Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar (gek) – Wundervoller Handballabend in Ludwigshafen – Videobericht folgt – Die Truppe von Thomas König sorgt in der TOYOTA Handball-Bundesliga weiter für positive Schlagzeilen: Mit einer kämpferisch und spielerisch überzeugenden Leistung setzten sich die Handballer der TSG Ludwigshafen-Friesenheim vor 2 200 begeisterten Zuschauern gegen die favorisierte TSV Hannover-Burgdorf mit 29:26 (15:11) durch und zogen in der Tabelle mit nun sechs Pluspunkten an den Niedersachsen vorbei. Die Eulen, die sich im ersten Abschnitt ab der 15. Minute einen Vorsprung erarbeiteten, der zwischenzeitlich fünf und zur Halbzeit vier Tore betrug, zeigten eine glänzende Moral und eine beeindruckende mentale Stärke, als in Durchgang zwei binnen zehn Minuten ein 6-Tore-Vorteil verspielt wurde und der Gast gar mit 19:18 in Führung ging. Wie schon in Wetzlar, blieben die Eulen cool und drehten das Match wieder. Überragender Akteur auf der Platte war TSG-Linksaußen Philipp Grimm, der allein sieben seiner insgesamt elf Treffern in den letzten zwanzig Minuten im Burgdorfer Gehäuse unterbrachte. Während auf Seiten der Gäste der 129-fache polnische Auswahlakteur Piotr Przybecki sein Saisondebüt gab, war das auf Friesenheimer Seite Marco Hauk.
Bild: Stefan Bonnkirch im IGespräch mit Gerold Kuttler (li.) Pressesprecher der Eulen
Der TSG-Eulen-Fan-Club hatte sich etwas einfallen – mit in die Höhe gereckten Papiertafeln in Farben rot und weiß wurden die Teams in der nahezu ausverkauften Halle begrüßt, in der eine prächtige Stimmung herrschte. Und erstmals in dieser Saison stand Andrej Kogut bei den Pfälzern in der Startformation. Hannover hatte Anwurf und legte durch Torge Johannsen vor. Die Auswahl von Thomas König glich durch Andrej Kogut aus und ging durch Treffer von Gabor Ancsin, der durch Jan-Lars Gaubatz in der Abwehr ersetzt wurde, und Andrej Kogut mit 3:1 in Front. Das Match verlief in der Folge ausgeglichen, wobei die Führung nur einmal wechselte, als Asgeir Örn Hallgrimsson und Lars Lehnhoff ihre Farben mit 6:5 nach vorne brachten. Nun begann eine starke Phase der Eulen. Die Abwehr stellte die TSV-Angreifer vor manches Rätsel und sorgte dafür, dass die Schiedsrichter mehrmals Zeitspiel anzeigten. Gabor Ancsin traf zum 8:7, auf der Gegenseite warf Morten Olsen, der insgesamt blass blieb, übers Gehäuse, und Philipp Grimm verwandelte seinen zweiten Siebenmeter. Als die Gäste erneut ins Zeitspiel kamen, honorierten das viele TSG-Fans mit Standing Ovations. Und nach dem nächsten Angriff erhielt Evgeni Pevnov Sonderbeifall. Der russische Kreisläufer erfasste die Situation blitzschnell, als die Kugel schon auf Nenad Puljezevic zurollte, und stürzte sich dem Ball hinterher. Mit den Fingern stupste “Effe” das Runde am verdutzten Keeper vorbei ins Netz. Die Friedrich-Ebert-Halle geriet zum Tollhaus und Hannovers neuer Coach Aron Kristjansson griff erst einmal zur Grünen Karte. Dann vergab Lars Lehnhoff seinen ersten Strafwurf und Gabor Ancsin, der eine überzeugende erste Hälfte spielte, machte das 11:7. Die erste Zeitstrafe des Abends erhielt Jacek Bedzikowski, was Stefan Bonnkirch nutzte und den Vorsprung auf fünf Tore ausbaute. Wenige Sekunden vor der Pause, der Vorsprung der Rothemden hatte sich bei beim Stand von 15:11 nur minimal verändert, zeigten der Pole Piotr Przybecki und sein Coach Aron Kristjansson Nerven und erhielten jeweils eine Zeitstrafe.
Die zweifache Überzahl nutzend, baute Evgeni Pevnov mit einem Doppelschlag die Führung nach Wiederbeginn weiter aus. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die TSG-Akteure leisteten sich binnen weniger Minuten acht Ballverluste durch Fehlpässe oder Würfe, die eine Beute von Nenad Puljezevic wurden oder am Tor vorbeigingen. Erst traf Hannes Jon Jonsson vom Strich aus, dann legte Torge Johannsen mit zwei Treffern nach und Asgeir Örn Hallgrimsson netzte zum 17:15 ein. Piotr Przybecki überwand Kevin Klier ein zweites Mal und der Anschluss war geschafft. Doch es sollte für die Gäste noch besser kommen. Mit seinem dritten und auch letzten Tor gelang Piotr Przybecki der Ausgleich. Schließlich beendete Stefan Bonnkirch die TSG-Flaute. 30 Sekunden später trug sich Hannes Jon Jonsson in die Torschützenliste ein, und sein isländischer Kollege Vignir Svavarsson drehte die Partie. Wie würde das junge Eulen-Team darauf reagieren, welche Antwort würde sie in den restlichen knapp 20 Minuten geben? Nun waren die Burgdorfer an der Reihe, Fehler zu machen. Und der Neuling ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen. Auf Seiten der Pfälzer rückten nun zwei Akteure besonders in den Fokus – Torwart Kevin Klier und Philipp Grimm. Der Linksaußen drehte wie in dieser Saison noch nie auf, und hatte bis zum Ende eine fast perfekte Wurfquote. Philipp Grimm machte die nächsten fünf TSG-Goals, eines davon in Über-, eines in Unterzahl und eines per Gegenstoß. Dann hatte Kevin Klier ausgesprochenes Pech, als der Siebenmeterwurf von Hannes Jon Jonsson erst an den Pfosten ging und anschließend an Kliers Fuß und von dort ins Tor. Die Grimm-Show ging indes nach Stefan Bonnkirchs 24:21 weiter. Kevin Klier fischte sich ein Wurf von Jan-Fiete Buschmann und Philipp Grimm rannte wie um sein Leben – 25:21, und das Publikum raste vor Begeisterung. Selbst eine Zeitstrafe für Marco Hauk, der den am Sprunggelenk verletzten Stefan Bonnkirch ersetzte, überstand das König-Ensemble. Die Entscheidung brachten die Tore von Gabor Ancsin und Jan-Lars Gaubatz sowie der von Kevin Klier gehaltene Siebenmeter knapp dreieinhalb Minuten vor dem Ende. Den letzten Treffer setzte Philipp Grimm per Strafwurf, den Benjamin Matschke “gezogen” hatte.
“Friesenheim hat verdient gewonnen”, erkannte TSV-Coach Aron Kristjansson den Eulen-Sieg neidlos an und gratulierte Thomas König zum “Geburtstagssieg”. “In der ersten Halbzeit haben wir zu defensiv gespielt”, meinte der 38-jährige Isländer. “Wir haben nur 20 Minuten guten Handball gespielt.” Bedient war auch der Sportliche Leiter der Niedersachsen, Stefan Wyss: “Wir sind sehr enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben. Unsere Abwehrarbeit war über 50 Minuten grottenschlecht. Es ist ernüchternd und unbefriedigend nach den Erlebnissen aus dem Gummersbachspiel. Die einzige positive Mitnahme aus diesem Spiel ist der Einsatz des lange verletzten Piotr Przybecki.” Thomas König freute sich sehr über den ersten Zweier auf eigenem Parkett und machte “eine große Willensstärke” seines Teams aus. “Die Mannschaft ist sehr stabil und hat ein gutes Überzahlspiel gezeigt. Herausragend war heute Philipp Grimm.” Alexander Becker sah eine “gute Leistung der gesamten Mannschaft, aus der Philipp herauszuheben ist. Unser großes Plus ist, dass wir nicht aufgeben und um jedes Tor kämpfen.” Debütant Marco Hauk war der Ansicht, dass “wir wieder positiv überrascht haben. Wir wussten, dass es schwierig wird. Ich finde, dass wir gut gespielt haben. Vorne waren wir phasenweise zu hektisch , aber wir sind derzeit schon auf einer Welle. Umso wichtiger ist, dass wir punkten. Das Kollektiv ist entscheidend.” Regisseur Andrej Koguts Fazit: “Das Wichtigste war, dass wir bis auf zehn Minuten das Spiel dominiert haben. In der zweiten Halbzeit sind wir ein bisschen hektisch geworden, da hatten wir einen kurzen Knick. Kevin hat ganz wichtige Bälle gehalten und Philipp hat sicher getroffen, das waren in der Schlussphase die zwei entscheidenden Männer. Über die gesamte Dauer haben wir eine geschlossene Leistung geboten, und für Gabor hat´s mich echt gefreut.”
Die Statistik:
TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Pfeiffer; Grimm (11/4), Kogut (3), Dietrich (1), Müller, Pevnov (5), Hauk, Matschke (1), Ancsin (4), Becker, Dissinger, Gaubatz (1), Bonnkirch (3); Trainer: Thomas König
TSV Hannover-Burgdorf: Meyer, Puljezevic; Johannsen (3), Repke, Jonsson (3/2), Hallgrimsson (4), Jurdzs (5), Buschmann, Lehnhoff (6/2), Rydergard, Przybecki (3), Bedzikowski, Svavarsson (1), Olsen, Eigentor Klier; Trainer: Aron Kristjansson
SR: Ronny Dedens & Nico Geckert (beide aus Magdeburg) ? Zuschauer: 2 200 ? Zeitstrafen (in Min.): 6:10, Pevnov (38.), Dietrich (48.), Hauk (54.) –– Bedzikowski (22.), Rydergard (24.), Przybecki (30.), Kristjansson (30.), Jonsson (43.) ? Siebenmeter: 5/4 : 7/4, Matschke scheitert an Puljezevic –– Lehnhoff wirft am Tor vorbei (19.), Jonsson trifft den Pfosten (49.) und verwirft gegen Klier (57.) ? Team-Time-out: 29:43 und 58:54 – 18:07 und 56:07
Spielfilm: 3:1 (5.), 4:4 (8.), 7:7 (14.), 12:7 (22.), 13:9 (26.), 15:11 (HZ) – 17:11 (32.), 17:17 (39.), 18:19 (41.), 23:20 (49.), 26:23 (54.), 29:26 (EN)