Worms – „Zwischen Hebbel und Goebbels“: Stadtarchiv zeigt Fotoausstellung zu Nibelungenfestspielen 1937

Worms / Metropolregion Rhein-Neckar – Vor fast genau 75 Jahren, Ende Juni 1937, inszenierten die NS-Machthaber in Worms (unter Aufnahme örtlicher Pläne und älterer Ideen) erstmals „Nibelungenfestspiele“. In deren Mittelpunkt stand die Aufführung von Hebbels „Nibelungen“ im Festhaus, inszeniert vom Hessischen Landestheater Darmstadt mit seinerzeit sehr bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern, im Beisein von hoher NS-Prominenz. Kein geringerer als Propagandaminister Joseph Goebbels war es, der diesen Rahmen, die so genannte „Reichstheaterwoche“, zu einer politischen Kundgebung nutzte. Erstmals 1914 hatte man an der Stadtspitze für die Zeit ab dem Folgejahr solche Theaterinszenierungen mit begleitendem Programm geplant, der Krieg warf die Pläne jedoch zurück und auch danach hatte man zunächst ganz andere Sorgen. Erst in den dreißiger Jahren kamen die Ideen wieder auf die Tagesordnung, wurden dann aber sehr schnell von den Verantwortlichen der NS-Propaganda und –„Kultur“ von Berlin aus gesteuert. Bis 1939 wurden die jährlichen Aufführungen in ähnlicher Weise wiederholt und man war bemüht, eine Tradition zu begründen.
Das Stadtarchiv und das Jüdische Museum (Raschi-Haus) erinnern mit einer Fotoausstellung (von Mittwoch, 01.08. bis Freitag, 31.8.) während der diesjährigen Nibelungenfestspiele, deren Inszenierung diesmal bekanntlich bewusst an die 1930er Jahre anknüpft, an diese Aufführungen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Inszenierungsfotos, außerdem Programmhefte und Materialien zum politischen Rahmen.

Inhaber von Eintrittskarten der Festspiele haben während der Festspieltage (3.8. bis 19.8.2012) freien Eintritt in das Jüdische Museum, Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 12.30 Uhr sowie von 13.30 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Kostenlose Abendführungen durch die Ausstellung mit Archivleiter Dr. Gerold Bönnen inklusive Hintergrundinformationen zu den Festspielen der 30er Jahre werden angeboten am Donnerstag, 09.08. und am Donnerstag, 16.8., jeweils um 18.00 Uhr.