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Walldorf – „Jetzt entscheidet die Bevölkerung“

Walldorf / Metropolregion Rhein-Neckar – Bürgerversammlung informierte zu verschiedenen Standpunkten – das Kreuz mit dem Kreuz
Bei der Bürgerversammlung zum Thema der Drehscheiben-Bebauung, zu der die Stadt am 29. März in die Astoria-Halle eingeladen hatte, waren sich alle Redner – ob Befürworter oder Gegner – in einem Punkt einig: Die Bevölkerung entscheidet am 18. April und alle wünschen sich eine hohe Beteiligung und das Kreuzchen an der „richtigen“ Stelle.
Das in Walldorf seit Monaten wohl am meisten diskutierte Thema der Drehscheiben-Bebauung in städtischer Regie wurde in der vollbesetzten Mehrzweckhalle nochmals von vielen Seiten beleuchtet und gab den interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Meinungen zu äußern. Bevor Beigeordneter Otto Steinmann, dazu ab 21 Uhr aufforderte, informierten einerseits Bürgermeister Heinz Merklinger, Stadtbaumeister Dieter Astor, Kämmerer Stefan Weisbrod und Gesundheitsökonom Bernd Wiesner auf städtischer Seite sowie andererseits Wilfried Weisbrod und Thomas Wolf für die „Bürgerinitiative Drehscheibe“.
 
 
„Großer Nutzen für alle“

Bürgermeister Heinz Merklinger resümierte in seinem Plädoyer für eine neugestaltete Drehscheibe nochmals die wichtigsten Punkte. Er machte deutlich, wie wichtig dieses „Zukunftsprojekt“ für die Stadt sei. Eine der häufigsten an ihn gestellten Fragen sei, wann das Projekt endlich verwirklicht werde, stellte er fest. „Die Bevölkerung wartet darauf, dass die alles andere als attraktive Situation an diesem zentralen Platz, der eigentlich eine Visitenkarte sein soll, endlich beseitigt und Vergangenheit wird.“ An dieser
Stelle biete sich die einmalige Chance, funktionale wie wirtschaftsstrategische Zielsetzungen zu vereinen, erklärte er. Sowohl der Einzelhandel brauche diesen längst überfälligen Impuls als auch die fachärztliche Versorgung. Merklinger mahnte, den „Kopf nicht in den Sand zu stecken“, und die aktuellen alarmierenden Berichte in punkto Ärztemangel und Versorgungsdefizite ernst zu nehmen. Der Trend in Richtung einer zentralisierten fachärztlichen Versorgung sei eindeutig, daher wolle Walldorf im Drehscheiben-Gebäude auch Flächen für Fachärzte, die es in Walldorf nicht (mehr) gebe realisieren. Er forderte eindringlich, nicht länger zu warten, bis weitere Fachärzte abwanderten und die lokale Versorgung nicht mehr ausreichend gewährleistet sei. Sollte dies nicht gelingen, wären „Sie alle die Verlierer“, stellte er fest. Die durch das Bürgerbegehren und den Bürgerentscheid entstandene zeitliche Verzögerung habe dazu geführt, dass ein potentieller Bewerber, der im Ärztehaus ein Dialysezentrum betreiben wollte, sich nun zurückgezogen habe. Merklinger zitierte aus dem Absagebrief, dass der „politische Widerstand im Gemeinderat und die erneute Debatte“ diesen Entschluss herbeigeführt hätten. Die Planungssicherheit sei nicht mehr gegeben. „Verzögerungstaktik ist eindeutig Verhinderungstaktik“ erklärte der Bürgermeister hierzu. Um die bereits vorhandenen ernsthaften Interessenten zu binden, müssten endlich die Realisierung als kommunales Projekt, die endgültige Bau- und Bauzeitplanung und die Mietkonditionen feststehen. „Keiner von uns würde einen Blankovertrag unterschreiben, bei dem dies noch nicht geklärt ist.“ Dass ein Ärztehaus im Zentrum, wofür sich in erster Linie ein Großteil der Ärzteschaft stark gemacht habe, nicht nur für Patienten Vorteile bieten könne, sondern für Ärzte besonders attraktiv sei wegen der vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit, hob Merklinger als weiteren bedeutsamen Vorteil hervor. „Mich beschäftigt, wieso man sich gegen ein solches Projekt wenden kann, das für uns alle und unsere künftigen Generationen erkennbar großen Nutzen bringt“, so Merklinger, der als weitere Pluspunkte die Ansiedlung einer führenden Drogeriekette im Erdgeschoss des Gebäudes und eine deutlich verbesserte Verkehrserschließung an der Drehscheibe anführte. „Wir haben gute Gründe für eine kommunale Trägerschaft“, erklärte Merklinger nochmals zum Abschluss des Abends. Sie sei ein Teil zukunftsorientierter, nachhaltiger Kommunalpolitik, die man nicht in ungewisse Zeiten verschieben dürfe. 
 
Perfekte Perlenschnur
 
Wie man sich die neue Drehscheibe vorstellen kann, zeigte Stadtbaumeister Dieter Astor anschaulich mit Rundum-Panoramen. „So könnte es werden“, meinte er und demonstrierte die neue Verkehrsführung mit Oval-Kreisel, Gebäude und Platz von verschiedenen Standpunkten aus. Gezeigt wurde eine Lösung, die das Grundstück optimal ausnutzen würde. Die „offene Wunde“ mitten in der Stadt müsse wieder „ein lebendiges Herz implantiert bekommen“, diagnostizierte er. Die Drehscheibe fehle noch im Kontext der „Walldorfer Perlenschnur“, entlang derer sich die bereits neue gestalteten Plätze von der Katholischen Kirche bis zum Rathaus aufreihten.
 
„Prinzip Vorsicht“
 
„Weniger als ein Zehntel aller Investitionsausgaben der nächsten Jahre bis 2013 entfallen auf das Projekt an der Drehscheibe“, meinte Kämmerer Stefan Weisbrod beim Blick auf die Finanzen. Man könne, nachdem Walldorf sowohl 2009 als auch im laufenden Jahr über hundert Millionen Euro an Steuereinnahmen verzeichnen könne, das gesamte ehrgeizige Investitionsprogramm, zu dem auch die Neue Soziale Mitte, Walldorf-Süd und das neue Hallenbad gehören, in vollem Umfang mit Eigenmitteln finanzieren. Im Vergleich mit anderen kommunalen Projekten sei das Projekt an der Drehscheibe hinsichtlich der Folgekosten eine zu vernachlässigende Größe. Man gehe vielmehr nach der derzeitigen Konzeption von einer kostendeckenden Einrichtung aus. Man habe alle Risiken aus der Investition sorgfältig abgewogen, wozu vor allem das Risiko des Mietausfalls zähle. Dazu gehöre auch die Frage der Mietsteigerungen, die in Zukunft laut Experten nicht mehr möglich seien. „Nach dem Prinzip der Vorsicht beurteilen wir die künftige Entwicklung wesentlich negativer als es uns die Entwicklung der Vergangenheit gezeigt hat“, erklärte Weisbrod. Anders als bei vielen anderen städtischen Einrichtungen könne man ein Gebäude wie das an der Drehscheibe geplante auch wieder verkaufen. Sowohl die Verzinsung des eingesetzten Kapitals von rund drei Prozent als auch die Mietpreise zwischen 8,50 und 10 Euro pro Quadratmeter seien angemessen.
 
Letzte freie Fläche
 
„Die Drehscheibe ist Walldorfs letzte freie Fläche“, daher müsse man die Bebauung überdenken und dürfe die Gestaltung nicht künftigen Generationen entziehen, lautete Wilfried Weisbrods Aufforderung. Er und Thomas Wolf sprachen für die Bürgerinitiative, die sich gegen das Projekt an der Drehscheibe wendet. Die Bürgerinitiative sei nicht grün, sondern rot, gelb, schwarz und farblos, also bunt, meinte er zur Zusammensetzung der Gruppierung. Die ärztliche Versorgung in Walldorf sei nicht gefährdet, erklärte Weisbrod, dies sei möglicherweise erst langfristig der Fall. Das Ärztehaus bedeute lediglich eine Verlagerung von Praxen. Wer beim Bürgerentscheid mit „Ja“ stimme, gefährde daher nicht die ärztliche Versorgung. Neue Fachärzte könnten seiner Auffassung nach sofort nach Walldorf kommen. Wegen „besserer Konditionen“ sei ja auch der einzige Walldorfer Augenarzt nach auswärts in ein Ärztehaus gezogen. Ein zu hohes Verkehrsaufkommen hätte das Dialysezentrum mit sich gebracht. Der Verkehr müsse raus aus der Stadt und nicht rein. „Wir unterstellen, dass Interesse besteht, zuerst den Platz zu gestalten“, so Wilfried Weisbrod, der die Ästhetik der Walldorfer Plätze als „ökologisch tot“ beschrieb. Generell dürfe es nicht Ziel der Kommune sein, steuerfinanzierte Konkurrenz zu Walldorfer Geschäften und Praxen zu schaffen. Für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung sei weder ein neuer Drogeriemarkt noch ein Dialysezentrum oder eine Tiefgarage notwendig. Er stellte in Aussicht, falls der Bürgerentscheid im Sinne der Initiative ausgehe, eine Investorengruppe an der die Apothekerbank beteiligt sei, zur Hand zu haben und schlug als Standort für ein Ärztehaus das Areal beim Nahversorgungszentrum (Edeka/Aldi) vor. Wie Bürgermeister Heinz Merklinger später erklärte, hatte die Stadt mit derselben Investorengruppe bereits Gespräche geführt. Angesichts der Konditionen hätte dieser aber kein Interesse mehr gezeigt. Thomas Wolf machte noch Anmerkungen zur möglichen Gestaltung des Gebäudes und sprach sich gegen ein Flachdach aus.
 
 
Die Zukunft gehört den medizinischen Zentren
 
„Die Anzahl der Fachärzte in Walldorf könnte deutlich größer sein“ – so Bernd Wiesners Fazit. Wiesner wurde von der Stadt als erfahrener Gesundheitsökonom zu Rate gezogen und hat, wie er erklärte, bereits viele ernsthafte Interessenten für ein Walldorfer Ärztehaus an der Drehscheibe.
 
Aus Walldorf habe er Interessenten der Fachrichtungen Innere Medizin, Orthopädie, Gynäkologie, Hausarzt, Zahnmedizin, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Aus der Umgebung nannte er vier Augenärzte aus Wiesloch, Weinheim und Heidelberg, zwei Urologen aus Sinsheim und Heidelberg, einen Dermatologen aus Leimen und einen Chirurgen aus Wiesloch. Wiesner erläuterte, dass dies für einige der Ärzte bedeute, in Walldorf eine „Filiale“ zu eröffnen, was nach heutigem Recht möglich sei. Auch würden einige der Ärzte in einem weiteren Schritt Spezialsprechstunden von Kollegen anbieten, wie zum Beispiel von Rheumatologen, Handchirurgen und anderen. Mit einem „Nein“ beim Bürgerentscheid könne die medizinische Versorgung in Walldorf langfristig auf hohem Niveau gesichert werden. Wenn nichts geschehe, werde die Versorgung mit Fachärzten weiterhin abnehmen. Wolle man dem entgegenwirken, brauche man ein medizinisches Zentrum, denn Einzelpraxen seien definitiv ein Auslaufmodell. Die Zukunft gehöre den medizinischen Zentren. Als Beispiel nannte er Kulmbach, Schwarzenbach oder Naila in Franken, wo es einerseits misslungen oder gelungen war, das Rad herumzureißen. Er betonte auch, wie wichtig die Unterstützung der Stadt sei, um ein solches Projekt zu realisieren. „Es muss einen Mix aus ortsansässigen und externen Medizinern und Dienstleistern geben, die ein gemeinsames Konzept zum Wohl der Bürger und der Versorgung vor Ort umsetzen“, lautete Wiesners Statement. Sehr deutlich machte er auch, dass man nun rasch handeln müsse, um die Interessenten nicht wieder zu verlieren. „Es muss schnell gehen!“
 
 
Vom „Kreuz mit dem Kreuz“
 
Fragen und Meinungen aus dem Publikum –
 
Rund eine Stunde lang hatte das Publikum das Wort. Bei allen Fragen und Meinungsäußerungen stand das Thema „Ärztehaus“ im Vordergrund. Eine junge berufstätige Mutter plädierte für mehr Fachärzte, denn diese seien gerade für Familien sehr wichtig. Man müsse auch an den neuen Stadtteil Walldorf-Süd und die Familien denken, die man nach Walldorf holen wolle. Auch für die Umwelt sei es besser, wenn man nicht immer das Auto für Fahrten zu Ärzten brauche. An die Adresse der Bürgerinitiative meinte sie, dass sie deren Argumente nicht nachvollziehen könne, wenn das Ärztehaus dann doch kommen solle. Ein anderer Redner sprach aus aktuellem Anlasse lange Wartezeiten bei Fachärzten an, die zwar vor Ort, sehr gut, aber dadurch auch sehr überlaufen seien. Eine weitere Wortmeldung kam zur Drehscheibe als „idealem Ort“, zumal hier die Busanbindung gegeben sei. Angesichts der seit Jahren eher stagnierenden Einwohnerzahl Walldorf meinte ein Bürger, woher die ausreichende Patientenzahl für neue Fachärzte kommen solle, woraufhin Bernd Wiesner erklärte, dass die rund 15.000 Einwohner Walldorfs für die angesprochenen Disziplinen, die es noch nicht gebe, ausreichend seien. Wie man nun plötzlich einen neuen Investor aus dem „Ärmel schütteln“ könne, fragte eine weitere Besucherin des Abends. Worauf Wilfried Weisbrod meinte, dass die Stadt nicht intensiv genug gesucht habe und der Bürgermeister zu bedenken gab, dass man mit genau diesen Investoren bereits gesprochen habe – ohne Erfolg. Bedenken zu vermehrtem Verkehr in der Ringstraße durch den Ovalkreisel an der Drehscheibe befürchtete eine Anwohnerin der Ringstraße. Stadtbaumeister Dieter Astor bestätigte jedoch, dass der Verkehr nicht verdrängt werde, da der elliptische Kreisel voll funktionsfähig sein werde.
 
Über das Kreuz mit Kreuz machte sich ein weiterer Redner Gedanken und bat die Stadt, der er für den Abend mit objektiven Informationen dankte, nochmals deutlich zu veröffentlichen, wo man das Kreuz machen müsse, wenn man für das Projekt sei und nochmals auf die Bedeutung der Wahlbeteiligung hinzuweisen.
 

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