Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar – Auftaktveranstaltung: Im Westen altersgerecht alt werden – Bundesministerium und KfW-Bank fördern barrierefreien Umbau in Speyer – Da staunen die Anwohner nicht schlecht: Plötzlich stehen rund 50 Menschen auf dem Rasen zwischen den Häusern und singen „Jetzt kommen die lustigen Tage“. Was die Verblüfften von ihren Balkonen aus beobachten können, ist Teil der Auftaktveranstaltung der GEWO zu einem außergewöhnlichen Bauprojekt im Speyerer Westen – dort soll das Älterwerden leichter und attraktiver werden. Dazu beitragen werden neben mehr barrierefreien Wohnungen ein Neubau für den rührigen Seniorenverein „Die munteren S.“ und eine Quartiersmensa für Jung und Alt.
Dieses innovative Maßnahmenpaket für altersgerechtes Wohnen ist etwas ganz Besonderes in Rheinland-Pfalz: Die GEWO (Gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungs GmbH) und das Büro Stadtberatung Dr. Sven Fries konnten gemeinsam mit ihrem Vorhaben so überzeugen, dass es nun als landesweit einziges dieser Art vom Bundesbauministerium und der KfW-Bank gefördert wird.
„Ältere Menschen wollen so lange wie möglich, auch wenn sie gepflegt werden müssen, in der gewohnten Umgebung bleiben“, sagt Bürgermeisterin Monika Kabs. Doch dafür bedarf es zunächst einmal baulicher Voraussetzungen. „Wir haben gut 300 Wohnungen, die schon barrierefrei sind“, erläutert GEWO-Geschäftsführer Alfred Böhmer, „aber das ist noch zu wenig.“ Um Barrierefreiheit zu garantieren, wird die Wohnungsbaugesellschaft neue Wohnungen errichten, aber auch mit pfiffigen Ideen im Bestand umbauen. „Als wir 1995 begonnen haben mit dem Thema Barrierefreiheit, war das ein Randthema“, erzählt Norbert Hook, als freier Architekt einer von zehn Beratern für barrierefreies Bauen und Wohnen in Rheinland-Pfalz und Partner des Projekts. „Inzwischen hat sich das Bewusstsein der Bevölkerung geändert.“
Und inzwischen ist klar: Was für Ältere gut ist, kann auch für Jüngere von Vorteil sein. Zum Beispiel der Kontakt zwischen den Generationen. Dieser wird ausdrücklich gewünscht in der zukünftigen „Quartiersmensa“. Den kleinen, aber feinen Unterschied, macht, ein Wort im Namen: Die geplante „Quartiersmensa plus in Sankt Hedwig“ wird für den Speyerer Westen sehr viel mehr sein als eine reine Kantine zur Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse – eben eine offene Begegnungsstätte mit einem „Plus“. Hier, wo die GEWO bald das ursprüngliche, nicht mehr zeitgemäße Gemeindezentrum umbaut, werden Kommunikation, Beratung und Hilfe groß geschrieben. Senioren und Jugendliche, junge Familien und Arbeitssuchende werden mit unterschiedlichen Angeboten gleichermaßen angesprochen. „Frühe Hilfen“ geben wertvolle Tipps für den Alltag mit dem Baby, die Bildungsberatung hilft bei der Suche nach Ausbildungsplätzen, Qualifizierungsmaßnahmen machen fit für den Job. Im Boot sind auch die Pfarrgemeinde Sankt Hedwig, das Haus für Kinder und K.E.K.S. mit seinen Kursen, Vorträgen und dem Familiencafé.
„Wir fühlen uns alle noch einigermaßen fit“, erklärt Horst Meyer, Vorsitzender des Vereines „Die munteren S.“. Dessen derzeit 14 Mitglieder im Alter von 69 bis 83 Jahren wollen sich ebenfalls einbringen in die Gemeinschaft der Quartiersmensa. Nicht nur, weil die meisten von ihnen bald in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen werden: Die GEWO plant derzeit ein Haus mit etwa 16 Mietwohnungen nur für die muntere Seniorentruppe. „Nur wer weiß, wie das ist, alleine zu wohnen, kann mitfühlen“, erklärt Meyer den Beweggrund, gemeinsam dort einzuziehen – jeder in seine eigene Wohnung, und doch unter einem Dach. „Wir wollen miteinander alt werden und uns gegenseitig helfen“, sagt er. Ein Konzept, das Ria Krampitz, Leiterin des Seniorenbüros, nachahmenswert findet: „Ich finde es schön, dass in Speyer auch alternative Wohnformen immer mehr Gehör finden.“
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