Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Verführt werden sollen Jugendliche mit einem neuen Projekt der Stadtbibliothek – zum Lesen. Das Projekt „Leseanreize“ wendet sich gezielt an Hauptschüler, weil diese in der Regel lieber zur Fernbedienung des Fernsehers als zum Buch greifen. Durch maßgeschneiderte Angebote wie cool ausgestattete Medienkisten oder Diskussionsrunden soll sich das ändern. Der dafür notwendige finanzielle Rahmen kommt vom Rotary Club Mannheim, der für diese Leseförderung 4.900 Euro zur Verfügung stellt. „Wir unterstützen sehr gerne Projekte im Jugend- und Bildungsbereich, denn das sind Investitionen in die Zukunft. Das Konzept der Stadtbibliothek zur Leseförderung bei Hauptschülern hat uns überzeugt“, so unisono Präsident Dr. Ulrich Nieß und Dr. Ernstlothar Keiper, Vorsitzender der Fördergemeinschaft des Rotary Clubs. Herzstück des Konzepts, von dem derzeit bereits acht siebte Klassen von Mannheimer Hauptschulen profitieren, sind zwei Medienkisten, ausgestattet mit rund 70 Büchern über Casting-Shows, Gewalt, Fußball, das „erstes Mal“ oder Drogen – alles Themen, die die Jugendlichen direkt ansprechen. Zu jedem Buch gibt es einen MP3-Player mit einer passenden Hörprobe. So können die Schüler im Unterricht ganz schnell herausfinden, ob sie das Buch interessiert, ob es im wahrsten Sinn des Wortes spannend klingt, bevor sie es auswählen und lesen. Für den Klang verantwortlich sind übrigens zwei Vorlesepaten der Stadtbibliothek, die die Hörproben aufgenommen haben, sowie die amtierende Mannheimer Stadtschreiberin für Kinder- und Jugendliteratur Antje Wagner. Die 7c der Humboldtschule ist die erste Klasse, die die Medienkiste ausleihen darf. Die Schüler stehen schon in den Startlöchern, denn sie müssen für den Unterricht eine Buchpräsentation vorbereiten und können sich nun aus den Jugendbuchtiteln, akustisch unterstützt, etwas Geeignetes aussuchen. Lutz Jahre, Leiter des Fachbereichs Bildung: „Sprache und lesen sind die Schlüssel, um an unserer modernen Welt teilhaben zu können, sowohl privat als auch beruflich. Wir wollen Jugendliche, die gar nicht oder nur wenig lesen, besser erreichen durch Themen und Medien, die sie interessieren. Durch die großzügige Spende des Rotary Clubs Mannheim können wir das Hauptschul-Projekt nun systematisch angehen.“ Weitere Bausteine des Konzepts sind Diskussionsrunden oder Lesungen – im kommenden Herbst soll es als Abschlussveranstaltung sogar eine Schauerlesung in den „Katakomben“ des Mannheimer Schlosses geben – sowie Fortbildungen für Multiplikatoren. So fand bereits eine Veranstaltung „Leseförderung für Nicht- und Wenigleser“ statt, bei der Lehrer, Mitarbeiter der Jugendförderung und Bibliothekare Tipps und Tricks an die Hand bekamen, wie man junge Lesemuffeln zu Büchern „verführen“ kann.