Speyer – „Feier der Ehejubiläen“ mit 550 Jubelpaaren im Dom zu Speyer – Hochzeitswalzer vor der Kathedrale

Speyer (is)/ Metropolregion Rhein-Neckar – „Die Ehe – pures Adrenalin“ – „Die Ehe von Mann und Frau ist ein einzigartiger Lebensentwurf, der die Gesellschaft zusammenhält und Zukunft garantiert.“ Dies betonte Weihbischof Otto Georgens am Sonntag im Speyerer Dom zum Auftakt der „Feier der Ehejubiläen“. Die Anwesenheit von 550 Ehepaaren, die in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum begehen, widerlege eindrucksvoll die These, dass die Ehe ein „Auslaufmodell“ sei. An der Feier in der romanischen Kathedrale, die zum fünften Mal stattfand, nahmen unter anderen 316 Paare teil, die in diesem Jahr ihre „Goldene Hochzeit“ feiern. 28 Paare schauten auf 60 gemeinsame Jahre zurück. Zwei Paare begingen 2012 ihre „Eiserne Hochzeit“ (65 Jahre), ein Paar brachte es sogar auf 70 Ehejahre.

Ein gut 50 Jahre altes, acht Meter langes Ruderboot aus Holz im Altarraum des Domes symbolisierte das Eheleben mit frohen, aber auch stürmischen Zeiten. Das Boot, das die Rudergesellschaft Speyer zur Verfügung gestellt hatte, wies Spuren und Schrammen einer langen Fahrt auf, sei aber, wie es zu Beginn der Feier hieß, „immer noch schnittig und tauglich für die gemeinsame Fahrt über das Wasser des Lebens“. Und es sei ein Zeichen dafür, dass Gott – bildlich gesprochen – „mit im Boot ist, das auf dem Meer des Lebens unterwegs ist“.

„Wer wirklich Mumm hat, der wählt den Weg des allergrößten Risikos: die Ehe. Das ist pures Adrenalin, mehr Abenteuer als es eine Affäre sein kann.“ Mit diesem Zitat des polnisch-britischen Soziologen und Philosophen Zygmunt Baumann würdigte Weihbischof Otto Georgens in seiner Predigt die Jubelpaare und machte zugleich jungen Menschen Mut, sich ebenfalls auf dieses „Abenteuer“ einzulassen. Der Weihbischof sagte, die Jubilare wüssten, dass sich das Leben nur meistern lasse, wenn man die Hochs und Tiefs erkenne und annehme. Das Gleichnis von Ebbe und Flut schenke die Hoffnung, in Zeiten, „da wir die Liebe schmerzlich vermissen, dennoch an deren Rückkehr zu glauben“. Es bewahre davor, einfach aufzugeben und schenke Geduld warten zu können. So habe sich das einmal gegebene Ja-Wort der Jubelpaare in den Wechselfällen des Lebens bewährt und bewähre sich im täglichen Für- und Miteinander-Sein. Weihbischof Georgens wünschte den Jubilaren, das „Boot ihres Lebens“ möge weiterhin „seetüchtig bleiben“.

Der Festgottesdienst, den unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori die Kinder- und Jugendkantorei am Dom zu Speyer sowie Domorganist Markus Eichenlaub (Orgel) musikalisch mitgestalteten, stand erneut unter dem Leitmotto „Liebe miteinander leben“. Mit Symbolen, die sich ebenfalls auch das Thema „Boot“ bezogen, brachten Ehepaare bei der Gabenprozession ihr bisheriges gemeinsames Leben vor Gott und die Gemeinde. So verdeutlichte ein Ruderpaddel, dass man nur „gemeinsam vorwärts kommt, gut aufeinander abgestimmt, sonst fährt man im Kreis“. Ein Rettungsring stand für „Achtsamkeit im Beziehungsalltag, Fürsorge und Besorgtsein sowie die Bereitschaft tagtäglich aufeinander zu achten“. Mittels einer Seekarte wurde zum Ausdruck gebracht, dass im Laufe eines Ehelebens vieles erst erkundet und eine gemeinsame Landkarte abgesteckt werden muss. Schließlich verband ein Ehepaar mit Brot und Wein die Bitte um Menschen, die Unterstützung leisten, und vor allem um die Nähe Gottes.

Emotionaler Höhepunkt war für viele der Jubilare der Segen, den ihnen der Weihbischof sowie weitere Priester und Diakone nach Abschluss des Gottesdienstes ganz persönlich zusagten. Bereits zuvor hatten die Paare in einem Gebet ihr Eheversprechen erneuert: „Wir danken dir und einander für die gemeinsame Zeit und für die Wege, die du uns geführt hast. Wir wollen weiterhin zueinander stehen in guten und schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit.“

Anschließend trafen sich die Ehejubilare zu einem Empfang im nördlichen Domgarten und nahmen zahlreiche Glückwünsche entgegen, unter anderem von Weihbischof Georgens sowie Mitgliedern des Domkapitels. Den Abschluss bildete traditionsgemäß der Hochzeitswalzer vor der Kathedrale.