Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar – MAORIE kombiniert Deutsch- und Orientierungskurs, Computerkurs und Praktikum – Wartezeit im Asylverfahren sinnvoll nutzen
Um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern, hat der Caritasverband Mannheim ein neues Projekt gestartet: Mannheimer Orientierungskurse für Flüchtlinge – kurz MAORIE. Es beinhaltet einen Deutschkurs, einen Orientierungskurs, einen Computerkurs und ein Praktikum. Im Februar hat die erste Gruppe mit 17 Bewohnern der Staatlichen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge mit dem Unterricht begonnen.
Drei Jahre warten Flüchtlinge im Schnitt, bis über ihren Asylantrag entschieden wird. „Viel zu lange“, urteilt Caritas-Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein. „Deshalb fordern wir als Caritas schon lange, das Asylverfahren zu beschleunigen.“ In dieser Zeit dürfen die Flüchtlinge weder arbeiten noch haben sie Anspruch auf Integrationskurse. Mit dem MAORIE-Projekt will die Caritas ihnen ermöglichen, die Wartezeit sinnvoll zu nutzen und sich verschiedene Kompetenzen anzueignen. In dem Projekt lernen sie nicht nur deutsche Grammatik, sondern auch, sich im Umgang mit Behörden, Ärzten und anderen Institutionen sowie im allgemeinen Leben in Deutschland zurechtzufinden. Wie kaufe ich ein Ticket für die Straßenbahn? Wie mache ich einen Arzttermin? Wie melde ich mein Kind in der Schule an? Solche Alltagsfragen werden behandelt.
In einem Computerkursus werden ihnen Grundlagen der Textverarbeitung und Internetrecherche vermittelt sowie wie man eine Bewerbungsmappe erstellt. Bei einem anschließenden zwei- bis dreiwöchigen Praktikum in einem Unternehmen sollen sie verschiedene Arbeitsplätze kennenlernen. Das Projekt wird zur Hälfte vom Europäischen Flüchtlingsfonds finanziert und ist auf drei Jahre angelegt. Insgesamt sollen in dieser Zeit 60 Flüchtlinge mit einer Aufenthaltsgestattung oder Duldung gefördert werden.
„Das MAORIE-Projekt soll eine Hilfe zur Selbsthilfe sein“, erklärt Regina Hertlein. „Neben der Einzelfallhilfe durch unsere Flüchtlingsberatung braucht es auch ein Gruppenangebot, wo Sozialkompetenzen im Umgang miteinander und im Hinblick auf das gesellschaftliche Miteinander in Deutschland vermittelt werden.“ Abteilungsleiterin Sigrid Kemptner ergänzt: „In dem Kursus entwickeln sich Freundschaften, das ist ein wichtiger Nebeneffekt. Die Teilnehmer lernen, sich gegenseitig zu unterstützen.“ Einer von ihnen, ein 24-jähriger Iraner, sagt: „Ich finde es gut, dass ich in dem Kurs Menschen anderer Kulturen kennenlerne.“ Nach dem Projekt will er seine Deutschkenntnisse weiter verbessern.
Projektmitarbeiterin Victoria Simic erzählt: „Ich habe noch nie mit so motivierten Leuten gearbeitet. Sie wollen immer noch mehr Hausaufgaben, mehr Unterricht.“ Die gewonnenen Kompetenzen helfen den Flüchtlingen weiter, ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder in ihre Heimatländer zurückkehren. Die erste Gruppe soll nach neun Monaten Unterricht im November ihre Zertifikate bekommen. 2013 werden Deutsch- und Orientierungskur kombiniert und die Kursdauer auf sechs Monate verkürzt, sodass im zweiten Jahr zwei Gruppen das Projekt durchlaufen. Unterstützt werden die Teilnehmer durch die Caritas-Kulturdolmetscher und durch Nachhilfe von Ehrenamtlichen. (juk)
BU: Projektmitarbeiterin Léila Schürle unterrichtet die Teilnehmer des MAORIE-Projekts. Foto: Koch