Ludwigshafen – Friesenheim landet 32:23-Coup in Bietigheim

Ludwigshafen-Friesenheim / Metropolregion Rhein-Neckar (gek) – Es waren noch drei Minuten in der Bietigheimer Sporthalle am Viadukt zu absolvieren, da klatschte Friesenheims Trainer Thomas König seine Spieler auf der Bank einer nach dem anderen ab. Ein Strahlemann nach dem anderen war da zu sehen, und die Rothemden freuten sich zu Recht. Und auf der Tribüne schallte es aus der TSG-Ecke “Auswärtssieg, Auswärtssieg” – der über 50-köpfige Anhang des letztjährigen Vizemeisters feierte in ausgelassener Stimmung das sportlich Gebotene, das an die Vorstellungen der letzten Runde erinnerte. Das Friesenheimer ballwerfende Personal nahm die Hürde beim Vierten der Vorsaison mit einem unerwartet deutlichen 32:23 (12:12), bot in dieser Spitzenpartie in der Abwehr eine beeindruckende Leistung und hielt den Rückraum der Hausherren weitgehend in Schach. Mit nun 5:1 Zählern bleiben die Pfälzer auf Rang fünf, da die vor der TSG platzierten verlustpunktfreien Teams ebenfalls ihre Spiele gewannen. Summa summarum ein gelungener Start der König-Schützlinge in die 15. Zweitligasaison. Bietigheim, das nach zwei Auswärtsspielen gegen Friesenheim seine Heimpremiere feierte, tat sich im Angriff über die gesamte Distanz gegen eine aggressive Abwehr äußerst schwer und hatte auf der Torhüterposition an diesem Abend eine klaren Nachteil. Kevin Klier stach den heimischen Keeper Benjamin Krotz klar aus. “Unser Auftaktprogramm hat es in sich”, hatte SG-Coach Uwe Rahn die ersten Pflichtspiele gewertet und gegen Friesenheim “ein extrem schwieriges Spiel” erwartet. Dass es derart schwierig werden würde, hätte auf SG-Seite wohl kaum einer für möglich gehalten. Mit nun 2:4 Punkten startete Rahns Formation nicht wunschgemäß, kann dies aber in den kommenden Wochen korrigieren. Das Format hat sie allemal.
 
Der Hausherr hatte in dieser Begegnung Anwurf, und Robin Haller, Bietigheims Tormaschine, prüfte gleich einmal TSG-Torwart Klier. Dieser ließ sich nicht überraschen, genauso wenig wie bei Würfen von Christian Löffler und Christian Schäfer kurz darauf. Erst im sechsten Angriff, Friesenheim lag zu diesem Zeitpunkt mit drei Toren vorne, glückte Bietigheim das erste Goal, das Nico Kibat markierte. “Bereits die Anfangsphase hat deutlich gemacht, wie schwer wir uns in der Offensive getan haben”, stellte Uwe Rahn nach der Partie fest. In der 12. Minute lag der Gast erneut mit drei Toren in Führung, als Philipp Grimm mit einem Siebenmeter sein zweites Erfolgserlebnis hatte und zum 3:6 traf. In den folgenden Minuten stellten die Rothemden ihre Torproduktion zwar nicht ganz ein, aber einige Fehlaktionen führten zu Ballverlusten, insbesondere misslangen Anspiele an den Kreis, und Würfe fanden nicht ihr Ziel. Da aber die TSG-Abwehr und Keeper Klier weiter auf hohem Niveau agierten, dauerte es lange, ehe die SG BBM zum Ausgleich kam. Das 8:8 machte Kibat in der 22. Minute per Strafwurf, und Heuberger profitierte dann von einem weiteren Fehlpass, was die erste Führung für die Rahn-Fraktion bedeutete. In den verbleibenden knapp acht Minuten bis zur Halbzeit wechselte die Führung mehrmals, und letztlich gingen die Kontrahenten mit einem Gleichstand in die Kabinen.
 
Nach der Pause kam das König-Personal wieder glänzend in die Partie. Mindaugas Veta, Evgeni Pevnov mit einem sehenswerten Rückhandwurf und Grimm warfen ein 12:15 heraus, ehe Heuberger diese kleine Serie unterbrach. Die Hausherren blieben auf Schlagdistanz, verkürzten ihren Rückstand durch Jochen Bauer (14:16), Heuberger (15:17) und Haller (16:18) jeweils auf zwei Tore. TSG-Rechtsaußen Thomas Zellmer leitete mit dem 16:19 freilich die Phase ein, die die frühe Entscheidung herbeiführte. Die Defensive um Abwehrchef Gunnar Dietrich agierte im Verbund mit Klier auf höchstem Niveau, war aggressiv, sehr aufmerksam und zwang die SG-Offensive zu schlecht vorbereiteten oder zu frühen Abschlüssen. Nach Schäfers einzigem Treffer zum zwischenzeitlichen 18:22 trafen Grimm, Dietrich (2) und Jan-Lars Gaubatz per Konter, was die TSG mit acht Toren in Front brachte. Bietigheim hatte seine Linie verloren, Trainer Rahn kassierte in dieser Phase eine Zeitstrafe, und spätestens nach Benjamin Matschkes 20:28 knapp sechs Minuten vor dem Ende waren die letzten Zweifel am Sieger beseitigt. Frank Müller und seine Kollegen hatten dem Gastgeber den Zahn gezogen, und sie spielten die restliche Zeit ohne Probleme herunter, wobei sich auch noch Gabor Ancsin und Christian Dissinger in die Torschützenliste eintrugen.
 
“23 Gegentore gegen Bietigheim, das sagt alles”, lautete der erste Kommentar von TSG-Cheftrainer Thomas König. In der Tat war die Abwehrarbeit der Rothemden der Schlüssel zum zweiten Friesenheimer Auswärtssieg. “Wir hatten uns vorgenommen, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten”, erläuterte König auf der Pressekonferenz. “Uns ist gelungen, die Bietigheimer Qualitäten aus dem Rückraum nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Robin Haller hatten wir im Griff, was ein Verdienst der gesamten Abwehr war. Klier war sehr gut. Dietrich spielte in der Defensive sensationell und hat auch im Angriff gezeigt, dass er für uns ein ganz wichtiger Mann ist. Das Gesamtpaket stimmt. Mit unseren Fans, davon bin ich überzeugt, werden wir in dieser Saison noch viele schöne Erlebnisse haben.” Bietigheims Coach Uwe Rahn ärgerte sich, dass “wir zu ungeduldig gespielt haben. Wir haben uns heute viele Würfe genommen, die wir nicht hätten nehmen dürfen. Das waren 40-, 50-Prozent-Würfe. Und auch die 100-prozentigen Chancen haben wir zu oft nicht im Tor untergebracht. Die Niederlage, so bitter sie auch ist, ist in dieser Höhe verdient. Die TSG hat uns den Schneid abgekauft.”
 
“Diese Mannschaft ist schlagbar”, hatte vor der Partie Thomas König verlauten lassen. Sein Ensemble hat das in Bietigheim auf eine beeindruckende Weise realisiert. Starker Torwart, herausragende Abwehrarbeit, entschlossen im Abschluss und homogen im Auftreten – die TSG Friesenheim ist glänzend in die Saison gekommen.
 
Die erste “englische” Woche führt die Pfälzer nun zur SG Köndringen/Teningen. Beim Regionalligisten steht die Begegnung in der 2. Runde des DHB-Pokals an (Mittwoch, 23. September 2009, 20 Uhr). Danach werden Kevin Klier und seine Mitstreiter versuchen, ihre Erfolgsserie in eigener Halle gegen den mit 4:2-Punkten gestarteten TV Korschenbroich auszubauen (Sonntag, 27. September 2009, 18 Uhr). Friesenheim hat, die Relegationspartie gegen Hannover-Burgdorf eingeschlossen, von den letzten elf Spielen vor heimischer Kulisse zehn gewonnen. Einzig Bittenfeld konnte einen Zähler ergattern.
 
Die Statistik:
 
SG BBM Bietigheim: Krotz, Lenz; Haller (3), Kibat (6/3), Knierim (4/2), Heuberger (5), Schäfer (1), Bauer (1), Rothe, Blodig (1), Hinz, Löffler, Auer (2); Trainer: Uwe Rahn
 
TSG Friesenheim: Klier, Pfeiffer; Grimm (8/3), Zellmer (3), Dietrich (7/2), Müller (2), Pevnov (3), Ruß, Matschke (2), Ancsin (1), Veta (2), Becker, Dissinger (1), Gaubatz (3); Trainer: Thomas König
 
SR: Fabian Baumgart (Neuried) & Sascha Wild (Offenburg) ? Zuschauer: 950 ? Zeitstrafen (in Min.): 16:6, Löffler (8.), Kibat (17. und 52.), Rothe (23. und 36.), Auer (28. und 48.), Rahn (49.) – ? Dietrich (22. und 45.), Pevnov (26.) ? Siebenmeter: 6/5 : 6/5, Kibat trifft das Quergebälk (45.) – Grimm wirft über das Tor (44.) ? Team-Time-out: 41:02 – 29:32
 
Spielfilm: 2:4 (8.), 3:6 (12.), 5:7 (18.), 8:8 (22.), 10:10 (25.), 12:12 (HZ) – 14:16 (36.), 16:21 (42.), 18:24 (48.), 19:27 (53.), 20:29 (56.), 23:32 (Ende)