:24, das Christopher Klee gelang. Letztendlich sicherten die folgenden zwei Tore von Marco Hauk den zweiten Heimsieg der Eulen und somit die Punkte drei und vier. Den letzten Treffer setzte, willensstark wie eh und je, Philipp Grimm.
“Heute gibt es nicht viel zu lamentieren”, huschte Eulen-Coach Thomas König beim Trainergespräch ein Lächeln über die Lippen. “Die Mannschaft hat heute sensationell gespielt. Zwei Leute möchte ich heute dennoch herausheben. Kevin Klier hat uns mit seinen Paraden den Rücken freigehalten und Christopher Klee hat seine Sache wirklich klasse gemacht. Das tut ihm, das tut uns gut.” “Es war ein verdienter Sieg für Friesenheim, das von Beginn an giftiger, galliger agierte als wir und einfach einen größeren Willen zeigte”, bekannte HSG-Trainer Heiner Bültmann. “Wir haben im Angriff Probleme gehabt und kamen in der Abwehr oft einen Schritt zu spät.” TSG-Rechtsaußen Marco Hauk sagte: “Ich bin sehr glücklich, dass wir ein Heimspiel gewonnen haben. Man hat heute wieder einmal gesehen, was mit Kampf und Wille erreicht werden kann. Heute hat wieder sehr viel zusammengepasst. Das Match haben wir über die Abwehr gewonnen. Die Zuschauer waren begeistert, da müssen wir weitermachen.”
Eine MRT-Untersuchung wird am heutigen Donnerstag Aufschluss über die Schwere der Verletzung von Ognjen Backovič geben. Nicht ganz so dramatisch sieht es bei Arni Thor Sigtryggsson aus, der am Samstag in Eisenach aber wohl auch von außen seinen Kollegen die Daumen drücken kann.
Die Statistik:
TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Bender; Grimm (8/4), Kogut (4), Backovič, Klee (3), Fritsch, Sigtryggsson (3), Hauk (6), Claussen (1), Schwenzer, Schmidt (1), Diehl, Klimek (5); Trainer: Thomas König
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmester, Bartels; Verjans (3), Wilmsen, Miedema (5), Meyer (2), Schagen (6/4), Poll, Trodler, Terwolbeck (2), de Boer (1), Wiese (7); Trainer: Heiner Bültmann
SR: Marcus Hurst (Nieder-Eschbach) und & Mirko Krag (Oberursel) ◊ Zuschauer: 1130 ◊ Zeitstrafen (in Min.): 4:4, Klimek (40.), Kogut (41.) – Poll (39. und 46.) ◊ Siebenmeter: 4/4: 4/4 ◊ Team-Time-out: 26:28, 54:37, 57:49 – 13:40, 51:13
Spielfilm: 3:1 (5.), 6:5 (12.), 11:9 (17.), 14:10 (21.), 14:13 (27.), 16:14 (HZ) – 19:17 (35.), 20:20 (40.), 24:23 (47.), 27:24 (53.), 29:25 (57.), 31:26 (Ende)