Walldorf / Rhein-Neckar – „Es geht um Themen, die sich um Euch drehen“, meinte Lorenz Kachler, Rektor der Waldschule an die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 8, als er die „Wilde Bühne“ ankündigte. Er versprach den erwartungsvollen Schülerinnen und Schülern ein „gutes Programm“. Auf Inititative von Schulsozialarbeiter Manfred Bugert, in Kooperation mit dem JUMP Walldorf hieß es dann „Rück’ die Kohle raus“ und „Lukas im Netz“.
Mit ihrem Theater zum Mitmachen thematisierten die fünf Darstellerinnen und Darsteller der „Wilden Bühne“, wie das Mädchen Julia von zwei älteren Jungs erpresst wird und dadurch in Versuchung kommt, das benötigte Geld bei einer Mitschülerin zu stehlen und wie Lukas bei einer peinlichen Situation während des Unterrichts – zunächst unbemerkt – per Handy fotografiert wird und das Bild flugs im Internet seine weltweite Verbreitung erfährt. Wie soll man da cool bleiben? Wie kommt man aus dieser Klemme wieder heraus ohne Gewalt und wo gibt es Hilfe? Mitten in den Szenen wurde „angehalten“ und die Schülerinnen und Schüler übernahmen die eine oder andere Rolle und lieferten ihren Lösungsvorschlag. So schlüpfte Marcel in die Rolle des Lukas und versuchte total ruhig zu bleiben. Er überlegte auch, ob man den Vorfall mit dem unerlaubten Foto und der Verbreitung über das Internet nicht doch der Polizei melden sollte. Eine fundierte Antwort konnte hier Oberkommissar Jürgen Rauch vom Polizeiposten Walldorf geben, der auch Jugendsachbearbeiter ist. „Das Einstellen des Fotos ins Internet ist strafbar“, meinte er klipp und klar. Dies sei ja gegen den Willen von Lukas geschehen und der Schuldige, sofern 14 Jahre alt, zur Rechenschaft zu ziehen. „Es folgt eine Anzeige und dann ist es ein Fall für die Staatsanwaltschaft“, so Rauch. Der Computer des Schuldigen könnte für ein Jahr beschlagnahmt werden und Sozialstunden seien abzuleisten – keine rosigen Aussichten. Julia, die an Peter und Pasxal „Kohle rausrücken“ sollte, fühlte sich sehr verlassen, da ihre Mutter kaum Zeit für sie hatte und durch familiäre Verpflichtungen total überfordert wirkte. „Mama, hör mir zu!“ schrie eine der Schülerinnen auf der Bühne schließlich mit Nachdruck und schaffte es tatsächlich, sich Gehör zu verschaffen. „Wir gehen sofort zur Polizei“, meinte die erschrockene Mutter. Auch im Fall einer Erpressung sei die Polizei die richtige Adresse, lobte Jürgen Rauch den Vorschlag der Mutter. Schulsozialarbeiter Manfred Bugert, Jeannette Zeiher vom JUMP, Oberkommissar Jürgen Rauch und auch Schulleiter Lorenz Kachler freuten sich, wie die Schülerinnen und Schüler mitmachten und auch auf der Bühne durchweg eine gute Figur abgaben. Finanziell wurde das Projekt von verschiedenen Vereinen unterstützt, die sich für die kommunale Kriminalprävention stark machen. Weitere Aktionen dieser Art werden sicher folgen.